Endlich haben wir einen Grund, die eigenen vier Wände nie wieder verlassen zu müssen. In der virtuellen Welt Texte schreiben, Videokonferenzen abhalten, Filme wie im Kino (ohne lästiges Popcorn-Geraschel), der Sonnenuntergang in 360-Grad-Perspektive, als ob man im Urlaub wäre. Und all das per Datenbrille vom Sofa aus. Die neue Vision Pro von Apple ist ein Computer, den man sich aufs Gesicht schnallen kann. Vollgepackt mit zwölf Kameras, fünf Sensoren, sechs Mikrofonen, optischen Zeiss-Linsen, nur die Mondlandung ist nicht echt. Apple hat gezaubert, aber die Frage bleibt: Will ich das?

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Gedacht habe ich mir das schon beim iPod, ältere Semester erinnern sich. Bis jeder damit herumgelaufen ist, die Audiothek im Hosensack immer dabei. Dann kam das iPhone, ein Handy mit Touchscreen –, dabei gab es berührungsempfindliche Bildschirme schon auf Casio-Uhren in den 1980ern. Das klingt nicht besonders innovativ, aber Apple hat es 2007 besser gemacht und gilt seither als Urvater des Smartphones. Und dann kam vor fast zehn Jahren die Apple Watch heraus, die meistverkaufte Uhr, nicht etwa eine Swatch oder eine Rolex. Aber im Vergleich zum iPhone eher verzichtbar.

Nicht vor 2024

Eine Apple-Uhr habe ich bis heute nicht. Als Zeitmesser, für Wetterprognosen und zum Beantworten von Nachrichten reicht mir das iPhone. Und jetzt die Mixed-Reality-Brille, welche die reale Welt ein bisschen aufregender macht und die virtuelle Welt nicht völlig künstlich und ruckelnd aussehen lässt wie das Metaverse. Das klingt schon interessanter, aber die App-Ausstattung ist noch mager. Wie schwer das Gerät ist, verrät Apple nicht, und für 3500 Dollar ist es sehr teuer. Da warte ich lieber noch zu – pardon, muss ich ja: Vor 2024 ist das Teil ohnehin nicht zu haben. Ich warte lieber auf das übernächste Mal, wenn es wieder heisst: «One more thing». Die klassische Combo aus Macbook und iPhone genügt mir einstweilen.

Alternativen wären noch die Quest Pro von Meta oder die Hololens von Microsoft. Das sind auch digitale Wundertüten im Skibrillenformat, die mehr oder weniger das Gleiche können. Aber, und das muss man sagen, Apple hat die Datenbrille perfektioniert: Das Bild ist mit 4K pro Auge gestochen scharf, und es braucht keine zusätzlichen Geräte zur Steuerung.

Grenzen der Technik 

Schlauerweise liefert Apple gleich sämtliche Anwendungsfälle mit und erklärt mir, warum ich das Teil brauche: zum Verschicken von Mails, fürs Surfen im Netz, um Notizen zu diktieren und Filme zu schauen. Das würde mit der Brille in 3D schöner, intuitiver und effizienter als auf dem Computer gehen. Für den virtuellen New Yorker Stadtspaziergang im Wohnzimmer reicht es dann aber doch nicht, der würde an der Hauswand enden.

Schon eher nach Zukunft klingt, dass ich durch Augenbewegung, Fingerschnippen und Stimme sowohl die Brille als auch die Inhalte steuern kann. An der Brille hängt allerdings ein fettes Kabel, über welches die Brille mit Strom versorgt wird. Der Akku hält gerade mal für zwei Stunden. Das klingt wiederum nach Vergangenheit. Und das von jener Company, deren Macbook ich einen ganzen Arbeitstag lang nutzen kann. Und bei einem virtuellen Kinobesuch muss ich die Stoppuhr mitlaufen lassen, damit ich weiss, ob ich vor Filmende wieder an die Steckdose muss. Darin sind also acht Jahre Entwicklungsarbeit des 3-Billion-Dollar-Riesen geflossen? Sorgen machen muss man sich um das Unternehmen wahrlich nicht, für die Entwicklung und fürs Marketing ist offenbar genug Geld da. Das hat Apple erneut bewiesen.

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