BILANZ: Professor Fink, PricewaterhouseCoopers (PwC) schlägt McKinsey – überrascht Sie das Ergebnis?
Dietmar Fink: Auf den ersten Blick schon, auf den zweiten nicht. Man muss die Schwerpunkte berücksichtigen: McKinsey ist traditionell stark bei Themen wie Restrukturierung und Kostenreduktion. Da lässt man auf Kundenseite auch mal den einen oder anderen unzufriedenen Mitarbeiter zurück. Firmen wie PwC sind stark bei Aufbruchthemen wie der Vorbereitung und der Finanzierung von Firmenkäufen. Da fühlt man sich stark, da ist man zufrieden – auch mit den Consultants. Ein psychologischer Faktor, den man jetzt gerade in der Krise beobachten kann: Da unangenehme Themen dominieren, sinkt die Zufriedenheit mit den Beratern.
Sie führen die Umfrage auch in Deutschland durch. Dort sind die Unternehmen mit den Beratern deutlich zufriedener.
Das stimmt. Die Schweizer Zufriedenheitswerte hatten wir in Deutschland vor acht bis zehn Jahren. Dass dort die Werte heute besser sind, liegt vor allem daran, dass der Umgang mit den Beratern professioneller geworden ist – die Kunden wissen, was sie verlangen können. In dieser Hinsicht hinkt die Schweiz offenbar etwas hinterher.
Berater lohnen sich also nicht.
Das wäre ein sehr oberflächlicher Blick. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Schweizer in ihren Bewertungen eher zur Skepsis als zur Euphorie neigen.
Die Berater haben die derzeitige Krise genauso wenig kommen sehen wie sonst jemand.
Da haben Sie recht.
Sind sie dann jetzt noch glaubwürdig genug, die Unternehmen aus der Krise zu führen?
Ich kritisiere die Berater ja gerne, aber nicht in diesem Fall. Der Ursprung der Krise ist an Stellen entstanden, wo sie nicht tätig waren. Die Krise hätten die beteiligten Banker voraussehen müssen, nicht die Berater.
Es waren Berater von Oliver Wyman, die der UBS empfahlen, Milliarden in Subprime-Papiere zu investieren.
Das mag wohl stimmen. Und Oliver Wyman hat sich damit vermutlich auch keine Lorbeeren verdient. Aber als Gesamtaussage über die Branche ist das trotzdem nicht zulässig.
Die meisten Consultancies finden sich selber in der Krise, bauen Stellen ab, müssen Rabatte geben. Ist die Beraterbranche ein Fall für die Berater?
Zum Teil. Wobei sie mit der Situation deutlich besser zurechtkommen als bei der letzten Krise 2002. Heute geht man gelassener und vernünftiger vor. Und manche Anbieter, speziell im Restrukturierungs- und Beschaffungsbereich, boomen geradezu. Was sie nie öffentlich sagen würden, um nicht als Krisengewinnler dazustehen.