Es ist eine im Ausland kaum bekannte Gegend – doch nun soll es eine neue Tourismusdestination werden. Die Rede ist nicht vom Feriendorf Andermatt des ägyptischen Investors Samih Sawiris. Sondern von einem anderen Projekt, dass ebenfalls eine wenig prestigeträchtige Region auf die touristische Landkarte setzt: Das luxuriöse Golfresort La Gruyère im Kanton Freiburg.
Am Ufer des Greyerzersees entstehen bis 2023 über hundert hochpreisige Wohnungen und ein Fünf-Sterne-Hotel mit 85 Zimmern. Das Resort wird zudem drei Restaurants, einen Wellnessbereich, Seminarräume und einen Club am See umfassen. Insgesamt werden auf dem 82 Fussballfelder grossen Grundstück 350 Millionen Franken verbaut und 160 Stellen geschaffen.
Drei Aktionäre stemmen das Projekt
Hinter dem Projekt stehen drei Investoren: Der Schweizer Urs Müller und seine Frau Martine, der französische Immobilienentwickler Michel Benedetti sowie der chinesische Unternehmer YongJun Li.
Li und weitere chinesische Investoren kontrollieren die Hälfte an der Projektgesellschaft. Die Müllers halten einen Fünftel, die Holding von Bendedettis Familie besitzt 30 Prozent.
Urs Müller und Michel Benedetti hatten die 18-Loch-Golfanlage 2009 gekauft und das Projekt aufgegleist. Nach langer Suche konnten sie YongJun Li für das Projekt gewinnen. Der Chinese hat sein Vermögen unter anderem mit Immobilien in China gemacht und ist in der Schweiz noch nicht als Investor aufgetreten. Die Schweiz ist ihm aber durch seine beiden Töchter vertraut: Sie studieren an der Hotelfachschule Lausanne.
Wird «La Gruyère» ein zweites Projekt Andermatt? Und ist es ein Nachteil, Chinesen an Bord zu haben? Golf-Resort-Chef Urs Müller nimmt Stellung.
Die US-Kette Hyatt eröffnet ein Fünf-Sterne-Hotel
Für das Projekt konnten die Investoren klingende Namen gewinnen: Die US-Hotelgruppe Hyatt eröffnet den ersten europäischen Ableger seiner Marke Alila. Für die Neugestaltung der Golfanlage ist der renommierte US-Golfplatzdesigner Robert Trent Jones Jr. betraut, ein Pariser Architekturbüro hat das Immobilienprojekt entworfen.
Spatenstich für die erste Bauetappe ist im Oktober. Die 2,5- bis 5,5-Zimmer grossen Wohnungen werden bis zu acht Million Franken kosten. Das Projekt richtet sich bewusst auch an eine internationale Kundschaft: 40 der 105 Wohnungen können ausländische Käufer als zweiten Wohnsitz erwerben.
Ein Teil der Apartments könnte auch an Ausländer gehen, die das ganze Jahr dort leben wollen. Das ist für Wohlhabende interessant: Sie könnten von den – tiefen – Pauschalsteuern des Kantons Freiburg profitieren.
Er habe bereits sechs Reservationen aus Frankreich, Singapur, den USA und Grossbritannien bekommen, erzählt Urs Müller. «Zudem haben wir rund 200 Anfragen aus der Schweiz erhalten.» Viele Schweizer wollten aber den Baubeginn abwarten, bevor sie eine Zusage machten.
Kein Schweizer St. Tropez
Das Projekt soll Käufer anlocken, die die Ruhe und Sicherheit der Schweiz schätzten, sagt Urs Müller. Die Anlage sei dank der Nähe zur Autobahn gut an den Rest der Schweiz angebunden. Ein Drittel der Interessenten spiele gar kein Golf, sondern suche das authentische Umfeld, über welche die Anlage verfüge, erzählt Müller.
«Wir bauen kein zweites Schweizer St. Tropez, sondern bieten Authenzität. Sie werden hier keine goldenen Türgriffe sehen.» Es sei keine einzige Einsprache eingegangen. «Es gab wenig Kritik am Projekt.» Viele Anwohner hätten sich ob der ambitionierten Pläne aber zurückhaltend gezeigt. «Wir sind zu Beginn auf viel Skepsis gestossen.»