Frohe Botschaft für alle Schweizer Kreditkartenfirmen: Die Umsätze klettern gerade auf Höchststände – zumindest beim Einsatz im Inland. Das zeigt eine Auswertung, welche die HZ aufgrund von Zahlen der Kreditkartenfirmen und des Zahlungsverarbeiters SIX Group vorgenommen hat, die vom Kanton Zürich gesammelt und publiziert werden. Alle Angaben beziehen sich auf Umsätze mit Schweizer Karten.
Nach dem Lockdown Mitte März brachen die Umsätze mit Kredit- und Debitkarten auf breiter Front ein. Ohne Bargeldbezüge sanken die von den Banken erfassten Zahlungen um rund 40 Prozent oder zeitweise bis zu 700 Millionen Franken pro Woche.
Mit den Lockerungen Ende April kamen die Umsätze jedoch wieder zurück – in erster Linie bei Debitkarten wie «Maestro» und «VPay». Nun liegen die von den Banken gemeldeten Umsätze wie wie vor der Krise bei etwa 1,6 Milliarden Franken pro Woche.
250 Millionen weniger pro Woche ins Ausland
Doch die Umsätze haben sich teilweise vom Ausland in die Schweiz verschoben. Die Umsätze im Ausland – auch unter Berücksichtigung der Online-Zahlungen – liegen noch immer rund 250 Millionen Franken pro Woche unter dem Stand vor der Krise. Entsprechend mehr geben die Konsumenten bei Schweizer Händlern aus.
Die Zahlen lassen einen klaren Schluss zu: Derzeit profitieren Schweizer Händler von den nach wie vor geschlossenen Grenzen. Statt im Ausland geben die Konsumenten das Geld hierzulande aus.
Ein interessantes Ergebnis liefert auch die Auswertung der so genannten «Distanzzahlungen», wie sie bei Online-Einkäufen vorkommen – also alle Zahlungen, die nicht vor Ort passieren. Zwar sinken die Umsätze zunächst ab Februar, was mit der rückläufigen Mobilität erklärt werden könnte, da auch Billettkäufe bei den SBB oder Uber-Buchungen als Distanzzahlung gelten.
Im Schnitt mehr Geld pro Online-Einkauf
Mitte März, beim Lockdown in der Schweiz, hingegen kehrt das Bild. Zwar ist die Zahl der Transaktionen weiterhin rückläufig. Doch wertmässig nehmen die Umsätze mit Schweizer Online-Händlern deutlich zu. Noch stärker steigt der Wert der durchschnittlichen Einkäufe: Lag er Anfang März noch bei knapp 80 Franken, steigt er bis zum Monatsende auf 120 Franken an. Nicht zu beobachten ist dieser Effekt bei Zahlungen an ausländische Online-Anbieter.
Die Zahlen der Banken zeigen denn auch, wie Kartenzahlungen das Bargeld verdrängten. Nach dem Shutdown zückten die Schweizer ihre Kredit- oder Debitkarte rund 30 Prozent seltener als zuvor. An die Bankomaten hingegen gingen sie nicht einmal mehr halb so oft. Und während heute wieder gleich viele Kreditkartenzahlungen getätigt werden und sogar 20 Prozent mehr Debitkartenzahlungen, liegen die Bankomatbezüge noch immer 20 Prozent unter dem alten Niveau.
Weiter zugenommen hat auch der Anteil der kontaktlosen Kreditkartenzahlungen. Von etwa 57 Prozent der inländischen Kreditkartenzahlungen im stationären Geschäft stieg der Anteil auf zuletzt um die 64 Prozent an. Dass Mitte April die Obergrenze für Zahlungen ohne PIN-Code von 40 auf 80 Franken angehoben wurde, dürfte mit ein Grund dafür sein.
Profiteure des veränderten Zahlungsverhaltens sind nicht zuletzt die Banken und Kreditkartengesellschaften. Sie erhalten prozentuale Provisionen auf den Umsatz mit Kreditkarten und – teilweise – Debitkarten. Bezahlt werden diese Provisionen über die Gebühren der Händler.
Nach dem Zahltag fliesst Bargeld
Aus den von der SIX Group auf Tagesbasis publizierten Zahlen lässt sich übrigens ein interessantes Muster ablesen: Immer einmal pro Monat steigt der Durchschnittswert der Bankomatbezüge stark an. Offenbar gibt es noch immer viele Leute, die nach dem Zahltag einen grossen Teil des Lohns in bar abeheben – vermutlich unter anderem auch, um am Postschalter Rechnungen zu bezahlen.
Das statistische Amt des Kantons Zürich führt derzeit eine der besten Datensammlungen zur Coronavirus-Krise. Unter anderem publiziert das Amt im Internet auch Zahlungsdaten mehr oder weniger in Echtzeit, die ihm von Banken und der SIX Group geliefert werden. Diese sind über die Plattform Github frei zugänglich.