Wenn 2017 im chinesischen Rongcheng der grösste Atommeiler der Welt seinen Dienst aufnimmt, gehen in Mühleberg womöglich die Lichter aus. Mehr als 170 Millionen Franken müsste der Energiekonzern BKW für die Sicherheit in das Kernkraftwerk stecken, um es bis 2022 oder länger betreiben zu dürfen. Suzanne Thoma, neue Chefin der BKW, sagt: «Um hier einen wirklich guten Entscheid treffen zu können, benötigen wir noch mehr Zeit.» Bis Ende Jahr soll Klarheit herrschen.

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Mühleberg hat letztes Jahr mehr produziert denn je – ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Rongcheng kann dereinst fast doppelt so viel produzieren wie alle fünf Schweizer Kernkraftwerke zusammen.

Der Countdown läuft. Bundesrat und Parlament beschlossen am 11. März 2011 zwar den Ausstieg der Schweiz aus der Kernenergie. Die Welt geht in eine andere Richtung. Selbst Japans neue Regierung äussert sich wieder atomfreundlich. Doch der Fahrplan steht: Die Vernehmlassung zur Energiestrategie läuft noch bis Ende Januar. Finanziert werden soll der Atomausstieg auch über eine ökologische Steuerreform. Das Finanzdepartement legt bis Mitte 2014 eine Vernehmlassungsvorlage vor. 2050 soll laut Bundesrat das letzte Kernkraftwerk vom Netz gehen.

Durchführung, Finanzierung, zukünftige Gesellschaft: Der Atomausstieg hinterlässt bei Thoma viele offene Fragen. Eine rasche, konstruktive Diskussion sei nötig, «ansonsten besteht die reale Gefahr, dass der Atomausstieg im Wesentlichen nur ein Einstieg in die fossile Stromproduktion war. Das kann niemand wollen.»

Es ist ein Kraftakt für die drei grossen Energiekonzerne, denn 40 Prozent des Stroms stammen aus der Kernenergie. Die BKW ist Alleineigentümerin von Mühleberg und hält zusätzlich knapp zehn Prozent am grössten Schweizer Kraftwerk, Leibstadt. Alpiq ist grösster Aktionär an Gösgen (40 Prozent) und Leibstadt (27,4 Prozent).

Axpo, der Dritte im Bunde, hat das grösste Klumpenrisiko. Die Aargauer führen die beiden Werke in Beznau, halten ein Viertel an Gösgen und rund 23 Prozent an Leibstadt.