Apple scheint im Januarloch zu sein. Der Dow Jones stieg letzte Woche an, Alphabet, Amazon und Facebook haben zwischen 4 bis 8 Prozent an Wert zugelegt. Vor einer Woche hat Netflix eine Bewertung von über 100 Milliarden Dollar erreicht – und die Aktien anderer Tech-Unternehmen nach oben mit gezogen.

Dass ausgerechnet das Flaggschiff der Tech-Branche mit dem State-of-the-art-Smartphone iPhone X nicht von dieser Euphorie erfasst wird, ist ein Grund zur Besorgnis. Befeuert werden die Sorgen durch die Hiobsbotschaft von Anfang Woche: Das Finanzportal Nikkei meldete, dass Apple die Produktion des iPhone X halbieren könnte.

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Und bereits am Freitag hat ein Analyst zu «Business Insider» gesagt, dass sich die Wall Street «im Panikmodus» befinde, weil es Befürchtungen gebe, dass das iPhone X den Absatzzahlen nicht gerecht werden könne.

Einige Patzer zu Jahresbeginn

Tatsächlich: Es lagen weniger iPhones unter dem Weihnachtsbaum als erwartet. Ist also ein Tipping Point erreicht? Womöglich: Es gibt keine Schlangen mehr vor den Apple Stores. Zudem hat Apple die Lancierung des HomePad auf Weihnachten verpennt: Das Gerät erschien in den USA erst vergangene Woche. Und hinzu kamen die Negativ-Schlagzeilen über die gedrosselte Leistung der iPhone-Akkus nach Updates.

Der Apfel scheint weniger begehrt zu sein, das Smartphone generell hat an Status eingebüsst. Spätestens seit einer der Aktionäre, ein amerikanischer Pensionskassenfonds, dem Konzern vorgeworfen hat, dass seine Geräte Kinder süchtig machen könnten. Der Finanzdienstleister BTIG ist besorgt, dass Apple im ersten Quartal mit 60 Milliarden Umsatz unter den Erwartungen von 68 Milliarden Dollar liegen könnte. Er rechnet mit einem «lauwarmen März-Quartal». 

Wegen der vermeintlichen Schwäche des iPhone X warten die Aktionäre so nervös wie seit langem nicht mehr auf den Donnerstag. Dann präsentiert Apple-Chef Tim Cook die Quartalszahlen und wagt einen Ausblick, wie er den Riesentanker weiter durch eine wogende See lenken will.

Wenn Apple die Erwartungen nicht erfüllt, wird es den Thron als wertvollstes Unternehmen bald einbüssen. Auch wenn Apples Bauch vor Bargeld fast platzt.

Nicht der grosse Wurf gelungen

Apple hat vor allem etwas ausgezeichnet: Innovation. Fährt das Unternehmen nun die Produktion des iPhone X runter, ist das ein Eingeständnis: Die zehnte Ausgabe seines vermeintlichen Wundergeräts ist nicht der grosse Wurf. Ein paar lustige Animojis und eine (fragwürdige) Gesichtserkennung reichen eben nicht, um die Kunden zum Sturm in die Läden zu animieren.

Doch es ist gut für Apple, dass der bisherige Selbstläufer iPhone mit seiner unglaublich hohen Marge ins Stocken geraten ist. Denn so hat Apple Druck, künftig mit einer echten Innovation aufzuwarten. Mit einem Gerät, das wir uns noch gar nicht vorstellen können. Mit einem Gerät, das wieder einen neuen Markt schafft. Etwas wie das iPad, mit dem Apple den Standard für Tablets vorgegeben hat.

Schafft Apple keine wahre Neuheit, werden es andere Hersteller schaffen. Denn auch Giganten können fallen. Wie damals IBM. Oder aktuell Tesla, dem die deutschen Autobauer dicht auf dem Fersen sind.