Nach den Fondszertifikaten und den Zertifikatefonds warten nun auch noch aktiv gemanagte Zertifikate auf die Anleger. Vier Banken haben an der SWX bereits entsprechende Produkte kotiert. Die Ähnlichkeit zu den klassischen Anlagefonds ist frappierend. Die Vermischung der beiden Anlageklassen findet also immer neue Formen. Während bei den Fonds die passive Variante mit den Exchange Traded Fonds (ETF) auf dem Vormarsch ist, geht es bei den Zertifikaten nun in die andere Richtung. Aktiv gemanagte Zertifikate, kurz AMC für «Actively Managed Certificates», setzen nun auf das Wissen von Fachkräften.
Outperformance wird gesucht
Die Argumentation entspricht demnach jener aktiv verwalteter Fonds. «Der Vorteil liegt darin, dass Know-how, Erfahrung und Gespür für die Bewegungen im Markt in die Strategie bzw. in die Performance eines aktiv verwalteten Zertifikats einfliessen», so Merrill Lynch. AMC seien deswegen so interessant, weil der Manager, welcher die Anlageentscheide fälle, rasch auf sich verändernde Marktbedürfnisse reagieren und so eine mögliche Outperformance zum Benchmark erzielen könne, betont man weiter.
Market-Maker-Vertrag ist Pflicht
Da bei Anlagefonds häufig das Fehlen einer solchen Outperformance kritisiert wird und deshalb ETF im Kommen sind, mag die Entstehung dieser neuen Zertifikatekategorie dennoch etwas zu verwundern. Steffen Scheuble, Geschäftsleiter der ZJ Consulting AG, eines führenden unabhängigen Beratungsdienstleister für strukturierte Finanzprodukte, sagt dazu: «Im Grunde befasst sich diese Thematik mit zwei Themenkreisen: Aktivem oder passivem Management sowie Fonds oder Zertifikaten. Jedes dieser Themen kann auch direkt mit dem jeweiligen anderen kombiniert werden.» Bisher seien eben eher aktiv gemanagte Fonds und passiv gemanagte Zertifikate/ETF üblich, der Trend gehe aber klar Richtung Verschmelzung der jeweiligen Bereiche, so Scheuble. Ebenso wie aktiv gemanagte Zertifikate seien auch ETF auf aktiv gemanagte Indizes denkbar.
Bis die ersten aktiv gemanagten Zertifikate an der SWX kotiert werden konnten, brauchte es jedoch einige Abklärungsarbeit. Es stand die Frage im Raum, ob es sich bei diesen Produkten um ein Umgehungsgeschäft des neuen Kollektivanlagegesetzes (KAG) oder um vom KAG ausgenommene strukturierte Produkte handle. Erst Ende Juni kam der offizielle Bescheid der Zulassungsstelle der Schweizer Börse SWX, dass aktiv gemanagte Zertifikate kotiert werden dürfen. Allerdings unter der Bedingung, dass ein Market-Maker-Vertrag unterschrieben werden muss und damit ein relativ enger Spread garantiert wird. Dies im Sinne des Investorenschutzes und weil die aktuelle Zusammensetzung des Baskets oder Index dem Anleger aus Wettbewerbsgründen nicht (sofort) publik gemacht werden könne, so die SWX. Zudem sind die Gebühren und die Behandlung der Dividenden offenzulegen. Die qualitative Entscheidung über Veränderungen im Basiswert darf jedoch nur in einem klar definierten Rahmen geschehen, um eine Umgehung des KAG zu vermeiden. Investitionsrichtlinien und das entsprechende Titeluniversum müssen bei der Emission festgelegt sein und dürfen nicht mehr verändert werden. Wie die bereits kotierten Beispiele zeigen, werden meist auf ihrem Gebiet führende Fachkräfte mit dem Management betreut. Bei ABN Amro mit Adamant ein massgebliches Researchhaus im Gesundheitswesen oder bei der Credit Suisse mit Holt ein Experte auf dem Gebiet der Bewertungssoftware und des unabhängigen Research für Vermögensverwalter.
Vontobel mit tiefster Gebühr
ABN Amro/Adamant Healthcare Momentum Index Open End Zertifikat (Franken-Version Valorennummer 3028508, Euro- 3028504, Dollar- 3041610) verlangt eine Gebühr von 1,2%. Die Credit Suisse Quasi Perpetual Certificates in Dollar (2871889) oder Franken (2871883) auf den HS60 Index powered by Holt eine jährliche Gebühr von 0,84%.
Das Merrill-Lynch-Zertifikat auf den MLEurope 1 Index (2764373) setzt für eine Gebühr von 1% auf positive Aktienempfehlungen der ML Europa-Researchanalysten. Laufzeitende ist der 14. November 2016. Das ML Renewable Energy Index Zertifikat (2914380) läuft am 3. März 2017 aus und verlangt eine jährliche Gebühr von 1%. Die Vontobel Raiffeisen Zertifikate Alternative Anlagen I (3077130) und II (3077131) schichten für eine Managementgebühr von 0,3% Hedge- Fonds der Vontobel-Tochter Harcourt gewinnbringend um.