Keine Spur von solchen Hiobsbotschaften bei der Maxon Motor in Sachseln. Für das laufende Jahr hat der Hersteller von miniaturisierten Elektromotoren der Belegschaft Lohnerhöhungen von 2,5 bis 3 Prozent zugebilligt. Damit, so CEO Jürgen Mayer, wolle man «ein Zeichen setzen und für den erfolgten und künftigen Einsatz danken». Nicht genug damit: Maxon Motor hat seit Anfang 2002 in der Schweiz 62 neue Arbeitsplätze aufgebaut und damit den Einzug in die top 20 unserer Liste der erfolgreichsten Arbeitsplatzschaffer des Landes erreicht.

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Bereits zum siebten Mal führte die BILANZ heuer ihre Arbeitsplatzumfrage durch, unterstützt von der Economiesuisse. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der Teilnehmer leicht abgenommen, was angesichts der unerfreulichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kein Wunder ist. Umso erfreulicher sind die verbliebenen rund 120 Unternehmen, die insgesamt mehr als 8400 Arbeitsplätze geschaffen haben.

Spitzenreiter ist die Coop-Gruppe, die 3000 neue Arbeitsplätze ausweist. Nummer zwei ist die Migros, und an dritter Stelle folgt der Basler Pharmakonzern Novartis. Besonders hervorzuheben sind die Raiffeisenbank (Rang 4, 383 Arbeitsplätze) und McDonald’s Suisse (Rang 6, 300 Arbeitsplätze). Beide Unternehmen figurieren seit sieben Jahren in der Spitzengruppe.

Ein dickes Lob verdienen alle Unternehmen, die wir in unserer vollständigen Teilnehmerliste aufführen. Sie haben unter widrigen Rahmenbedingungen dazu beigetragen, die Misere auf dem schweizerischen Arbeitsmarkt zu mildern. Ganz besonders gilt dies für jene fünf Unternehmen, die wir aus dem Sample ausgewählt haben, um sie näher vorzustellen. Ausschlaggebend war dabei nicht die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze, sondern der Überraschungseffekt. Alle ausgewählten Firmen stammen aus Branchen, die uns selten mit positiven Nachrichten verwöhnen, oder aus Regionen, die nicht im Ruf besonderer Dynamik stehen.

Die Maxon Motor, deren Hauptsitz im obwaldnerischen Sachseln am idyllischen Sarnersee steht, ist einer breiteren Öffentlichkeit durch die Weltall-Abenteuer ihrer Produkte bekannt. Schon beim Marsmobil «Sojourner», das die Amerikaner 1997 auf die Reise schickten, waren Maxon-Motoren eingebaut. In der europäischen Sonde «Mars Express» waren 17 Motörchen aus Sachseln im Spiel, und in den beiden Rovers der Amerikaner, die im Juni abgeschossen wurden, waren es je 39 Maxon-Miniantriebe. Die weltraumtauglichen Produkte – Stückpreis um 280 Franken – sind keineswegs die Basis des Maxon-Geschäfts, auch wenn sie unter Marketing-Gesichtspunkten ein Geschenk des Himmels sind. Sie demonstrieren die Leistungsfähigkeit des Unternehmens.

Das Brot-und-Butter-Geschäft des Unternehmens sind Anwendungen in Robotern aller Art, die in Spitälern und Haushalten, für die Kanal- und Pipelineüberwachung eingesetzt werden. Als viel versprechendes Entwicklungsgebiet bezeichnet Jürgen Mayer den Einsatz seiner Minimotoren in der Medizinal- und der Mikrotechnik.

Maxon erlebte im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz- und Gewinneinbruch, bewegt sich aber solide in den schwarzen Zahlen und holt im laufenden Geschäftsjahr wieder deutlich auf. Trotz dem Rückgang wurde der Personalbestand um 62 Einheiten aufgebaut und in Ungarn ein weiterer Produktionsstandort in Betrieb genommen. Dies hängt eng mit den Besitzverhältnissen zusammen, wie Jürgen Mayer betont. Für den Hauptaktionär Karl-Walter Braun, der am gegenüberliegenden Seeufer wohnt, käme es eben nicht darauf an, in jedem Quartal möglichst viel aus dem Geschäft herauszuholen, sondern darauf, das Unternehmen nachhaltig profitabel zu machen.

