Wie lange der 60-jährige Peter Brabeck die Doppelfunktion an der Spitze von Nestlé ausfüllen und wann er sich auf das Präsidium zurückziehen wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Bekannt hingegen ist bereits heute, dass sein Nachfolger dann aus der eigenen Konzernleitung kommen wird. Nach oben kommt nur, wer jahrzehntelang im Konzern gearbeitet hat. So will es ein ehernes Gesetz bei Nestlé. «Kontinuität ist einer unserer grössten Trümpfe», heisst es dazu aus dem Verwaltungsrat.
Wer sich Hoffnungen auf den Topjob machen will, muss bei Nestlé in den verschiedensten Bereichen schon geglänzt haben: als Verantwortlicher für ein oder mehrere Produktsegmente, als Länderchef vor Ort, im Hauptquartier in einer Stabsstelle und am besten überdies als Chef einer der drei Zonen Europa, Nord- und Südamerika oder Asien/Ozeanien/Afrika.
Aus dem Kreis der zehn Nachfolgekandidaten fallen damit Finanzchef Wolfgang Reichenberger und Forschungschef Werner Bauer, die nie einen Markt geführt haben. Zu wenig Marktverantwortung hatten ebenfalls Chris Johnson, Leiter des Projekts Globe, und Luis Cantarell, Verantwortlicher für Nutrition; zudem rangieren beide als stellvertretende Generaldirektoren eine Hierarchiestufe unter ihren Konzernleitungskollegen.
Zu alt für die Nachfolge des heute 60-jährigen Brabeck sind Asien-Chef Michael Garrett (63) und der Pharma- und Kosmetikverantwortliche Francisco Castañer (61), ebenso wie Frits Van Dijk (58), der als CEO der weitgehend eigenständigen Sparte Wasser zudem nicht zum innersten Führungszirkel gehört. Marketingchef Ed Marra schliesslich laboriert an einem Krebsleiden.
Damit kommen für den Topjob nur noch zwei Kandidaten in Frage: Europachef Lars Olofsson (53), ein gebürtiger Schwede, und der Belgier Paul Bulcke (50), zuständig für Nord- und Lateinamerika. Dabei hat Lars Olofsson die klar besseren Chancen: Er ist näher am Königsmacher Peter Brabeck und intern deutlich profilierter als Rivale Bulcke. Zudem ist Paul Bulcke innerhalb der Konzernleitung der Zweitjüngste – seine Nomination würde deswegen Friktionen hervorrufen. «Lars Olofsson macht am meisten Sinn», sagt Birgitt Scharla von Renz Consulting, die für Nestlé Kaderleute rekrutiert.
«Lars Olofsson ist die logische Wahl als Peter Brabecks Nachfolger», bestätigt ein langjähriger Nestlé-Kadermann. MK