Die Postversorgung in der Schweiz ist gut. Trotz dieses Attests hält die Aufsichtsbehörde Postcom gesetzliche Anpassungen für nötig. Sie fordert unter anderem gleich lange Spiesse für alle Postdienstleister und eine Qualitätssicherung in den Postagenturen.
Ende 2018 gab es in der Schweiz 1078 Poststellen und 1061 Post-Agenturen, etwa in Ladengeschäften, wie die Aufsichtsbehörde Postcom in ihrem Jahresbericht schreibt. Es werde vermutlich schon in einem Jahr mehr Agenturen geben als Poststellen, sagte Postcom-Präsident Hans Hollenstein am Montag in Bern vor den Medien.
Bei Preisen Wettbewerb ermöglichen
Um die hohe Qualität der Postversorgung aufrecht zu erhalten, müsse die Gesetzgebung eine Qualitätssicherung vorsehen für Postagenturen, etwa betreffend die Ausbildung des Personals. In den Augen der Postcom funktioniert das Modell jedoch grundsätzlich, und die Kunden haben sich daran gewöhnt.
Doch auch in anderem Bereichen macht die Postcom Empfehlungen für Gesetzesänderungen. Sie macht Wettbewerbsbehinderungen geltend. Etwa müssten Private für den Zugang zu Teilleistungen der Post - etwa Postfächer - zu viel bezahlen. «Wenn man Wettbewerb will, soll man ihn bei den Preisen ermöglichen», forderte er.
Sorgen bereitet der Aufsichtsbehörde auch, dass bei immer mehr abgelegenen Häusern die Briefträgerin oder der Briefträger nicht mehr täglich vorbeikommt. Hollenstein nannte Zahlen: Schweizweit gab es Ende 2018 1’757’842 ganzjährig bewohnte Häuser. Bei 1524 Häusern (2017: 1277) wurde keine reguläre Hauszustellung erbracht.
Auch wenn sich die Zahl der Betroffenen im Promillebereich bewege, sei sie um 20 Prozent gestiegen, sagte Hollenstein. Die Behörde will die Möglichkeit erhalten, Ersatzlösungen für die Hauszustellung prüfen und anordnen zu können.
«Letzte Meile die teuerste»
«Die letzte Meile ist die teuerste», sagte Hollenstein dazu. Bundesrat und Parlament müssten sich Gedanken machen über neue Möglichkeiten für die Post, ihre teure Grundversorgung zu finanzieren, sagte Hollenstein.
Mehr Kompetenzen will die Postcom auch in Sachen Meldepflicht für private Postdienstleister. Sie kontrollieren können, ob Unternehmen die Meldepflicht einhalten und auch, ob die Angaben der Unternehmen zu Mindestlöhnen und Umsatz stimmen.
Die Schweizerische Post als Platzhirsch im Markt übertraf laut dem Bericht der Aufsichtsbehörde Postcom 2018 alle Qualitätsvorgaben und leistete erneut gute bis sehr gute Dienste. Lob gibt es auch für die privaten Anbieter im Postmarkt.
Diese seien innovativ, agil und teils gezielt in Nischen tätig. So spielten alle 179 in der Schweiz aktiven Postdienstanbieter ihre Stärken in einem Markt aus, der immer anspruchsvoller werde.
Branchenübliche Löhne eingehalten
Bei den branchenüblichen Arbeitsbedingungen sind für die Aufsicht die Mindeststandards erfüllt. Diese von ihr erlassenen Standards schützen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die nicht einem Gesamtarbeitsvertrag unterstehen.
Vorgeschrieben ist ein Mindestlohn von 18,27 Franken pro Stunde. Ohne Gesamtarbeitsvertrag arbeiten indessen nur noch wenige Angestellte der Branche.
2018 setzte der Postsektor der Schweiz nach Postcom-Angaben rund 3,9 Milliarden Franken um bei einem Volumen von 3,4 Milliarden Sendungen. Damit wuchs der Gesamtumsatz erstmals seit längerem wieder um 1,1 Prozent.
Der Umsatzzuwachs kam dank der rasant wachsenden Paketmengen zustande - der Internethandel ist der Grund. Das kompensierte die seit Jahren sinkenden Mengen bei Briefen, Zeitungen und Zeitschriften.
Über die letzten fünf Jahre hin gesehen schrumpfte der Umsatz im Postmarkt aber um jährlich ein Prozent. Erstmals machte der Jahr für Jahr schrumpfende Briefversand 2018 mit 48,8 Prozent weniger als die Hälfte des Umsatzes aus.
(sda/tdr)