Auch hinter Schoeller Switzerland, mit Firmensitz in Sevelen im Rheintal, steht eine Familie, der es mehr auf Nachhaltigkeit als auf schnelle Profite ankommt: die Familie Albers, seit 150 Jahren im Geschäft – anfänglich nur in der Kammgarnspinnerei, heute zusätzlich mit Hightech-Textilien und Immobilien (Gruppenumsatz 2002: 185 Millionen Franken). Als der Textilzweig vor einem guten Dutzend Jahren in eine Krise geriet, vollzogen die Besitzer einen tiefen Schnitt, der einer Betriebsschliessung gleichkam, aber weniger das Ende des Unternehmens als einen Neustart markierte. Mit Neuentwicklungen wie dem Keprotech-Gewebe mit der textilverstärkenden Kevlar-Faser, der 3≈Dry-Gewebeausrüstung, die Körperfeuchtigkeit nach aussen transportiert und Feuchtigkeit von aussen abweist, und den Stretchgeweben Soft-Shell fasste Schoeller schnell wieder Fuss. Und die neuste Entwicklung, Nano-Sphere, eine Imprägnierung, welche die Textiloberfläche in der Grössenordnung von einem Millionstel Millimeter strukturiert, hat den Innovationspreis an der Münchner Textilmesse ISPO gewonnen. Das Verfahren führt zu schmutzabweisenden Geweben. Wenn Hans-Jürgen Hübner, CEO von Schoeller Switzerland, nonchalant eine Flasche Ketchup über einem hellen Stück Stoff ausdrückt und den Schaden mit ein paar Spritzern Wasser einfach wegspült, ahnt man, was in dieser Technologie steckt.

Hans-Jürgen Hübner hat den Niedergang des alten und den Wiederaufstieg des neuen Unternehmens hautnah erlebt und mitgestaltet. Dass «seine» Aktionäre in der Krise den Laden nicht dicht machten, sondern gegen 50 Millionen Franken riskierten, um die neue Schoeller Switzerland in Gang zu bringen, rechnet er ihnen hoch an. Der Erfolg gibt ihnen recht: Schoeller erzielt wieder mehr als 50 Millionen Umsatz und verzeichnet zweistellige Wachstumsraten.

Bei der Siegfried Holding in Zofingen hat zwar nicht mehr ein Alleinaktionär das Sagen, der familiäre Geist scheint dennoch weiterzuwehen, wie VR-Präsident Markus Altwegg in seiner Antrittsrede sagte: «Die Siegfried-Kultur baut auf Menschen auf und geht nicht nur von Zahlen aus.» Als Zulieferer von Wirkstoffen für die Pharmaindustrie, mit einer eigenen Pharmalinie und mit einem wachsenden Generikageschäft hat sich die Siegfried-Gruppe in einer Nische eingerichtet, die einen kontinuierlichen Personalaufbau erlaubt. In den letzten drei Jahren, fasst Personalchef Hanspeter Brun zusammen, hat Siegfried in der Schweiz 280 Arbeitsplätze geschaffen, 123 davon allein im letzten Jahr.

Von anderem Zuschnitt sind die letzten beiden Arbeitsplatz-Champions, die hier etwas ausführlicher präsentiert werden. Roland Steiner baute seine Steiner Storenbau in Rudolfstetten ab 1997 von Grund auf neu auf. Von Anfang an schrieb das zunächst kleine Unternehmen schwarze Zahlen und setzte sich in einem schwierigen Markt durch. Die ganze Branche, so schätzt Roland Steiner, weist eine Überkapazität von etwa 20 Prozent aus und ist in hohem Masse von der Baukonjunktur abhängig. Umso erstaunlicher, dass Steiner in nur sechs Jahren einen Kundenstamm von 300 Fachhändlern aufbauen und den Personalbestand von anfänglich 3 auf mittlerweile 33 hochfahren konnte.

Claudio Valentino Scattina, in Zürich als «Valentino» bekannt, hat sein Glück mit Haarpflege, Beauty und Events gemacht, während sein Bruder in der Gastronomie erfolgreich ist. Die beiden führen ihre Unternehmen zwar unabhängig voneinander, sind aber übers Kreuz beteiligt und helfen einander, wo sie können. Und deshalb behandeln wir die beiden Firmen in unserer Rangliste als Einheit, mit einem Personalbestand von 300, der in den letzten anderthalb Jahren um über 50 zugenommen hat. Kein Wunder, kommt Valentino nicht mehr zum Frisieren; er muss seinen Laden managen. Nicht einmal für das Foto wollte er als Coiffeur posieren – «das wäre ein ganz falsches Signal».

Dabei hat Valentino nicht etwa abgehoben. Er verkauft Glamour, und deshalb möchte er das auch verkörpern. Im Grunde genommen aber ist er der Sohn eines sizilianischen Einwanderers geblieben, der nicht vergessen hat, wie hart sein Vater arbeiten musste.

