Das Jahr 2003 steht vor der Tür. Die Sterngucker gucken auf Hochtouren. Die Bestell-Abteilung von Branchenleader Astrodata in Zürich etwa muss von November bis Januar das Dreifache der üblichen Bestellmenge bewältigen.
Generell ist das Geschäft mit den Sternen hier zu Lande durchaus lukrativ: «In der Schweiz ist die Nachfrage nach Astro-Produkten pro Kopf verglichen mit dem Ausland ausserordentlich hoch», weiss Alois Treindl, Chef der Firma Astrodienst. Aber über Geld sprechen die Sterndeuter nicht gern, der Markt ist entsprechend undurchsichtig.
*Die Zahlen stehen in den Sternen*
Das Astromarkt-Jahresvolumen lässt sich bloss schätzen: Der Computeranalysen-Markt beläuft sich auf 10 bis 15 Mio Fr. Professionelle Beratungen (à 250 Fr.) dürften zusätzlich zwischen 25 Mio (500 x 200 Sitzungen à 250.?) und 100 Mio Fr. einbringen. Dazu kommen Kurse und Ausbildungen und das Business mit Astro-Enduser-Software, das Insider auf 1 bis 2 Mio Fr. im Jahr schätzen. Zählt man das Hokuspokus-Geschäft einer grossen Dunkelziffer von Sterndeutern dazu, beläuft sich der Gesamt-Jahresumsatz gut und gern auf 500 Mio bis 1 Mrd Fr.
Beherrscht wird der Markt von den grossen Firmen Astrodata und Astrodienst, die ausschliesslich Horoskop-Analysen liefern, auch im Verlags- oder Softwaregeschäft tätig sind und schätzungsweise die Hälfte aller Computerhoroskope der Schweiz ausstellen. Daneben gibt es unzählige mittlere und Einzelunternehmen. Wie viele Astrologen hier zu Lande beruflich tätig sind, ist unklar. Es geistern Zahlen von 500 bis 2000 herum. Sicher ist, dass der Schweizerische Astrologenbund 300 Mitglieder zählt.
*Astrodata spürt die Krisenstimmung*
Doch das Business gestaltet sich derzeit zäher als auch schon. Glaubt man der Branche, bringt die momentane Krisenstimmung nicht mehr Zulauf. «Die Konsumenten sparen ? auch bei Astrologieprodukten», sagt Astrodata-Gründer Claude Weiss. Die Verunsicherung der Leute kompensiere diesen Rücklauf nur teilweise: «Unter dem Strich gleicht sich das aus.»
Über dem Strich bleibt noch genug. Das 1978 gegründete Unternehmen ist international tätig und in Sachen computerunterstützter Horoskop-Analyse auch europaweit führend. 70% der Einnahmen stammen aus dem Verkauf von Analysen; den Rest erwirtschaften die rund 20 Mitarbeiter mit der profitablen Zeitschrift «Astrologie heute», einem Verlag, dem Vertrieb von Astrologie-Software, Kurs- und Ausbildungsangeboten.
Den Umsatz und die Zahl verkaufter Horoskope verrät Weiss nicht. Immerhin so viel: Astrodata hat 2002 weniger Horoskope ausgestellt als in den Vorjahren. Seit 1997 ist der Umsatz um einen Fünftel zurückgegangen. Heute dürfte Astrodata total zwischen 5 und 8 Mio Fr. erwirtschaften.
*Astrodienst macht Profit mit Software*
Der Baisse will Weiss mit neuen Produkten entgegentreten wie der eben lancierten «Wellness-Analyse» à 52 Fr. Die bestehende Palette reicht von der Persönlichkeitsanalyse über Berufs-, Lebensplan-, Partnerschafts- und Kinderanalyse bis zu Jahresvorschauen und Reiseanalyse.
Ebenso bunt ist das Angebot der stärksten Konkurrentin Astrodienst AG, Zürich. Doch auch da bleibt das Weihnachtsgeschäft weit unter den Erwartungen. «Unser Business verfügt zwar über eine gewisse Krisenfestigkeit, aber wir verkaufen einen Luxusartikel», erklärt Geschäftsführer Alois Treindl. Er rechnet damit, dass das achtköpfige Team den schwachen Vorjahresumsatz heuer nur knapp erreicht. Das Inlandgeschäft ist innerhalb der letzten fünf Jahre um etwa 20% zurückgegangen; Astrodata und Astrodienst zusammen setzen heute in der Schweiz weniger als 5 Mio Fr. um. Dafür konnte man dank der starken Internet-Plattform im Ausland 70% zulegen.
Die Begeisterung fürs Internet kommt nicht von ungefähr: Treindl startete einst mit dem Programmieren von Astrologie-Software. Heute vermietet er seine Software «Astro-Intelligence» Anbietern auf der ganzen Welt. Die Lizenzgebühren machen einen Fünftel der Gesamteinnahmen aus.
Während der Run auf Computer-Horoskope nachlässt, haben die persönlichen, aber teureren Beratungen Aufwind, wie eine Umfrage bei kleinen Anbietern ergibt. «Verunsicherte Menschen wollen keine oberflächlichen Analysen, sondern eine persönliche Beratung», sagt der Astrologe Thomas Huber aus Zürich. Auch Unternehmer suchten in letzter Zeit vermehrt Astrologen auf. «Viele haben Angst, die sie mit niemandem besprechen können», meint Siegfried Schmid von Astro-Sesam.
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Astrologie-Markt: Was Sterndeuter kassieren, steht in den Sternen
Auch das Geschäft mit der Astrologie kann sich der Konjunkturlage nicht entziehen. Trotz globaler Verunsicherung schrumpft der Markt. Persönliche Beratungen sind jedoch wieder mehr gefragt.
Von Simone Luchetta
am 17.12.2002 - 19:02 Uhr
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