Alles fährt Ski, oder zumindest 35 Prozent der Schweizer Bevölkerung rasen regelmässig eine Piste hinunter. In den USA hingegen sind es nur drei Prozent. Klar, in absoluten Zahlen stehen zehn Millionen Amerikaner drei Millionen Schweizerinnen gegenüber. Doch die prozentuale Zahl zeigt, dass hierzulande die «Alles-fährt-Ski»-Mentalität noch immer besteht; Skifahren ist kein Luxusgut, sondern ein Teil der Gesellschaft.
In den USA ist Skifahren dagegen etwas für Gutbetuchte. Dementsprechend treten die US-Betreiber von Skigebieten auf, die nun auch in die Schweiz expandieren. Das US-Modell, alle Dienste aus einer Hand anzubieten, stösst hierzulande auf Widerstand. Und noch steht der Beweis aus, dass das US-Modell der Schweizer Skitradition überlegen ist.
Doch das US-Modell ist nicht per se schlecht: Alles aus einer Hand bringt Skifahrerinnen und Snowboardern Vorteile. Mit wenigen Klicks erhält man das Ticket, die Mietski, die Skilehrerin und die Restaurantreservation. Und auch aus Unternehmenssicht macht es Sinn: Die mühsame Koordination mit verschiedenen Parteien fällt weg. Die Wertschöpfung steigt, die Marge wird optimiert. Die Anbieter haben den Überblick.
Konkurrenz bringt Innovation
Doch dann folgt das Aber: Wegen fehlender Konkurrenz droht sich Gemütlichkeit breitzumachen. Die Qualität leidet. Der Gast verkommt zur Ware, zu einer Zahl im System. Wer hingegen Konkurrenz im Skigebiet hat, muss liefern. Unternehmen kämpfen täglich um ihre Kundschaft, präsentieren innovative Konzepte und treiben so eine Region voran. Konkurrenz ist gesund. Und in der Schweiz ist die Konkurrenz unter den Skigebieten so hart wie eine vereiste Piste.
Aus Schweizer Sicht wäre es aber falsch, das US-Modell zu unterschätzen. Denn zum einen sind einige Elemente davon bereits auch in der Schweiz etabliert, etwa der Trend zu gebietsübergreifenden Skipässen und dynamischen Preisen. Das hat übergreifende Strategien mit Saisonabonnements gefördert – zum Vorteil von Vielskifahrern. Und weckte Skiregionen auf, ihr Angebot zu überdenken und sich neu zu positionieren.
Zum anderen sollten die Schweizer Skiregionen die Anpassungsfähigkeit der US-Betreiber nicht unterschätzen. Denn Vail hört zu. Der amerikanische Gigant lernt, wie das Skigeschäft in der Schweiz funktioniert. Er lässt sich auf die hiesigen Eigenheiten ein und vermischt die beiden Kulturen. Das Vorgehen ist ein Wachrütteln von Schweizer Skigebieten: Ruhen sie sich auf ihrem bisherigen Erfolg aus, dann kann es passieren, dass die Konkurrenz sie überholt.