Gleichzeitig wird sowohl von der Wirtschaft als auch von der Wissenschaft die Einschätzung geteilt, dass keine Technologie über ein grösseres Potenzial verfügt», sagt Marco Beckmann, CEO der deutschen Beteiligungsgesellschaft Nanostart. Bereits jetzt wächst die Nanotechnologie rascher als jede andere Technologie. Denn sie gilt als die wichtigste Technologie des 21. Jahrhunderts. Gemäss einer Berechnung der US-amerikanischen National Science Foundation könnte der Nanotechnologiemarkt bis zum Jahre 2015 einen Umsatz von 1 Billion US-Dollar erreichen. Auch die Politik setzt stark auf den «Nanometer», also den Millionstel eines Millimeters: Der Forschungsschwerpunkt «Nanowissenschaften» wird vom Nationalfonds für vier weitere Jahre gefördert und mit insgesamt 19 Mio Fr. unterstützt.

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Banken warten noch ab

Dies gilt als essentiell, ist die Schweiz doch das Ursprungsland der Nanotechnologie. Dies, weil 1981 im IBM-Forschungslabor in Zürich das Rastertunnelmikroskop erfunden wurde, mit dem dermassen kleine Strukturen überhaupt erst beobachtet werden konnten. Aufgrund der Erkenntnisse aus der Nanotechnologie gibt es heute schmutzabweisende Textilien, optimierte Oberflächenbeschichtungen oder kratzfeste Autolacke. Kohlenstoff-Nanoröhren sind stabiler als Edelstahl und können in der Mikroelektronik verwendet werden. Und dank Nanospeichern können 25 Mio Textseiten auf der Fläche einer Briefmarke gespeichert werden. Bis jetzt fehlen allerdings noch die Möglichkeiten für Anleger, in die Technologie zu investieren. Einerseits liegt das daran, dass die entsprechenden Firmen klein und illiquide oder gar nicht an der Börse kotiert sind. Maria Custer, Nanotechnologie-Analystin bei der Credit Suisse, sagt, dass es weltweit nur rund 40 fokussierte Nanotech-Firmen gebe. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Technologie sehr breit gefächert ist und die Experten noch nicht genau abschätzen können, in welchen Bereichen sie sich tatsächlich durchsetzen wird.

Dennoch: Die Banken haben sich noch erstaunlich wenig mit der Thematik befasst. Citigroup, Goldman Sachs, Bank Vontobel, Zürcher Kantonalbank oder die UBS bieten keine speziellen Nanotech-Investments an. Immerhin hält der Fonds «InnovationSar» der Bank Sarasin 1% des Portfeuilles in Nanotech-Firmen. Und die Credit Suisse offeriert ein Zertifikat in US-Dollar auf einen Nanotech-Basket.

Empfehlung: «Höchstens als Beimischung»

Momentan ist in der Schweiz nur ein einziger Nano-Themenfonds erhältlich: Der «Nanotech»-Fonds von Activest. Dieser hat ein Volumen von rund 52 Mio Fr. und investiert weltweit in Firmen aus der Nanotech-, der Mikrosystem- und der Mikrostrukturentechnik. Hiesige Unternehmen wie Nanosurf, Nanosys oder Nanoworld sind nicht dabei (siehe «Nachgefragt»). Die grössten Positionen halten Kopin (Displays), Soitec (Bestandteile für Mikroprozessoren), Ibiden (Partikelfilter), Agilent (Mess- und Analysetechnik), Masterflex (Brennstoffzellen) und Umicore (galvanische Beschichtungen). Seit Januar beträgt die Performance des Fonds rund 14% (MSCI World Information Technology: 11%), in den letzten 12 Monaten rund 18% (MSCI: rund 15%). Die angefragten Banken empfehlen diese Nanotech-Titel «höchstens als Beimischung». Als Alternative könnten Anleger in Aktien von HP oder DaimlerChrysler investieren, welche viel Forschung auf diesem Gebiet betreiben.



Nachgefragt: «Viele Schweizer Firmen sind spannend, aber zu klein»

«Es handelt sich bei der Nanotechnologie definitiv um eine Schlüsseltechnologie für das 21. Jahrhundert», sagt Daniel Kerbach. Er ist Fondsmanager bei Activest und Leiter des einzigen spezifischen Nanotech-Fonds, der in der Schweiz erhältlich ist.

Die Nanotechnologie ist eine interdisziplinäre Technologie wie filtern Sie die spezifischen Nanotech-Firmen aus diesem Kuchen heraus? Dass die Nanotechnologie eine Querschnittstechnologie ist, kann manchmal tatsächlich ein Problem sein. Sollen wir in grosse Firmen wie HP oder DaimlerChrysler investieren, welche auch im Nanotech-Bereich viel forschen, oder uns ausschliesslich auf spezifische Nanotech-Unternehmen konzentrieren? Wir haben uns dazu entschlossen, in möglichst fokussierte Unternehmen in diesem Gebiet zu investieren.

Trotzdem bleibt die Suche schwierig. Denn obwohl die Nanotechnologie als umsatzstarke Branche gilt, gibt es nur 40 fokussierte Nanotech-Firmen, die an der Börse kotiert sind. Die Nanotechnologie ist tatsächlich ein Milliardenmarkt. 2004 wurden allein in Europa rund 740 Mio Euro für die Nanotechforschung ausgegeben. In Japan und den USA noch mehr. Doch die entsprechenden spezifischen Unternehmen sind oft nicht börsenkotiert oder weisen eine zu geringe Liquidität auf.

Wie ist Ihr Vorgehen in diesem Fall? Abhilfe schaffen können Investments in Venture-Capital-Firmen, die wiederum an diesen Nanotechfirmen beteiligt sind, welche für uns zu klein und zu illiquide sind.

Wie sieht die Kapitalisierung der Firmen aus, an denen Ihr Fonds beteiligt ist? Rund die Hälfte haben eine Kapitalisierung von bis zu 1 Mrd Euro. 16% haben eine Kapitalisierung zwischen 1 und 3 Mrd Euro, die restlichen weisen mehr als 3 Mrd Euro auf.

Obwohl die Schweiz eine wichtige Rolle in der Nanotechnologie-Forschung spielt, ist Ihr Fonds an keinem hiesigen Nanotech-Unternehmen beteiligt. Warum? In der Schweiz gibt es viele spannende Firmen in diesem Bereich; sie sind aber zu klein. Einige Branchenbeobachter definieren zwar Unaxis als Nanotechnologie-Firma. Aus verständlichen Gründen sind wir aber nicht in dieser Firma investiert.

Was ist für Sie die bisher grösste Errungenschaft, welche die Nanotechnologie erzielt hat? Praktisch sind kratzfeste Autolacke oder schmutzabweisende Textilien. Auch Russpartikelfilter werden in Zukunft vermehrt gefragt sein. Besonders beeindruckt mich aber eine spezielle Displayanwendung, durch die Blinde wieder sehen können.