Der gemeinsame Nenner aller fünf präsentierten Arbeitsplatzschaffer: Diese Unternehmen haben ein Gesicht. Sei es, dass der Gründer noch selber aktiv im Geschäft tätig ist, oder sei es, dass das Eigentum am Unternehmen an einer Person oder einer Familie festgemacht werden kann.

100 Firmen: 1021 neue Arbeitsplätze
Arbeitsplatz-Champions von Alupak, Belp, bis Grüter, Niedergösgen


22 bis 60 neue Arbeitsplätze


15 Firmen, 581 Arbeitsplätze


Nestlé Suisse, Fabrik Wangen / Synthes-Stratec, Oberdorf / Mondo Valentino, Zürich / Avesco, Langenthal / Alupak, Belp / Trumpf Maschinen, Baar / Erne, Laufenburg / Avaloq Evolution, Zürich / Endress + Hauser, Reinach BL / Braun Medical, Emmenbrücke / Gruner-Gruppe, Basel / Seminarhotel Sempachersee, Nottwil / Bank Linth, Uznach / Littlebit, Hünenberg / Sulzer Hexis, Winterthur



10 bis 19 neue Arbeitsplätze


16 Firmen, 214 Arbeitsplätze


Store Service, Schönenwerd / Cosma Dialog, Bern / Steiner Storenbau, Rudolfstetten / Rivella, Rothrist / BDO Visura, Solothurn / Lüscher, Leutwil / ESBA Tech, Schlieren / KKW Gösgen, Däniken / Verwaltungsrechenzentrum St. Gallen / Schurter, Luzern / Skybow, Zollikon / Servair, Zürich / Photonfocus, Lachen / Bauimpuls, Heimberg / Mammut Sports Group, Seon / Schoeller Textil, Sevelen


5 bis 9 neue Arbeitsplätze


19 Firmen, 131 Arbeitsplätze


Rätia Energie, Poschiavo / Sybor, Muri / IPG, Winterthur / Swiss Alertis, Zürich / Unicare, Zürich / Hug Baustoffe, Nänikon / Pistor, Rothenbrug / Casag, Gommiswald / Curtiss-Wright, Neuhausen / Simma, Pfäffikon / Homegate, Adliswil / iSource, Glattbrugg / Bellaluna, Surava / EG Laufenburg, Dietikon / Mathys & Scheitlin, Bern / Laube, Mellikon / Adesso, Bern / Fraumünster Group, Zürich / Hug, Malters


3 bis 4 neue Arbeitsplätze


16 Firmen, 58 Arbeitsplätze


Andreas Meier, Niedergösgen / Treuhand Mattig-Suter, Schwyz / Oerlikon-Knorr, Niederhasli / The Rock, Thun / Theo Frey, Bern / Air-Comm, Kleindöttingen / Margo-BakeMark, Baar / Die Abreise, Zürich / Koller Werbung, Appenzell / Knecht BSN, Zürich / Rotron Software, Niedergösgen / Suxesiv, Rheinfelden / Evobus, Kloten / Neida, Deitingen / Gebrüder Schenker, Gretzenbach / M. Schaerer, Moosseedorf


1 bis 2 neue Arbeitsplätze


26 Firmen, 37 Arbeitsplätze


Bank Sparhafen, Zürich / Satag, Arbon / Mediabox, Zürich / M. Coray, Niedergösgen / Steck Automobile, Bigenthal / Schaffhauser Kantonalbank / Bussmann Treuhand, Bättwil / Volksbank Bodensee, St. Margrethen / TRM Treuhand, Chur / VA Tech Hydro, Kriens / Roshard AG, Küsnacht / Andreas Meier, Niedergösgen / AR-NET, Herisau / Baumann & Cie, Basel / Decuria, St. Gallen / Axalta Treuhand, Düdingen / M. Graber, Niedergösgen / Fuchs + Fuchs, Pfaffhausen / Hauser, Winterthur / Röthlisberger, Muri / Schloss Falkenstein, Niedergösgen / Sintagro, Härkingen / Emmenegger & Bugnon, Olten / Treuhandzentrum, Muri / W. Thommen, Trimbach / Grüter Holzbau, Niedergösgen


Keine neuen Arbeitsplätze, aber offene Stellen:


AOS Technologies, Baden / Regiobank, Laufen / EWZ, Zürich / Pax Leben, Basel




















































































































Gerd Löhrer
BILANZ-Redaktor