Der angeschlagene irisch-schweizerische Backwarenhersteller Aryzta steht mit dem Rücken zur Wand. «Die Baustelle ist grösser, als der Markt vermutet», sagt Patrik Schwendimann, Analyst und stellvertretender Leiter Research bei der ZKB.
Das Unternehmen geriet nach einer Übernahmeorgie unter Druck. CEO und Finanzchefs wurden zum Rücktritt gedrängt. «Durch den Abgang der Geschäftsführung ist Aryzta gelähmt», sagt Schwendimann. Der neue VR-Präsident Gary McGann wurde von den Verhältnissen zum Teil selbst überrascht und ist jetzt auf der Suche nach einem heilbringenden CEO. Aber weil die Kosten in den letzten Jahren gedrückt wurden und die Möglichkeiten im Bereich des Financial Engineerings etwa durch den Verkauf von Debitoren schon ausgereizt sind, sei der Spielraum bescheiden. Schwendimann: «Selbst für einen renommierten CEO wird es kein Spaziergang.»
2,7 Milliarden Euro Schulden
Der Konzern brauche dringend organisches Umsatzwachstum und einen stabilen, möglichst besseren Cashflow, so Schwendimann «Verschlechtert sich der Cashflow, reissen Kreditklauseln.» Die Refinanzierung würde noch schwieriger und teurer. Schon letzten Herbst scheiterte eine günstige Refinanzierung über die Bondmärkte. Aryzta sitzt auf einem Schuldenberg von 2,7 Milliarden Euro, der in etwa der Marktkapitalisierung entspricht.
Noch dazu beginnt sich das allgemeine Zinsniveau, ausgelöst von den Leitzinserhöhungen in den USA, für den Backwarenriesen in die falsche Richtung zu bewegen. «Steigen die Zinsen, wird das für Aryzta zum Problem», sagt Schwendimann. Aryzta hat Hybrid-Bonds im Ausmass von rund 800 Millionen Euro auf dem Markt, deren Verzinsung mit dem Libor-Zinssatz steigt.
Ein Teufelskreis
Die Zeit, hart am Wind zu segeln, sei vorbei. Aryzta müsse «rasch handeln und unpopuläre Massnahmen durchsetzen». Schwendimann hält eine Eigenkapitalerhöhung und eine Goodwill-Abschreibung für sinnvoll. Der Goodwill liegt aktuell bei 2,4 Milliarden Euro. Der Experte hält eine Goodwill-Wertberichtigung von mindestens mehreren hundert Millionen Euro «für sehr wahrscheinlich». Sie lasse sich nur umgehen, wenn sich das Geschäft rasch und deutlich verbessere.
Doch so leicht ist das nicht. Mehren sich die schlechten Nachrichten, könnten Kunden abspringen. Die sind meist nur durch kurzfristige Verträge an den Produzenten gebunden. Ein Teufelskreis, der den angeschlagenen Riesen weiter unter Druck bringen könnte.