Mit 18 Jahren hat Patrick Liotard-Vogt, oder PLV, die Schule hinter sich gelassen und ist Unternehmer geworden. In den letzten Jahren war der heute 29-jährige zeitweise an bis zu 50 Firmen beteiligt und ein gefeierter Star. Zu seinem Firmennetz gehören unter anderen «A small World» (Online-Netzwerk), «The World’s Finest Clubs» (Mitgliederkarte für Top-Klubs), «Silkmed» (Desinfektionsmittel für die Hand) und seit 2010 ist er auch an der Kreditkarte «Diners Club» beteiligt.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Im letzten Sommer hat er sich für einen unbekannten Betrag am 560-Millionen-Projekt auf der Karibikinsel St. Kittis beteiligt. «Ich habe mich von der ersten Minute an in dieses Resort verliebt», liess sich PLV in einer Medienmitteilung zitieren. «20 Minuten» schrieb damals, der Jungunternehmer habe 40 Prozent der Aktien übernommen.

Ausbildung nicht nötig

Eine Matura oder ein Studium hat PLV nie angestrebt. In einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagte PLV im September 2010: «Mich stört an unserem Maturamodell, dass es wenig praxis- und zielorientiert ist. Ich entschloss mich deshalb für ein Handelsdiplom an der Akad.»

Als Kind soll PLV laut «Handelszeitung» die Kreditkartennummer seines Vaters (Vermögensverwalter) auswendig gekannt haben. Doch zu höheren akademischen Weihen fehlte dem Enkel eines ehemaligen Nestlé-Managers der Antrieb. Zur «NZZ am Sonntag» sagte er im gleichen Interview: «Ich habe Leute mit super Titeln gesehen, die komplette Nasenbären waren, und Leute ohne Titel, die waren sensationell drauf. Es gibt alles.»

«Management by Dreams»

Bis jetzt sind die Berichte über Pleiten, Pech und Pannen des PLV ausgeblieben. In einem Interview mit der «Bilanz» sagte PLV 2010 auf die Frage nach Misserfolgen: «Ich bereite mich schon auf zukünftige vor, was die Investitionsstrategie beeinflusst: Diversifikation und Vorsicht.»

Der Misserfolg blieb aus. Im Februar 2013 fragte die «Weltwoche» bei ihm nach, ob er ein erfolgreicher Unternehmer sei: «Ja, das trifft im Moment zu, aber die Zukunft wird es zeigen; Private-Equity-Investments dauern Jahre.»

Jetzt hat der Misserfolg zugeschlagen oder besser die Betreibungsforderungen haben eingeschlagen. Noch im Oktober 2010 hat er sich in einem Artikel der «Handelszeitung» so zum Thema Niederlagen geäussert: «Wenn ich erkenne, ob und wo ich einen Fehler gemacht habe, dann kann ich das abhacken, wegstecken und weitermachen.» Jetzt liegen Betreibungen für mehrere Millionen auf seinem Schreibtisch, auch eine von FCB-Kicker David Degen.

Rettung auf die Insel

Seinen Leitsatz beschrieb PLV im oben erwähnten Artikel der «Handelszeitung» mit «Management by Dreams». Nun ist aus dem Leitsatz des knapp 30-jährigen ein Rückzug vor dem Betreibungs-Albtraum ins Inselparadies St.Kittis geworden. Aus den Träumen wurde Realität.

 

Nachführung Februar 2019:

Patrick Liotard-Vogt lässt die «Handelszeitung» via Anwaltsschreiben ausrichten, dass er seine Vermögensverhältnisse für Privatsache hält und die früheren, nunmehr erledigten Forderungen unberechtigt waren. Es gebe gegenüber den drei Gläubigern keine offenen Forderungen. Auch hält Patrick Liotard-Vogt im Schreiben fest, dass er nicht abgetaucht sei und auch nicht versucht habe, sich der Zahlung dieser Forderungen durch Flucht zu entziehen. Er habe bereits vor der Einleitung der Betreibungsverfahren entschieden, seinen Wohnsitz nach St. Kitts and Navis zu verlegen, um dort Immobilienprojekt zu realisieren.