Die Migros ist unter Druck. Unternehmenschef Fabrice Zumbrunnen will Globus, Interio und weitere Töchter verkaufen, und die Migros Ostschweiz baut Dutzende Stellen ab. Jetzt fährt auch die Migros Zürich ihre Kosten herunter: Die Genossenschaft streicht bis Ende 2022 knapp 39 Stellen und kürzt «punktuell» Lohnnebenleistungen.
Dass der Abbau bei der Migros Zürich fast zeitgleich mit ähnlichen Massnahmen der Migros Ostschweiz erfolgt, ist kein Zufall. Die beiden Genossenschaften haben bei der Überprüfung der Strukturen zusammengearbeitet. Andere Genossenschaften waren allerdings nicht involviert, wie Sprecherin Gabriela Ursprung sagte.
Migros spricht Kündigungen aus
Beim Abbau werden auch Kündigungen ausgesprochen – der Grossteil soll aber durch Jobwechsel und Frühpensionierungen erfolgen. Die Migros Zürich will auch bis zu zehn neue Stellen schaffen, um die «bevorstehende Transaktionen aktiv zu begleiten». Rund die Hälfte dieser neu geschaffenen Stellen sind zeitlich befristet.
Mit dem Massnahmenpaket will die Genossenschaft die Leistungsfähigkeit der zentralen Dienste stärken. Oder konkreter: Es geht um Digitalisierung. «Die angestrebte Optimierung geht einher mit der Einführung von vermehrt automatisierten Prozessen», heisst es im Communiqué.
Fringe Benefits: Migros im Vergleich
«Investitionen in neue digitale Lösungen versprechen grosse Effizienzgewinne», wird Jörg Blunschi zitiert, der Geschäftsleiter der Migros Zürich: «Wir wollen den Schritt in die digitale Zukunft konsequent gehen und unsere Prozesse sowie die Organisation darauf ausrichten.»
Zugleich aber wird bei den Zusatzleistungen fürs Personal der Gürtel enger geschnallt. Bei einer Kostenüberprüfung habe die Migros Zürich auch «die vielfältigen Lohnnebenleistungen mit Angeboten anderer Unternehmungen» verglichen – und offenbar für sehr gut empfunden: «Im Sinne einer Angleichung» komme es nun zu punktuellen Kürzungen bei den freiwilligen Zusatzleistungen. Aber auch danach werde die Migros Zürich «ein überaus attraktives Angebot an Fringe Benefits» bieten.
Um welche Leistungen es genau geht, gibt die Migros Zürich nicht bekannt. «Wir haben verglichen, wie sich die Fringe Benefits der Migros Zürich von den Lohnebenleistungen anderer Migros-Genossenschaften unterscheidet», sagte Sprecherin Gabriela Ursprung. Mitarbeitende der Genossenschaft profitieren heute beispielsweise von Rückerstattungen bei Kursen in den Migros Klubschulen oder Rabatten auf den Abos in Migros-Fitnesscentern.
Beteiligungen nicht berührt
Nicht Teil der Analyse waren die Tochtergesellschaften: Die Zürcher Migros-Genossenschaft führt diverse eigene Tochtergesellschaften wie Tegut (Lebensmittelhandel in Deutschland), Ospena (Gastronomie und Hotellerie), die Pizza-Kette Molino sowie Activ Fitness und Migros Freizeit Deutschland (Fitness und Wellness). Sie seien aber von dern Veränderungen nicht betroffen. Auf naheliegende Fragen heisst es auch proaktiv: «Die Migros Zürich hält vollumfänglich an den bestehenden Beteiligungen fest.»
Die Migros Genossenschaft Zürich beschäftigt 9'100 Personen – verteilt auf knapp 3'900 Vollzeitstellen – und erzielte letztes Jahr einen Gesamtumsatz von 2,6 Milliarden Franken (+2,6 Prozent). Sie betreibt 112 klassische Migros-Filialen, ferner 29 Fachmärkte (etwa Obi, SportXX, Micasa) und 61 Gastrobetriebe.
(mbü)