Für Anleger, die auf ein Zinseinkommen abzielen, ist der Franken seit längerem ein mageres Terrain. Im Geldmarkt erhält man auf drei Monate 0,73%, und zehnjährige Anleihen rentieren nur 2,21%. Da muten die Renditen, die man im britischen Pfund erzielen kann, beinahe paradiesisch an: Im Geldmarkt werden auf drei Monate 4,88% offeriert, und zehnjährige Staatsanleihen rentieren 4,58%. Was so verlockend ausschaut, hat aber einen Haken. Investiert man in Fremdwährungsanleihen, dann trägt man nicht nur das Zins-, sondern auch das Währungsrisiko.

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Das Pfund ist seit Frühjahr 2004 kontinuierlich gefallen und notiert um 2.20 Fr. Ob die Währung weiter fällt, wird von den Experten kontrovers beurteilt. Die Ökonomin Anja Hochberg von der Credit Suisse glaubt an einen weiteren Pfundrückgang, weil im Protokoll der Dezember-Sitzung der Bank of England (BoE) Zinssenkungen erwähnt wurden. Für den Kurs des Pfundes sind auch die erwarteten Zinsbedingungen in der Eurozone wichtig.

Die Märkte veranschlagen die Wahrscheinlichkeit von Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank grösser, denn «die jüngsten Wirtschaftsdaten aus der Eurozone waren freundlicher als auch schon», so Hochberg. «Damit geht die Schere zwischen den erwarteten kurzfristigen Zinsen in Grossbritannien und in Europa auf, was Druck auf das Pfund auslöst.»

Zwillingsdefizit beachten

Demgegenüber meint Peter Goller, Ökonom bei der Liechtensteinischen Landesbank (LLB), dass das Pfund unter Berücksichtigung der britischen Konjunktur und der Kaufkraftparität fair bewertet sei. Allerdings sei das Aufwärtspotenzial begrenzt. Goller erachtet aber das Pfund als weniger riskant als den Dollar.

Für den mittel- bis längerfristigen Trend im Pfund sind nebst der erwarteten Zinsdifferenz auch das Leistungsbilanz- und Budgetdefizit wichtig. Gemäss Goller sollten allerdings die Gefahren, die vom britischen Zwillingsdefizit ausgehen, nicht überschätzt werden. «Die Defizite liegen noch deutlich unter den von den USA erreichten Dimensionen.» Zudem müsse man beachten, dass das Leistungsbilanzdefizit auch Ausdruck des stärkeren Wachstums Grossbritanniens relativ zur Eurozone sei.

Doch wie wird sich die Geldpolitik entwickeln? Die BoE muss sowohl der wirtschaftlichen Entwicklung Rechnung tragen als auch die Immobilienblase und die Verschuldung der privaten Haushalte beachten. Bis jetzt wurde die Verschuldung durch steigende Häuserpreise kompensiert. Diese sind ins Rutschen geraten. Die BoE muss die Implosion der Blase vermeiden, denn dann würde die finanzielle Situation vieler Haushalte noch prekärer. Unter dem Strich dürfte diese Lagebeurteilung darin münden, dass die BoE die Zinsen für geraume Zeit unverändert belässt.

Fasst man nun die Zins- und Währungsrisiken zusammen, dann ergibt sich in der Meinung der Experten kein eindeutiges Bild. Für Goller von der LLB ist es durchaus interessant, in Pfundanleihen und im Pfundgeldmarkt zu investieren. Anja Hochberg von der CS ist da einiges zurückhaltender: Sie bezweifelt, «ob die Kursgewinne am Bondmarkt die erwarteten Einbussen auf dem Wechselkurs zu kompensieren vermögen». Angesichts der aktuellen Währungsrisiken erscheint ihr das Ri-sikoertragsverhältnis in britischen Staatsanleihen vorerst unattraktiv.

Schall und Rauch

Wer von höheren Zinsen im Pfund profitieren will, muss die Risiken klar sehen. Die britische Wirtschaft zeigt genau die Schwächen, die in den USA dem Dollar zum Verhängnis wurden. Und das Beispiel des Dollars zeigt, wie rasch eine Währung unter die Räder gerät, wenn die Stimmung kippt. Im Falle des Pfundes würde sich dann der Zinsvorteil gegenüber dem Franken über Nacht in Schall und Rauch auflösen.