Claude Monet (1840-1926) gilt als der Maler des 19. Jahrhunderts, und so erstaunt es nicht, dass die Preise für seine Bilder in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts regelrecht explodiert sind. Auf dem Kunstmarkt steht Monet heute an zweiter Stelle hinter van Gogh, und die Begeisterung für das Werk des beliebtesten Impressionisten ist ungebrochen.

In der Schweiz hat man sich schon relativ früh für Monet interessiert und bereits in den 1950er Jahren etliche seiner Werke gekauft. Das Kunsthaus Zürich hatte Glück; es bekam insgesamt über ein Dutzend Bilder geschenkt. Den Grundstock für die Monet-Sammlung legte Emil Georg Bührle, der dem Kunsthaus anlässlich der Eröffnung des von ihm gestifteten Ausstellungstraktes zwei in Giverny erworbene Seerosenbilder schenkte.

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Auch Renoir, Cézanne und Pissarro haben ihre Gärten gemalt. Keiner aber ist so bekannt wie der heute wieder hergestellte Garten Monets in Giverny, wo der Künstler die gesamte zweite Hälfte seines Lebens verbracht hat und wo er die grösste Zahl seiner Gartenbilder gemalt hat.

Die Ausstellung «Monets Garten» im Kunsthaus Zürich zeigt mit rund 70 Ölgemälden von den frühen Arbeiten der 1870er Jahre bis zu den späten, monumentalen Panoramabildern einen breiten Einblick in Monets blühendes Atelier unter freiem Himmel. Hauptwerke aus europäischen Museen und selten gezeigte Meisterwerke aus Schweizer und amerikanischen Privatsammlungen bieten eine einmalige Möglichkeit, Monets charakteristische Motiv-Serien unmittelbar in direktem Vergleich zu erleben. Das Prinzip der Serie ist gemäss Kunsthausdirektor Christoph Becker die eigentliche Errungenschaft Monets, der sich vor allem in den späten Jahren auf wenige Motive beschränkt und diese zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten und unter unterschiedlichen Lichtverhältnissen immer wieder gemalt hat.

Der Künstler als Gartenstratege

Claude Monet hat einen beträchtlichen Teil seines Lebens in Gärten verbracht und hatte seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit ein intensives Verhältnis zur gestalteten Natur. Sein ganzes Leben hindurch hat er sich neben der Malerei auch für die Botanik und das Gärtnern interessiert.

Den Auftakt der Ausstellung bilden einige frühe Werke, die in Parks oder in der freien Natur entstanden sind. Ab dem Jahr 1871, als sich Monet mit seiner Familie in Argenteuil niederlässt, tritt dann das Thema «Garten» deutlicher in den Vordergrund. Monet beginnt das Gelände um das Haus zu gestalten, und allein im Jahr 1872 entstehen nahezu 60 Gemälde.

Am bekanntesten jedoch ist sein Garten in Giverny westlich von Paris, wo Monet mit seiner Familie nach einigen Wohnortswechseln von 1883 bis zu seinem Tod 1926 lebte. Hier entstand die grösste Zahl an Gartenbildern. Der weitläufige, über einen Hektar grosse, künstlich angelegte Garten war schon zu seinen Lebzeiten eine Legende: Die Rosenhaine und Orchideen, die Lilien, Tulpen, Glyzinien, Trauerweiden und Kirschbäume, die er hier von einem Gärtner hat anpflanzen lassen, waren fast vier Jahrzehnte lang ein Hauptmotiv seiner Malerei. Ideen und Motive zu Hunderten von Einzelwerken und Serien entstanden hier, und der Wassergarten mit der 1895 erbauten «japanischen Brücke» war Ausgangspunkt für seine berühmten Seerosen-Bilder.

Giverny war ein gross angelegtes Unternehmen. Damit Monet von März bis Oktober malen konnte, musste der Garten professionell angelegt sein. In Treibhäusern wurden die Pflanzen gezogen, die dafür benötigt wurden. Der Künstler hatte seinen Garten völlig unter Kontrolle und investierte in ihn viel Geld nicht zuletzt in exotische Pflanzen wie die Seerosen, die zu einem Leitmotiv in seinem Werk wurden. Der im Winter 1901/02 vergrösserte Teich wurde schliesslich zum eigentlichen Zentrum der Gartenanlage.

Lebensraum und Inspirationsquelle

Ab etwa 1900 wurde Giverny zur Pilgerstätte für Bewunderer, Sammler und Kunsthändler. Das riesige Atelier unter freiem Himmel galt per se als Kunstwerk. Der von Monet durch den Einsatz grosser finanzieller Mittel ständig erweiterte Park war nicht nur ein Inspirationsfeld, sondern liefert auch Erklärungen für Monets Arbeitsweise und moderne Maltechnik.

Etwa ab 1907/08 sind es vor allem Spiegelungen, flimmerndes Licht und turbulente, formfreie Farbkompositionen, die den Künstler faszinieren; die Formate werden riesig. Diese späte Phase ist in der Ausstellung am Beispiel der monumentalen «Nymphéas», der Seerosenbilder, die zum eigentlichen Markenzeichen des Künstlers geworden sind, besonders ausführlich dokumentiert.

Dokumentation mit teils unbekannten Fotografien

Doch die Zürcher Ausstellung ist mehr als eine impressionistische Augenweide, sie untersucht akribisch Monets Bedeutung als Gärtner und Pflanzenkenner, der seine Leidenschaft mit grosser Professionalität verfolgte. Die organisatorischen und wirtschaftlichen Hintergründe werden ebenso dokumentiert wie die Wechselbeziehungen des Künstlers mit dem Publikum und dem internationalen Kunstmarkt seiner Zeit.

Ausgewählt wurden nicht nur Bilder, die Monets eigene Gärten zeigen, sondern auch Landschaften aus der Umgebung seiner Wohnsitze, die ihn als Gärtner angeregt und künstlerisch herausgefordert haben. Eine Dokumentation über seine Gärten mit 30 teils unbekannten originalen Fotografien und Briefen aus den Archiven seiner Nachkommen ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausstellung.

Kunsthaus Zürich, Heimplatz 1; bis 27. Februar 2005. Die Kunsthausnacht am 13. November 2004 widmet sich in Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten Zürich und dem Duftforscher Roman Kaiser dem Thema «Monet für alle Sinne».