Austrian Airlines und die Ryanair-Tochter Laudamotion stellen wegen der Corona-Krise ihren regulären Flugbetrieb temporär ein. Austrian Airlines gehört wie die Swiss zur Lufthansa.
Die Swiss-«Schwester» Austrian werde die Flüge ab Donnerstag aussetzen, der vorerst letzte Flug werde am 19. März in den Morgenstunden aus Chicago in Wien landen, teilte die Fluglinie mit.
Bis dahin werde der Flugbetrieb kontrolliert und strukturiert zurückgefahren, um möglichst alle Passagiere, Crews und Flugzeuge nach Hause zu holen. Zunächst streicht Austrian Airlines alle Flüge bis zum 28. März.
Die Lufthansa teilte mit: Ab Dienstag werden nur noch zehn Prozent der Langstreckenflüge und 20 Prozent der Flüge in Europa abheben. In dieser Woche seien noch mehr als 20 Sonderflüge von Lufthansa, Eurowings und Austrian Airlines geplant, damit rund 6000 Passagiere nach Hause zurückkehren könnten, erklärte ein Sprecher.
Ruf nach Staatshilfe
Nach weiteren Grenzschliessungen mehrerer Länder fürchten Fluggesellschaften in aller Welt um ihre Existenz und rufen verstärkt nach Staatshilfe. Airlinekonzerne wie Lufthansa mit Tochter Swiss, Air France KLM, die British Airways-Mutter IAG und der Billigflieger Easyjet fahren ihre Kapazitäten kräftig herunter.
Denn immer weniger Menschen fliegen wegen verschärfter Reisebestimmungen und aus Furcht vor dem Coronavirus überhaupt noch. «Wenn sich die Situation so weiterentwickelt, brauchen alle Airlines staatliche Unterstützung», sagte Swiss-Chef Thomas Klühr im Interview mit dem «SonntagsBlick». Die Gespräche mit dem Bundesrat fänden in den nächsten Tagen statt.
Erst einmal gehe es um administrative Erleichterungen bei Kurzarbeit. Aber wenn die Anzahl der Länder, die die Airline nicht mehr anfliegen könne, weiter steige, bräuchte die Swiss die finanzielle Unterstützung der Schweiz. Dies, um die Situation zu überbrücken.
Krisengipfel in Deutschland
Auch Swiss-Mutter Lufthansa zieht staatliche Hilfen in Betracht. Easyjet schloss sich dem Ruf nach Staatshilfe an: «Die europäische Luftfahrt steht vor einer gefährlich Zukunft, und es ist klar, dass eine koordinierte staatliche Unterstützung nötig sein wird, um das Überleben der Branche zu sichern und ihre Tätigkeit auch nach der Krise fortzusetzen», sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren am Montag.
Die deutsche Bundesregierung sieht momentan keine Notwendigkeit für weitere Hilfen für die in der Corona-Krise extrem unter Druck stehende Flugverkehrsbranche. "Die Verstaatlichung von Unternehmen ist definitiv nicht das Ziel", sagte der Luftfahrtkoordinator der Regierung, Thomas Jarzombek, am Montag in Berlin auf eine Frage zur möglichen Beteiligung an der Lufthansa.
Die bislang verabschiedeten Maßnahmen - ein ausgeweitetes Kurzarbeitergeld, Liquiditätshilfen und Steuerstundungen - reichten zunächst aus. Es werde später entschieden, ob es weitere Hilfen geben müsse. CDU-Politiker Jarzombek ergänzte, die Liquiditätsausstattung der Airlines als auch der Flughäfen sei von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich. Wie schwierig die Lage sei, könne nicht pauschal beantwortet werden. Deswegen werde die Regierung mit der Branche im engen Dialog bleiben.
Die Luftverkehrssteuer, die im April aus Klimaschutzgründen erhöht werden soll, sei beschlossen, sagte Jarzombek. Sie werde aber natürlich nur fällig, wenn auch geflogen werde. Wichtig sei es, nicht alle Hilfen und Stundungen fällig zu stellen, sobald der Luftverkehr nach der Krise wieder anspringe. "Hier gibt es noch keine konkreten Beschlüsse." Es gebe aber ein gemeinsames Verständnis darüber. Zudem müsse der Frachtverkehr aufrechterhalten bleiben.
TUI stoppt Geschäft
Der weltgrösste Touristikkonzern TUI, der mit Tuifly auch eine Airline betreibt, stoppt wegen des Coronavirus den grössten Teil seines Geschäfts und beantragt zur Überbrückung Staatshilfe. Die TUI-Aktien fielen um rund 28 Prozent auf ein Rekordtief. Auch die Papiere der Airlines brachen ein: Easyjet-Aktien fielen um etwa 30 Prozent, Air France KLM lagen nach Handelsbeginn rund 19 Prozent im Minus, IAG etwa 28 Prozent und die Lufthansa-Papiere rund 18 Prozent.
IAG bittet nicht um Staatshilfe
British Airways-Eigentümer IAG fährt im April und Mai die Kapazitäten um mindestens 75 Prozent herunter. Der scheidende Konzernchef Willie Walsh wird zudem seinen Abgang verschieben. «Ich denke, dass einzelne Fluggesellschaften sich an Regierungen gewandt haben, um staatliche Beihilfen zu erhalten, wir haben dies nicht getan», sagte Walsh in einer Telefonkonferenz mit Investoren.
Die Regierungen würden von den Fluggesellschaften erwarten, dass sie sich um Selbsthilfe bemühen, bevor sie die Regierungen um staatliche Beihilfen bitten. IAG werde sich aber um staatliche Unterstützung zugunsten der Beschäftigten bemühen.
Um das Überleben der Fluggesellschaft zu sichern, sollen zudem Ausgaben eingefroren, Arbeitszeiten verkürzt und Arbeitsverträge vorübergehend ausgesetzt werden. IAG und Easyjet zogen ihre Prognosen für das laufende Geschäftsjahr wegen der Unsicherheit zurück.
Die französisch-niederländische Fluggesellschaft Air France KLM wird ihre Flotte zum grossen Teil auf dem Boden lassen. Die Kapazitäten sollen schrittweise um bis zu 90 Prozent zurückgefahren werden, teilte der Konzern mit. Zudem sollen 200 Millionen Euro an Kosten eingespart und Investitionen um 350 Millionen Euro gekürzt werden. Die Airline begrüsste Äusserungen der französischen und niederländischen Regierungen zu möglichen Staatshilfen. Der Konzern erklärte ferner, Air France werde die gesamte Airbus 380-Flotte und KLM seine gesamte Boeing-747-Flotte am Boden halten.
Weltweit und innerhalb Europas wird der Personenverkehr massiv eingeschränkt. Firmen rufen nach Staatshilfe. Die aktuelle Lage finden Sie hier.
(awp/reuters/tim/gku)