Der Backwarenkonzern Aryzta ist im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 (per Ende April) mit voller Wucht von der Corona-Krise getroffen worden. Der Umsatz sackte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 24,0 Prozent auf 644,2 Millionen Euro ab.
Organisch, das heisst unter Ausklammerung von Währungs- und Portfolioeffekten, lag das Minus bei 21,5 Prozent, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Allein im April sind dabei die Verkäufe im Vorjahresvergleich um knapp die Hälfte eingebrochen.
Ein wichtiger Teil des Geschäfts stammt aus dem Strassen-Verzehr und dem kleinflächigen Detailhandel. Dieses wurde ebenso von Einschränkungen getroffen wie das Geschäft mit Hotels und Restaurants.
Grössere und kleinere Lebensmittelläden seien zwar offen geblieben, der Umsatz sei aber durch Corona-Massnahmen wie Distanz halten und Arbeitseinschränkungen wegen der Sicherheitsmassnahmen ebenso wie durch das Verhalten der Konsumenten beeinträchtigt worden. Diese hätten mehr abgepackte Produkte gekauft und sich auch auf das Backen zu Hause eingerichtet.
Trotz des markanten Einbruchs hat Aryzta die Erwartungen der Analysten klar übertroffen. Der AWP-Konsens sah einen Umsatz von 592,5 Millionen Euro vor.
Besser als erwartet
Mit Blick nach vorne heisst es, dass Covid-19 einen materiellen Einfluss auf das Ergebnis haben werde, dass es für konkrete Aussagen zum Ausmass aber noch zu früh sei. Immerhin hat das Unternehmen im Mai «erste frühe Anzeichen einer Erholung» ausgemacht.
Aryzta befindet sich bekanntlich einmal mehr in einer turbulenten Phase. Erst vor knapp zwei Wochen hatte das Unternehmen angekündigt, alle strategischen und finanziellen Optionen zu prüfen. Was das genau heisse und ob auch ein Verkauf möglich sei, wollte das Unternehmen allerdings nicht kommentieren.
Bereits Anfang Mai wurde angekündigt, wegen der Auswirkungen der Coronakrise Massnahmen zur Sicherung des Barmittelbestands und zur Kostenreduktion getroffen zu haben.
Kurz danach war die Beteiligungsgesellschaft Veraison bei Aryzta zu einem der grössten Aktionäre aufgestiegen. In kurzer Folge wurden die meldepflichtigen Schwellwerte von 3 und 5 Prozent überschritten. Vor zwei Wochen meldete dann Veraison eine gemeinsame Gruppe mit der spanischen Cobas Asset Management an, zusammen hielten die beiden Firmen einen Anteil von über 17,3 Prozent.
Diese Aktionärsgruppe hat bereits die Durchführung einer ausserordentlichen Generalversammlung beantragt, um den Verwaltungsrat umzubauen. Die vier Verwaltungsräte Gary McGann (aktuell Präsident), Dan Flinter, Annette Flynn und Rolf Watter sollen durch Industrieexperten ersetzt werden. Und auch Kevin Toland soll den Verwaltungsrat verlassen, um sich auf seine CEO-Funktion fokussieren zu können. Aryzta hat auch schon reagiert und am Vorabend eine ausserordentliche Generalversammlung für Mitte August angekündigt.
(awp/tdr)
Veraison und Cobas Asset Management haben sich zu einer Aktionärsgruppe mit einem Paket von 17,3 Prozent zusammengeschlossen. Mehr dazu hier.