In einer gross angelegten Aktion liess die Hamburger Staatsanwaltschaft am 20. Januar die Büroräumlichkeiten der renommierten Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser, von deren Tochtergesellschaft in Zürich und von deren Filiale in München durchsuchen.
Hunderte von Polizisten beschlagnahmten zeitgleich in den beiden deutschen Städten und in Zürich Unterlagen, die sämtliche Geschäftsverbindungen des seit über einem halben Jahr in Hamburg inhaftierten ehemaligen Börsenstars Alexander Falk und die Firmen Distefora und Ision betreffen. Falk war im Juni 2003 unter dem Vorwurf verhaftet worden, Tausende von Anlegern mit Kursmanipulationen um Hunderte von Millionen Franken betrogen zu haben.
Zusammen mit seinen Partnern soll Falk mit fiktiven Geschäften die Umsatzzahlen der Internetfirma Ision, einer Tochter von Falks ehemaliger Schweizer Gesellschaft Distefora, gefälscht und so die Börsenkurse manipuliert haben. Nach einer kurzfristigen Flucht nach London war Falk Anfang Juni 2003 nach Hamburg zurückgekehrt und hatte sich den Behörden gestellt.
Als offiziellen Grund für die umfangreichen Hausdurchsuchungen gibt ein Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft an, dass es darum gehe, Geldflüsse während der untersuchten Periode festzustellen. Mehr lasse sich dazu nicht sagen. Gemäss Recherchen der BILANZ scheint Alexander Falk jedoch alle wesentlichen Transaktionen im Zusammenhang mit Ision über Hauck & Aufhäuser sowie über deren Tochter Bastei Privat Finanz in Zürich abgewickelt zu haben.
In Zürich wurden auf Grund eines Rechtshilfegesuches die Büroräumlichkeiten der Bastei Finanz durchsucht und Akten im Umfang von mehreren Dutzend Bundesordnern beschlagnahmt, wie der zuständige Bezirksanwalt Dave Zollinger auf Anfrage bestätigte.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft geht offensichtlich davon aus, dass über die Zürcher Firma ein Grossteil der Ision-Aktien verschoben worden sind. Ebenfalls soll das Institut für die Distefora und für Falk zahlreiche Aufträge und Optionsprogramme ausgeführt haben. Die Hamburger scheinen sich aus den Hausdurchsuchungen neue Erkenntnisse zu erhoffen, die Aufschluss darüber geben, für welche Kreise und Personen die Zürcher Bastei Finanz Ision-Aktien gekauft oder verkauft hat und an wen die Erlöse aus diesen Geschäften flossen. Im Visier haben die Fahnder auch die Genfer Privatbank Pictet, die ebenfalls in einen Teil der Verkäufe von Ision-Aktien eingebunden gewesen sein soll.
Mit der Frankfurter Hauck & Aufhäuser hatte Falk bis zu seiner Verhaftung regen Kontakt. So soll er laut einem Bericht des «Spiegels» noch kurz vor seiner Rückkehr nach Hamburg versucht haben, von seinen Konten bei der Frankfurter Bank einen zweistelligen Millionenbetrag nach Südafrika zu verschieben.
Die Hamburger Staatsanwaltschaft hofft, die Untersuchungen bis im März abschliessen zu können, also noch vor der nächsten Überprüfung zur Haftentlassung, die von Amtes wegen Ende März vollzogen werden muss.