In den USA kam es zum grossen Ausverkauf: Der Nasdaq 100 fiel um über 5 Prozent, der S&P 500 verlor mehr als 4 Prozent, der Dow Jones Industrial macht ein Minus von knapp unter 4 Prozent. Es ist ein milliardenschweres Gemetzel, das sogar historische Dimensionen hat. Apple, die grösste Firma der Welt, verliert an einem einzigen Tag 154 Milliarden Dollar. Das sind knapp 148 Milliarden Franken – oder rund die Hälfte der Marktkapitalisierung von Nestlé. Das zeigen Daten von Bloomberg.
Es ist der zweitgrösste Tagesverlust in der Geschichte der Firma – und der sechstgrösste Verlust eines US-Titels aller Zeiten. Der Tagesverlust von Apple entspricht mehr als dem Elffachen der Marktbewertung der Credit Suisse und mehr als dem doppelten Wert des Versicherungskonzerns Zurich. Der Ausverkauf rangiert sogar fast auf einer Höhe mit dem Marktwert von Novartis, der derzeit bei knapp unter 190 Milliarden Franken liegt.
Dabei gehörte Apple gestern nicht einmal zu den grössten Verlierern. Mit einem Minus von knapp 6 Prozent kommt der iPhone-Hersteller noch einigermassen glimpflich davon. Der Chipbauer Nvidia und die Facebook-Mutter Meta verlieren beide über 9 Prozent – und damit fast einen Zehntel ihres Marktwertes innert weniger Stunden. Netflix kracht 8 Prozent in den Keller, Amazon 7 Prozent.
Historischer Verlust
Hintergrund des Ausverkaufs sind die am Dienstag veröffentlichten Inflationszahlen in den USA. Sie schwächen sich kaum ab. Anlegerinnen und Anleger sehen darin ein Indiz dafür, dass der Druck auf die US-Notenbank Fed bei ihren geldpolitischen Straffungen nicht wirklich nachlässt und weiterhin eine Rezession droht.
Der grösste Tagesverlust eines US-Titels datiert vom Februar 2022: Seinerzeit fiel der Marktwert der Facebook-Mutter Meta um über eine Viertelbillion Dollar. Knapp dahinter rangiert der Kurssturz von Amazon vom April 2022 – der Online-Retailriese verlor damals 206 Milliarden Dollar. Hinter ihm landet Apple auf Rang drei: Im September 2020 verlor der wertvollste Konzern der Welt knapp 180 Millionen Dollar – der grösste Verlust in der Geschichte des iPhone-Konzerns.
Bezeichnenderweise ist der grösste Apple-Tagesverlust nun wiederum auf einen September gefallen. Der Monat steht im Ruf, für den Konzern besonders schlecht zu sein. In den letzten zehn Jahren ist die Aktie von Apple in sieben von zehn Septembern gestürzt. Damit ist der September der schlechteste Monat im Jahr für die Apple-Aktie.
Schlechtester Monat des Jahres
Investoren und Investorinnen sprechen vom «schwarzen September». Und tatsächlich ist der September generell der schlechteste Börsenmonat im Jahr. Der S&P 500 hat von 1928 bis 2021 im September im Schnitt 1 Prozent verloren – und damit so viel wie in keinem anderen Börsenmonat.
So viel hat der US-Index seit Beginn des Monats noch nicht verloren. Er steht nach dem Ausverkauf vom Dienstag praktisch auf dem Anfangsniveau. Besser ist das Bild beim Swiss Market Index (SMI). Er hat seit Beginn des Monats knapp über 2 Prozent gewonnen, 16 von 20 Titel sind grün. Einzig Givaudan, Nestlé, Lonza und Swisscom haben bis dato eine negative September-Performance.
Im Sog der Wall Street dürfte der SMI aber einen guten Teil seiner September-Gewinne verlieren. Die Börse ist mit Verlusten in den Tag gestartet, nachdem der Ausverkauf in den USA bereits den Handel in Asien belastet hat. Der japanische Nikkei verlor 2,3 Prozent, der koreanische Kospi 1,3 Prozent. In China fiel der Hongkonger Leitindex Hang Seng um 2,4 Prozent, und der Shanghai Composite notierte 1 Prozent tiefer.
Die Inflation bleibt hoch. In den USA, in Europa, selbst in der Schweiz. Und: Inflation ist ein Biest, ein «schreckliches Phänomen», wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte. Wie eine Ratte frisst sie sich durch das Haushaltsbudget.
Entsprechend resolut kämpfen die Notenbanken weltweit gegen die Teuerung an. Es geht um nichts Geringeres als darum, den Reichtum zu verteidigen.
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