Auf den ersten Blick sehen Apples jüngste Quartalszahlen düster aus: Schon zum zweiten Mal in Folge meldete der Techriese einen Rückgang bei Umsatz und Gewinn. Schuld daran ist der um 17 Prozent eingebrochene iPhone-Umsatz. Allein der höhere Durchschnittspreis der Geräte federte den Rückgang etwas ab. Laut der Analysefirma IDC sank nämlich die Anzahl verkaufter Smartphones gar um 30,2 Prozent auf 36,4 Millionen Geräte.
Die Verkäufe schrumpften vor allem, weil die chinesische Konkurrenz laufend bessere Handys zu günstigen Preisen auf den Markt bringt. Und zweitens, weil die Kunden ihre Smartphones immer länger behalten. Letzteres ist für den Konzern aus Cupertino nicht so schlimm – solange die Kunden dem Apple-Universum erhalten bleiben. Und dieses wächst derzeit kräftig.
So ist das Geschäft mit App Store, iTunes Store, Apple Music, Apple Pay und den bezahlten Cloud-Diensten im zweiten Quartal um fast 25 Prozent gewachsen – auf mehr als 11,5 Milliarden US-Dollar. Die Sparte erzielte damit einen neuen Rekord und macht bereits 20 Prozent am Gesamtumsatz aus.
Bereits 2016 hatte Apple-Chef Tim Cook verkündet, man wolle bis 2020 den Umsatz in der Sparte von 24 auf 48 Milliarden Dollar pro Jahr verdoppeln. Das Ziel dürfte schon dieses Jahr knapp erreicht werden.
Apple wird vom iPhone unabhängiger
Apple ist also auf gutem Weg, von den reinen iPhone-Absätzen unabhängiger zu werden. Zumal der iPad-Umsatz mit einem Plus von 18 Prozent eine starke Erholung zeigt und die Wearables um fast 30 zulegten.
Die letzten Ankündigungen zeigen allerdings, dass der Konzern seinen Fokus noch stärker auf Abo-Dienste legt. Die Pipeline an neuen Angeboten ist voll. Als «Netflix-Killer» gehandelt wurde etwa der Streamingdienst Apple TV Plus, im März vorgestellt. Den Preis und die Verfügbarkeit wird der Konzern im Herbst bekanntgeben. Angepriesen hat Apple bereits die Zusammenarbeit mit Hollywood-Grössen wie Steven Spielberg, J.J. Abrams, Jennifer Aniston, Reese Witherspoon oder Oprah Winfrey.
Vom Herbst an wird zudem ein Streamingdienst für Videospiele erhältlich sein. Apple Arcade startet mit mehr als 100 neuen und angeblich exklusiven Games. Spielen lassen sie sich auf dem iPhone, iPad, Mac oder Apple TV. Laut «Financial Times» investiert der Konzern 500 Millionen Dollar in den neuen Service.
Streamingportal für Zeitungen
Bereits gestartet ist Ende März Apples Medien-Dienst namens Apple News Plus. Nutzer in den USA können für monatlich rund 10 Dollar online auf 300 Magazine und Zeitungen zugreifen. Darunter etwa das «Wall Street Journal», die «Los Angeles Times» oder Magazine wie «The New Yorker», «Time», «National Geographic», «Rolling Stone», «Wired» oder «Vogue». Laut der «New York Times» haben in den ersten 48 Stunden bereits 200’000 Kunden ein Abo abgeschlossen. Erhältlich ist der Dienst auch in Kanada sowie Ende Jahr in Grossbritannien und Australien.
Schon im Sommer erhältlich sein soll in den USA die Kreditkarte namens Apple Card, die der Konzern zusammen mit der Bank Goldman Sachs herausgibt. Sie wird die Finanzdienstleistung rund um Apple Pay erweitern. Besonderes Augenmerk legt der Konzern dabei auf den Datenschutz: «Apple weiss nicht, was und wo sie gekauft haben, und was sie dafür bezahlten», teilte das Unternehmen mit.
Neben einer virtuellen Version wird es auch eine Karte aus Titan geben. Um die Sicherheit zu erhöhen, soll neben dem Chip einzig der Name des Besitzers draufstehen. Die Kreditkarten-Details sind dann über die App abrufbar. Schweizer Kunden müssen sich aber auch für diesen Dienst noch gedulden.
Apple zahlt 1,5 Milliarden an Amazon
An weiteren Ideen und Projekten dürfte es Apple nicht mangeln. Der Weg hin zum Dienstleister, ist allerdings teuer. Denn für die wachsenden Service-Dienste sind immer grössere Server-Leistungen nötig. Laut Informationen von CNBC mietet sich Apple bei Amazons Cloud-Ableger Amazon Web Services (AWS) ein. Und zahle pro Monat schon heute 30 Millionen Dollar an Amazon. Offenbar hat Apple für die nächsten fünf Jahre einen Deal geschlossen und wird mindestens 1,5 Milliarden Dollar an AWS zahlen.
Gleichzeitig will Apple unabhängiger werden und tüftelt unter dem Namen «Project McQueen» an einer eigenen Cloud-Infrastruktur. Laut Medienberichten will der Konzern in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Dollar für neue Rechenzentren investieren.