Der Handel mit nicht-kotierten Aktien ist oft etwas obskur. So obskur, dass auch die Behörden ermitteln: Die Eidgenössische Bankenkommission führt eine Untersuchung über illegale Kursschnitte durch. Diese soll in ein paar Monaten abgeschlossen sein. Kursschnitte, kommentiert ein langjähriger Investor, seien die Norm im Over-the-counter-Handel (OTC), nicht die Ausnahme.
Doch damit soll nun Schluss sein: Die Berner Kantonalbank (BeKB) hat am Dienstag eine Handelsplattform aufgeschaltet, die die Transparenz im OTC-Handel entscheidend verbessern wird. Bisher haben die Endkunden nicht gewusst, zu welchem Kurs ihr Auftrag ausgeführt wurde und wie viel die Bank daran verdient hat. Publizierte Geld- und Briefkurse allein sagen nämlich wenig aus.
Auch die Regiobank will die Transparenz verbessern
Angenommen, ein Anleger will 50 Thermalbad-Zurzach-Aktien verkaufen. Er oder sie kann nicht wissen, ob der Geldkurs nicht von einer Bank gestellt wird, die einen Fantasiepreis angibt. Und selbst wenn der Geldkurs effektiv das Kaufinteresse eines «normalen» Marktteilnehmers widerspiegelt: Dieser will vielleicht nur 20 Zurzach-Titel kaufen, und der Verkäufer muss feststellen, dass er zum publizierten Briefkurs nicht 50 Aktien veräussern kann.
Seit Dienstag sind unter www.trade-net.ch Echtzeit-Geld- und Briefkurse für 170 Titel angegeben. In wenigen Wochen werden weitere Funktionen dazukommen, so dass die Anleger das Volumen der zum Kauf und Verkauf angebotenen Titel sowie die bezahlten Kurse einsehen können. Damit werde der ausserbörsliche Handel so transparent wie die Börse, sagt Stephan Bichsel, Leiter Wertschriften bei der BeKB.
Die Kantonalbank belastet Drittbanken in Zukunft für jeden abgewickelten Auftrag eine Courtage von mindestens 50 Fr. oder 2ä. Welche Kosten die Bank ihrem Endkunden dann verrechnet, ist ihre Sache. Es sieht ganz danach aus, als würde das Beispiel der BeKB Schule machen. Der Marktführer im Handel mit Nichtkotierten, die Luzerner Regiobank (LRB), will die Transparenz ebenfalls verbessern. «Auf unserer Homepage sieht man bereits Geld- und Briefkurse, die mit einer kleinen Verspätung aktualisiert werden», sagt Albert Lussi von der LRB. In Kürze sollen auch die Volumen gezeigt werden, so Lussi. Mit solchen Massnahmen hoffen die Banken, das Image des ausserbörslichen Handels verbessern und mehr Investoren locken zu können. Schliesslich bringt nur ein vermehrtes Anlegerinteresse Geld- und Briefkurse zusammen.
Um die Liquidität ist es derzeit etwas besser bestellt als auch schon, denn der Handel mit Ausserbörslichen hat angezogen. Läuft es an der Börse rund, belebt sich mit ein paar Monaten Verspätung nämlich auch das Segment für Ausserbörsliche. Einzelne OTC-Titel konnten seit Anfang Jahr ansehnliche Kursavancen verzeichnen.
Neuer Index
Heute sollte man bereits sehr selektiv kaufen, sagt Fritz Ruprecht, Leiter von Helvetic Star. «Der Regionalbankensektor ist schon teuer, und auch die Energiewerte sind gut gelaufen.» Ruprecht sieht dagegen noch Potenzial bei Medientiteln wie NZZ oder LZ Medien. Auch Casinoaktien wie das Stadtcasino Baden könnten weiter ansteigen.
Ruprecht findet auch das Casino Interlaken attraktiv bewertet. Dieser Titel notiere derzeit bei einem Viertel des Buchwerts. Wenig Beachtung haben die Anleger bisher auch Industriewerten wie Alu Menziken, Typon oder Biella-Neher geschenkt.
Im ausserbörslichen Handel gibt es also durchaus noch interessante Titel, inklusive Dividendenperlen wie Medibank oder das Kongresshaus Zürich. Auch die Lurag, die Luzerner Raststätte, zahlt eine schöne Dividende.
In der Regel laufen OTC-Titel auch dann noch gut, wenn an der Börse bereits eine Konsolidierung stattfindet. Der OTC-Markt ist dabei grundsätzlich weniger volatil, da die Anleger langfristig orientiert sind. Das müssen sie wohl oder übel, ist der Handel doch aufgrund der geringen Liquidität eher schwierig. Wer sich nicht für ewig binden will, sollte sich auf liquide Titel beschränken, z.B. auf die Indexschwergewichte im neuen Top-50-Index der BeKB. Diese Titel pflegen allerdings auch stärker mit der Börse zu korrelieren als illiquidere Werte. Eine gute Alternative, um in den Markt für Ausserbörsliche einzusteigen, ist die Beteiligungsgesellschaft Nebag.
Anleger, die Einzeltitel kaufen, müssen sich sehr gut informieren. Das ist weit aufwendiger als bei börsenkotierten Werten.
Nebag - Beteiligungsgesellschaft für Nichtkotierte
Attraktiver Einstieg dank Discount
Die Beteiligungsgesellschaft Nebag ist das einzige kotierte Anlagevehikel, das ausschliesslich in ausserbörslich gehandelte Werte investiert. Die an der BX Berne Exchange gehandelte Gesellschaft stellt eine gute Möglichkeit dar, in Nebenwerte zu investieren, ohne sich mit hohen Transaktionskosten und schwieriger Informationsbeschaffung herumschlagen zu müssen. Die Management-Entschädigung ist rein erfolgsabhängig und beträgt 10% auf dem Zuwachs des Nettoanlagevermögens. Eventuelle Verluste werden vorgetragen.
Eine geplante Fusion mit der Beteiligungsgesellschaft Swiss Small Cap Invest ist kürzlich von deren Aktionären verworfen worden.
Ausschlaggebend für die Ablehnung sei das angebotene Austauschverhältnis gewesen. Derzeit können die Anleger Nebag mit einem Abschlag von rund 18% zum inneren Wert kaufen. Die grössten Positionen sind: Typon, Biella-Neher, Alu Menziken, CPH Chemie & Papier. Nebag hat die Valorennummer 505943.
Liquidität ist entscheidend: Ausserbörsliche mit der grössten Kapitalisierung
Valor Tätigkeit Geld Brief Spanne Dividende Performance
5.2.04 5.2.04 Geld-Brief (in Fr.) seit 1. Januar
(in %) (in %)
NZZ 138001 Medien 89500 92500 3.35 0 16.99
Wasserwerke Zug 262089 Energie 6150 6300 2.44 *75+100 38.2
Welinvest Basel 1017318 Immobilien, 4925 5050 2.54 50 0.51
Wertschriften-
und Goldanlagen
LZ Medienholding 205500 Medien 2010 0 20 5.41
Metall Zug 209260 Apparate, 23750 280 3,89
Kunststoff,
Immobilien
Zürcher Freilager 635836 Logistik 3250 3295 3.38 0 6.56
AZ Medien 677664 Medien 9200 0 50 5.75
AEK Energie 120882 Energie 16600 17500 5.42 150 58.1
Lienhardt & Partner 131837 Bank 1570 1600 1.91 38 0.63
Stadtcasino Baden 931972 Casino 800 815 1.88 15 25.98
* Nennwertrückzahlung
Quelle: BeKB, Nebenwerte Journal, «HandelsZeitung»