Schroders steht in der Schweiz vor allem für den Aktienfonds ISF Swiss Equity. Der Fonds mit Schwergewicht auf Schweizer Blue-Chip-Aktien gehörte in den letzten fünf Jahren zu den besten seiner Art. Schon bald lachte Fondsmanager Stefan Frischknecht den Investoren auf den Titelseiten von Anlegermagazinen entgegen. Auch sonst versteckt sich Schroders nicht: Der Sitz der Bank befindet sich nicht diskret irgendwo zwischen den Zürcher Bahnhöfen SBB und Enge, sondern am verkehrsreichen Central.
Hauptbereich Private Banking
Der offensive Auftritt der Schroder & Co Bank, so der Name der Schweizer Niederlassung, zielt auf Marketing. Und zwar beim Business, wofür die ausländischen Banken in die Schweiz kommen: Institutionelle Vermögensverwaltung und vor allem Private Banking. Etwa 110 Schroder-Mitarbeiter sind für die Betreuung reicher Individualkunden zuständig zwölf Angestellte kümmern sich um institutionelle Kunden. Gruppenweit sieht das etwas anders aus: Drei Viertel der verwalteten Vermögen entstammen dem Geschäft mit Versicherern und Pensionskassen. Das Private Banking macht bloss 6% aus.
Schroders Plc, die zweitgrösste börsenkotierte Fondsgesellschaft in Grossbritannien, gehört zu den Firmen, die auf der Insel als «ehrwürdig» bezeichnet werden. Die Familien Schroder und Mallinckrodt kontrollieren 48% der Stimmrechtsaktien. Die Bank verwaltet 230 Mrd Fr. an Kundengeldern. Zum Vergleich: Julius Bär, die ebenfalls von der Gründerfamilie beherrscht wird, verwaltet knapp 130 Mrd Fr.
«Schroder wird noch immer als sehr britische Bank wahrgenommen und spricht vor allem angelsächsische Kunden an», sagt ein Fondsmanager einer anderen ausländischen Privatbank in Zürich, der Schroders nicht als Konkurrenz betrachtet. Das könnte sich ändern: Die Bank will vor allem das Private Banking ausbauen. Reiche Kunden sollen vermehrt auch aus der Schweiz kommen. «Ein Kunde mit sehr schweizerischer Grundausrichtung wird kaum zu einer ausländischen Bank gehen. Aber wir stellen einen Wandel fest. Auch bei den Institutionellen haben wir heute Schweizer Kunden, die vor 20 Jahren nie zu einer Auslandsbank gegangen wären», sagt Heinz Scheiwiler, der stellvertretende Vorsitzende von Schroder.
Neue Kunden aus der Schweiz sind willkommen. Denn seit der Druck auf das Schweizer Bankgeheimnis zugenommen hat, fliessen die Neugelder aus dem Ausland nicht mehr so reichlich. Die Konkurrenz ist hart, auch unter den ausländischen Privatbanken. Eine in Genf ansässige ausländische Privatbank will in den nächsten vier bis fünf Jahren ihre verwalteten Vermögen im zweistelligen Milliardenbereich gleich verdoppeln.
Nicht erst seit der Börsenbaisse zwischen 2000 und 2003 blies der Bank-Gruppe ein harter Wind ins Gesicht. Die Besitzerfamilie entschloss sich im Jahr 2000, die Bank massiv abzuspecken. Sie verkaufte das Investment-Banking-Geschäft mit rund 4500 Mitarbeitern, oder rund zwei Drittel der Gesamtbelegschaft, an Citigroup. Seither existiert Schroders als reiner Vermögensverwalter. Beim gnadenlosen Verdrängungskampf im US-Investment-Banking konnte und wollte man nicht mehr mithalten. Zur Erinnerung: Die Credit Suisse Group machte dieses Wettrüsten mit und kaufte im August 2000 die Donaldson, Lufkin & Jenrette.
Der Ursprung von Schroders geht zurück auf das Jahr 1804, als Johann Heinrich Schröder Partner der Londoner Firma seines Bruders wurde. Die Schröder-Familie hatte sich bereits ein weltumspannendes Netz von Handelsunternehmen mit Sitz in Hamburg aufgebaut.
«Überdurchschnittlich wachsen in der Zukunft»
Die Anglisierung des Namens Schröder zu Schroder erfolgte im Jahr 1957 kurz vor dem Börsengang und als späte Reaktion auf die antideutsche Stimmung beim Ausbruch des ErstenWeltkrieges. Die Verbindung zum deutschen Raum wurde der Bank nach dem Kollaps der deutschen Wirtschaft fast zum Verhängnis, sie ging beinahe bankrott. Erst in den 50er Jahren gelang die Gesundung.
Trotz der Konkurrenz in der Schweiz dürfte die Schroder & Co laut Scheiwiler die verwalteten Vermögen Ende Jahr «nahe an 8 Mrd Franken» bringen von 7 Mrd Fr. Ende 2003, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist. Das Wachstum soll in den kommenden Jahren «überdurchschnittlich» sein. Werbung für die Ambitionen sind Auszeichnungen wie die von der «Financial Times», welche Schroders zum besten Investment-Haus des Jahres 2003 kürte.
Nachgefragt: George W. Mallinckrodt «It's not an issue - es ist kein Thema»
Haben Sie Akquisitionspläne in der Schweiz? Für uns besteht kein Drang, in London, New York oder Zürich morgen die Volumen gleich verdoppeln zu müssen. Wir wollen primär organisch wachsen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Schweiz als Offshore-Bankenplatz? Der Nimbus Offshore ist verzerrt und bezieht sich auf all die Sachen, die man eigentlich nicht will. Die Kriterien der Zukunft für den Kunden werden vielmehr sein: Wo sind die Fachkräfte, wo ist das Vertrauen? Die Schweiz zeichnet sich aus mit fachlich guten Leuten. Der Offshore-Faktor wird immer geringer.
Trotzdem kommt von der Londoner Finanzpresse immer wieder heftige Kritik am Bankgeheimnis. Was sagen Sie als britische Bank dazu? Es gibt sicher Grenzfälle. Und die werden dann von aussen jeweils hochgespielt. Der Self-Cleaning-Process ist daher das Allerwichtigste. Ich habe die Zeitungsartikel nicht gesehen. Aber in dem Masse, wie Sie mir die Kritik schildern, würde ich keine Notiz davon nehmen. It's not an issue.
George W. Mallinckrodt ist Verwaltungsrat und ehemaliger Chairman von Schroders in London.