Die Nachricht ging durchs ganze Land. Die Empörung ist gross. Ende 2024 werden die Türen des Traditionshandelshauses geschlossen. Während zweier Jahre soll es umgebaut werden, für Kosten in der Höhe von 100 Millionen Franken. 2027 kommt es zur Wiedereröffnung. Aber anders als heute: viel kleiner, abgespeckt, der Handel auf zwei Stockwerke reduziert. In die Obergeschosse kommen Büroräumlichkeiten. Mit diesen kann die Eigentümerin Swiss Prime Site (SPS) eine höhere Rendite erzielen. Bei geringerem Risiko. Ein gutes Geschäft. 850 Mitarbeitende indes verlieren ihre Jobs.
Mir behagt die Vorstellung nicht, die Bahnhofstrasse könnte eine Anwaltskanzleienmeile werden, wenn es so weitergeht. Denn nur die können sich Quadratmeterpreise von 800 Franken leisten. Es tut mir leid, dass es die Ikone Jelmoli in ihrer jetzigen Form bald nicht mehr geben wird. Ich schätze die grosse Ladenfläche von insgesamt 24’000 Quadratmetern. Doch ehrlich gesagt, nutze ich diese selten. Es ist mehr die Vorstellung, die mir gefällt, dass es ein grosses Angebot gibt, sollte ich dieses benötigen. Aber Hand aufs Herz: Wer von uns war das letzte Mal in der Jelmoli-Haushaltsabteilung, die es bald nicht mehr gibt, oder in der Sportabteilung oder der Kinderabteilung?
Aus der Zeit gefallen
SPS-Chef René Zahnd monierte im Interview mit der «Handelszeitung», dass es schwer sei, die Kundinnen und Kunden von ganz unten nach ganz oben zu kriegen. Auch die angefragten Handelsexperten stossen in die gleiche Kerbe: Die Kunden und Kundinnen meiden die oberen Etagen. Eingekauft wird im Erdgeschoss und im Untergeschoss. Basta. Dritter Stock, vierter Stock, mit der Rolltreppe, nur in Ausnahmefällen – es muss schnell gehen. Wenn der Kunde ein geändertes Verhalten zeigt, reagiert der Handel darauf. Logisch. Muss er auch, im Fall von Jelmoli. Wer würde bei angehäuften Verlusten von 45 Millionen nicht Überlegungen anstellen?
Ein Warenhaus in der Grösse von Jelmoli scheint aus der Zeit gefallen zu sein. Die Konzentration von Mode auf drei Stockwerken ist von gestern. Nun wird die Ikone zurückgestutzt, auf eine Grösse, die Sinn macht. Lieber zwei gute Etagen, übersichtlich und konzentriert, als sechs unnötige. Ich bin der Meinung, auch ein schlankes Warenhaus kann Sex-Appeal haben. Vielleicht erlebt Jelmoli mit seinem neuen Konzept auch einen zweiten Frühling (oder eine Second Season, wie es in der Modesprache heisst). Wir drücken die Daumen.
1 Kommentar
"ein schlankes Warenhaus kann Sex-Appeal haben" Sie wissen, dass es Jelmoli nicht mehr geben wird? Es wird gar kein Warenhaus mehr geben. Sondern kleine einzelne Mieter von Luxus Brands. Völlig am Thema vorbei geschriebener Artikel.