Auf den ersten Blick könnten die Interessen eigentlich nicht unterschiedlicher sein: Hier ein national oder international renommierter Architekt mit seinen ihm eigenen Stil- und Designvorstellungen, dort ein auf die Einhaltung der Kosten und Termine bedachter Totalunternehmer (TU). In diesem Umfeld, so könnte man meinen, stossen gestalterische Vorgaben und ästhetische Details grundsätzlich auf Ablehnung, weil sie zu Mehrkosten und Verzögerungen führen oder den Unterhalt erschweren.

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Bestehen also scheinbar unüberbrückbare Positionen? Mitnichten! Die hohe Zahl der durch TU realisierten architektonischen Meisterwerke in unserem Land beweist das Gegenteil. Professionelle TU und Spitzenarchitekten können ihre Interessen durchaus aufeinander abgleichen und zusammen hervorragende Bauten innerhalb der Vorgaben des Bauherrn realisieren.

Von zentraler Bedeutung: Den andern richtig kennen

Dass es bei der Planung und Realisierung von Projekten zu Meinungsverschiedenheiten und Spannungen zwischen Architekt und Totalunternehmer kommt, ist unausweichlich und auch nicht weiter verwunderlich. Entscheidend ist jedoch, wie damit umgegangen wird, und vor allem, dass die Konflikte konstruktiv bewältigt werden. Der Schlüssel zur erfolgreichen Zusammenarbeit liegt dabei im gegenseitigen Verständnis und in der Bereitschaft, das Machbare vom Wünschenswerten zu unterscheiden.

Grundsätzlich verfolgen Architekt und TU gemeinsame Ziele. Beide wollen ein markantes Bauwerk realisieren. Wenn also beide Parteien die Interessen des anderen kennen und akzeptieren, sind die wichtigsten Voraussetzungen bereits erfüllt. Die differenzierte Sicht auf die Anliegen des anderen bildet die Basis für eine fruchtbare Zusammenarbeit. Dazu gehört unter anderem auch die Einsicht, dass architektonische Spitzenqualität ein ganz anderes Verständnis von Zusammenarbeit erfordert. So muss beispielsweise der TU zur Kenntnis nehmen, dass ihm aus einer solchen Kooperation zusätzliche Aufgaben erwachsen. Die meisten der international bekannten Architekten haben sich einen Namen gemacht, weil sie mit ihrer Ästhetik Werte schaffen, die weit über das rein Funktionale eines Baus hinausgehen. Sie befassen sich in erster Linie mit der gestalterischen Gesamtwirkung und übertragen das Ausarbeiten von Detailplänen meist spezialisierten Konstruktionsbüros oder überlassen diese Aufgabe dem TU.

Von einem Stararchitekten darf heute eine grundsätzliche Bereitschaft zur Berücksichtigung ökonomischer und terminlicher Optimierungsanliegen erwartet werden. Vom TU sind andererseits professionelle Prozesse in der Planung, Realisierung und Projektsteuerung gefordert, welche die notwendige Flexibilität überhaupt erst ermöglichen. Erst wenn der ästhetischen Brillanz des Architekten ein ebenso grosses Know-how in der Realisierung gegenübergestellt ist, reden die beiden Parteien «die gleiche Sprache». In einer solchen Kooperation können Änderungswünsche, welche die gestalterische Gesamtwirkung erhöhen, berücksichtigt werden, ohne damit die Projektvorgaben zu gefährden.

Bereitschaft muss beidseitig vorhanden sein

Die optimale Zusammenarbeit zwischen Architekt und TU und das gegenseitige aufeinander Zugehen erlauben, die hohen ästhetischen Ansprüche mit den Anforderungen an Funktionalität und Wirtschaftlichkeit zu kombinieren und gleichzeitig die ambitiösen Terminpläne einzuhalten. Architektonische Spitzenqualität lässt sich daher sehr wohl unter der Gesamtleitung eines TU realisieren. In Zukunft dürfte sich dieser Trend noch weiter verstärken und wohl die einzige funktionierende Formel sein, wenn neben der architektonischen und baulichen Qualität auch harte Rendite- und Terminvorgaben zu erreichen sind.

Es ist und bleibt die Aufgabe des TU, den gesamten Prozess so zu steuern, dass einerseits die architektonische Qualität des Projektes nicht unter dem Kosten-, Termin- und Rentabilitätsdruck leidet und sich anderseits die Vorstellungen des Architekten stets auch an der Funktionalität des Gebäudes und den ökonomischen Vorgaben orientieren.

Hans Peter Stäuble, dipl. Bauingenieur ETH/SIA, ist Gesamtprojektleiter ABB Power Tower und Mitarbeiter der Batigroup AG, Basel.

Batigroup: TU und seine Erfolgsformel

Die Batigroup hat als Totalunternehmer (TU) schon mehrfach ihre Kompetenz in der Zusammenarbeit mit international bekannten Architekten unter Beweis gestellt, so bei der Messehalle 1 von Theo Hotz in Basel oder zuletzt beim Messeturm Basel von Morger & Degelo. Weitere Beispiele sind das Scenario Building von Bétrix & Consolascio in Zürich und das Elsässertor von Herzog & de Meuron in Basel, welche sich zurzeit beide in der Realisierungsphase befinden. (hps)