Vier Marken waren es, die den Grundstein zur heutigen Audi AG legten, nämlich Horch, Wanderer, NSU und DKW. Die damaligen Unternehmensführer unter ihnen August Horch konnten sich allerdings nicht vorstellen, welche Entwicklung das Unternehmen bis heute nehmen würde. Die Marke mit den vier Ringen die vier Gründungsmarken symbolisierend gehört heute zu den renommiertesten Herstellern im europäischen Automobilbau. Aus den einstigen Zweitaktern entstand bis heute ein Hersteller, der sich mit seinen Topmodellen im Premiummarkt fest etablieren konnte. Im vergangenen Jahr rückte Audi in der Spitzenklasse mit dem Audi A8 den beiden wichtigsten Konkurrenten im Premiumsektor, Mercedes-Benz (S-Klasse) und BMW (7er-Reihe), bei den Verkäufen äusserst nahe.

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Quattro - die zündende Idee

Zwei wichtige und entscheidende Schritte prägten diese Entwicklung nachhaltig, zum einen die heute für alle Modelle erhältliche Allradtechnik sowie die konsequente Orientierung an der modernen Technik im Automobilbau. Der Slogan «Vorsprung durch Technik» prägte sich bis heute in den Köpfen unzähliger Kundinnen und Kunden der Marke Audi ein. War die Marke Horch einst tonangebend in der Luxusklasse und die Marken DKW, Wanderer und NSU bekannte Anbieter von Klein- und Mittelklassewagen, so ist heute die Audi AG, welche ihren Namen erst 1985 erhielt, ein Automobilhersteller, der über ein ebenso breites Modellprogramm verfügt wie die früheren vier Marken im Einzelnen.

In den 60er und 70er Jahren war der Allradantrieb im Personenwagenbereich kein Thema. Man fuhr entweder in einem Auto mit Heck- oder in zunehmendem Masse ein Modell mit Frontantrieb. Die Wende kam im Winter 1976. Damals fuhr der Audi-Techniker Jörg Bensinger mit dem VW-Geländewagen «Iltis» auf Schwedens Strassen und schätzte den Allradantrieb des an sich eher ruppigen Gefährtes, das mehr für militärische Zwecke taugte. Wie wäre es, wenn man eine Limousine mit einem Allradantrieb ausstatten würde, fragten sich Jörg Bensinger und der damalige Technikvorstand von Audi, Ferdinand Piech. Aus der Idee entstand der Audi quattro, der erstmals am Genfer Auto-Salon 1980 der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Ihm folgten die Modelle Audi 80 quattro und später die Modelle Audi 100 und Audi 200 mit Allradtechnik. Die Quattro-Welle war endgültig losgetreten, und in der Folge gab es im Laufe der Jahre kaum mehr einen namhaften Automobilhersteller, der nicht mindestens ein Modell mit vier angetriebenen Rädern im Programm hatte.

Akzente im Design gesetzt

Die Marke mit den vier Ringen setzte aber auch schon sehr früh auf den Dieselmotor und entwickelte die Technik des Selbstzünders gezielt weiter. Heute trifft man den Dieselmotor, in seiner modernsten Ausprägung mit Common-Rail-Technik ausgerüstet, selbst in der automobilen Topklasse. Ebenso setzte Audi im Bereich des Designs neue Akzente; mit der Verpflichtung von Walter da Silva, einem begnadeten Designer, begann bei Audi die stärkere Emotionalisierung der Marke. Ein Markstein war sicher der Audi TT, aber auch die neueste Kreation da Silvas, das A5 Coupé. In den vergangenen zehn Jahren eilte Audi von einem Verkaufsrekord zum anderen und mit 829100 verkauften Autos im Jahre 2005 ist es nicht mehr weit bis zur Millionengrenze, die Audi-Chef Martin Winterkorn gezielt bis zum Jahr 2008 anpeilt. Wenn Audi so weiter macht wie bisher, dürfte dieses Ziel keine Illusion bleiben.

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Nachgefragt: Martin Winterkorn, Vorsitzender des Vorstandes der Audi AG

«Wir werden je nach Kundenwunsch nach oben und nach unten wachsen»

Audi-Chef Martin Winterkorn hat ehrgeizige Pläne, er will die Marke mit den vier Ringen als Hersteller von Premiummodellen im Markt noch stärker als bisher verankern.

Unser Baukasten ist das Intelligenteste, was wir in jüngster Zeit geschaffen haben, erklärten Sie kürzlich. Was muss man sich darunter konkret vorstellen?

Martin Winterkorn: Grundgedanke hinter dieser Idee ist es, mit möglichst wenig Aufwand neue Modelle zu entwickeln und zu produzieren. Mit dem modularen Baukasten lassen sich verschiedene Modellvarianten auf der Basis gemeinsamer Komponenten realisieren. Ein Beispiel solcher modularer Komponenten ist die Klimaanlage, welche in modifizierter Form in ganz verschiedenen Baureihen eingesetzt werden kann. Dasselbe ist auch bei anderen Komponenten im Auto möglich.

