Der ehemalige Chef der UBS-Investmentbank Andrea Orcel hat Klage gegen den Banco Santander eingereicht: Er verlangt, dass die spanische Grossbank den Vertrag mit ihm erfüllt; andernfalls solle sie ihm für entstandene Schäden und Nachteile einen Betrag von gut 100 Millionen Euro überweist algo más de 100 milliones de euros»).

Dies meldet das spanische Rechercheportal «El Confidencial»; es beruft sich auf ungenannte eingeweihte Kreise («fuentes conocedoras»). Die Summe errechnet sich einerseits aus Gehältern, die Orcel durch den Seitenwechsel bei der UBS entgingen, andererseits aus Summen, die er verdient hätte, wenn er seine Stelle hätte antreten können.

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Der Banco Santander wollte dazu offiziell nicht Stellung nehmen (siehe dazu hier).

Im Hintergrund steht, dass der italienische Spitzenbanker im September letzten Jahres von der spanischen Universalbank als neuer CEO präsentiert worden war; Andrea Orcel war zu diesem Zeitpunkt Chef der UBS-Investmentbank und wurde auch immer wieder mal als möglicher Nachfolger für Konzernchef Sergio Ermotti gehandelt.

Knacknuss: 50 Millionen Euro

So überraschend die Wahl von Santander-Präsidentin Ana Botín im Herbst 2018 erschien, so überraschend war dann die Kehrtwende im Januar: Der Wechsel war dem Verwaltungsrat zu teuer – Santander hätte Orcel über 50 Millionen Euro für entgangene Lohnbestandteile bei der UBS vergüten müssen.

Die Spanier hatten darauf gesetzt, dass die Schweizer die – teils über sieben Jahre aufgelaufenenen – Beträge dennoch ausschütten werde; UBS indes weigerte sich. Sie seht auf dem Standpunkt, dass sie aufgeschobene Vergütungen nicht leisten muss, wenn Orcel zu einem Konkurrenten im Bereich Finanzdienstleistungen wechselt, hatte Bloomberg im Januar berichtet.

In einem Gespräch mit der «Financial Times» hatte Orcel bereits im Januar angekündigt, rechtlich gegen Santander vorgehen zu wollen. Er erwähnte dabei, einen Brief zu besitzen, in dem ihm eine Vertrags-Abschlussprämie von 50 Millionen Dollar garantiert worden sei – also jener Betrag, der ihm bei der UBS wegen des Wechsels verlustig gegangen wäre. Im März engagierte er eine Anwaltskanzlei in Madrid, um die rechtlichen Aussichten eines Kampfes gegen Santander zu prüfen.

Dieselbe Kanzlei – so nun «El Confidencial» – hat die Klage eingereicht. 

(rap)

Andrea Orcel soll Investmentbank-Boutique planen

Andrea Orcel erwägt, eine Boutique-Investmentbank zu gründen. Dies sei eine von mehreren Möglichkeiten, die ihn zwingen könnten, zweistellige Millionenzahlungen seines früheren Arbeitgebers UBS aufzugeben, sagen Personen mit Kenntnis seiner Gespräche. Er stehe nicht kurz vor einer Entscheidung, sagten die Personen. Aber er habe informelle Gespräche mit Boutique-Investmentbanken und grossen Konkurrenten der UBS auf beiden Seiten des Atlantiks sowie mit Technologiefirmen aus dem Silicon Valley geführt.

Ein Sprecher von Orcel lehnte es ab, sich zu seinen Karriereplänen zu äussern.

(Bloomberg)

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