Lassen sich Synergien zwischen Volkswagen und auch Seat bei ungefähr gleich grossen Modellen realisieren bzw. die Produktionsanlagen noch besser nutzen?

Martin Winterkorn: Durch diese modulare Bauweise lassen sich durchaus auch verschiedene Modelle bei den anderen Marken realisieren. Wir bei Audi führen aber zunächst einen modularen Längsbaukasten ein, der, wie der Name schon impliziert, für Fahrzeuge mit längs eingebautem Motor konzipiert wurde

Wird Audi in den nächsten Jahren die Modellpalette sowohl nach unten wie nach oben weiter ausbauen?

Martin Winterkorn: Wenn unsere Kunden sowohl im unteren Modellsegment wie in der Luxusklasse einen Audi fahren wollen, dann werden wir diesen Ansprüchen, soweit dies möglich ist, auch genügen. Konkret: Wir erweitern unsere Modellpalette nur, wenn sich diese Modelle auch wirtschaftlich darstellen lassen. Viele Kunden äussern den Wunsch nach einem kleineren Fahrzeug der Marke Audi, etwa als Einstiegsfahrzeug für die eigenen Kinder. Hier prüfen wir sehr genau, was wir anbieten können.

Audi legt sehr grossen Wert auf zufriedene Kundinnen und Kunden. In den Qualitätsreports allerdings schneiden deutsche Hersteller eher schlecht ab, auch Audi. Was wird dagegen unternommen?

Martin Winterkorn: Ein Teil dieser Qualitätsbeurteilungen ist noch beeinflusst durch alte Fahrzeuge früherer Jahre. In jüngster Zeit und mit unseren neuen Modellen haben wir das Qualitätsniveau deutlich gesteigert. Dies zeigen die neuesten Qualitätsreports beispielsweise über den A8 oder den A6. Mit unserem modularen Baukasten werden wir zudem das Qualitätsniveau nochmals erheblich verbessern können.

Reichen die derzeitigen Produktionskapazitäten, um die umfangreiche Modelloffensive der nächsten 18 Monate auch bewältigen zu können?

Martin Winterkorn: Unsere technischen Produktionskapazitäten in den deutschen Werken reichen bis mindestens zum Jahr 2009. Allerdings werden wir auch in den kommenden Jahren weitere Produktivitätszuwächse im zweistelligen Prozentbereich erzielen, um das erhöhte Fertigungsvolumen bewältigen zu können.

Welche Pläne verfolgt Audi in China, wo man ja Marktleader ist und auch produziert?

Martin Winterkorn: Seit dem vergangenen Herbst liegt die Vertriebsverantwortung vollumfänglich in unseren Händen, das bedeutet, dass wir die Marktchancen in diesem Riesenmarkt noch besser als bisher nutzen können. So haben wir etwa bei unserem nach China exportierten A8 im Januar und Februar diesen Jahres einen Absatzzuwachs von 128 Prozent auf 519 Fahrzeuge erzielen können. Zugleich wollen wir das Vertriebsnetz weiter optimieren und unsere Zusammenarbeit mit unserem Joint-Venture- Partner weiter vertiefen.

Wie steht Audi zum Hybridantrieb?

Martin Winterkorn: Der Audi Q7 mit Hybridantrieb, wie wir ihn übrigens während der IAA 2006 in Frankfurt vorgestellt haben, wird 2008 auf den Markt kommen. Sollte sich die Nachfrage nach dem Hybridmotor seitens der Kundschaft intensivieren, werden wir diese Lösung auch in anderen Modellen anbieten. Andererseits sind wir nach wie vor davon überzeugt, mit einem optimalen Dieselmotor mit weniger technischem Aufwand und damit zu niedrigeren Kosten die praktisch gleichen Verbrauchswerte wie mit einem Hybridmotor erreichen zu können. Aber auch synthetische Treibstoffe müssen in naher Zukunft verstärkt in die Evaluation einbezogen werden.

Wie erklären Sie einem Mercedes- oder BMW-Fahrer, dass er eigentlich schon längst Audi fahren sollte?

Martin Winterkorn: Da gibt es viele gute Gründe, als Stichworte möchte ich das Design erwähnen, aber auch die Leistung unserer Fahrzeuge, ihre überragend hochwertige Anmutung sowie unseren überlegenen Vierradantrieb quattro. Wir verfügen jedenfalls in vielen Marktsegmenten über Modelle, welche den Vergleich mit der Konkurrenz keinesfalls zu scheuen brauchen, das bestätigen uns die vielen zufriedenen Kunden ebenso wie die positiven Einschätzungen der Fachmedien.