Auto-Vertragshändler und Betreiber freier Garagen in der Schweiz müssen sich auf einen schärferen Wettbewerbswind einstellen. Im Juli will der preisaggressive deutsche Kfz-Werkstattfilialist Auto Teile Unger (ATU) seine erste Filiale in der Schweiz eröffnen. Der Markteintritt erfolgt vor den Toren Zürichs, in Spreitenbach nahe Ikea, und soll mit einem grossen Event auf knapp 1000 m2 gefeiert werden. ATU unterhält 600 Filialen, mehrheitlich in Deutschland sowie in Tschechien, Österreich, Holland und seit jüngstem auch in Italien. Mit Autoteilen, Reifenwechseln und Zubehör wurde im letzten Jahr ein Umsatz von 1,39 Mrd Euro eingefahren.



Klotzen statt kleckern lautet die Devise des Firmengründers Peter Unger. Der Do-it-yourself-Unternehmer startete sein Autoreparaturreich 1985 mit einer kleinen Meisterwerkstatt, an die ein Fachmarkt für Autozubehör gekoppelt wurde. Die Kombination und das Serviceangebot für nahezu alle Automarken kam gut an und war ausbaufähig. Vom Hauptsitz im fränkischen Weiden aus wurde das ATU-Netz um jährlich bis zu 50 neue Filialen erweitert.



Dutzende neue Filialen jedes Jahr



Allein im letzten Jahr waren es elf Filialen im Ausland – so viel wie noch nie. In Deutschland bewirbt ATU sein Programm prospektmässig siebenmal im Jahr mit einer Auflage von 20 Mio Stück. Mittlerweile schrauben und schweissen über 13000 Mitarbeiter in den Werkstätten oder verkaufen in den Fachmärkten in fünf europäischen Ländern. Die Verwaltung umfasst weitere 500 Mitarbeiter. 2004 stieg der amerikanische Wagnisfinanzierer KKR (Kohlberg Kravis Roberts) bei ATU ein. Der Finanzinvestor hält seitdem 77% der Anteile. Der Rest entfällt auf die Gründerfamilie (18%) und das Management (5%). Schnelle Expansion führte 2006 zwar zur Umsatzsteigerung, kostete aber Geld. Der milde Winter drückte ausserdem das Business und führte zusätzlich zu einem Ergebnisrückgang (Ebitda) von 11,9% auf 160,1 Mio Euro.



Schumacher als Galionsfigur



Das hohe Wachstumstempo soll aber auch in der Schweiz mit Blick auf das Filialnetz gehalten werden. Mindestens drei weitere ATU-Filialen seien noch in diesem Jahr geplant. Der Start in der Schweiz ist gut überlegt und war lange vorbereitet worden. «Unser Konzept, wie etwa die gläserne Werkstatt, ist völlig neu», sagt ATU-Manager Markus Stadler, der zwar in gesunden Wettbewerb, aber nicht auf Konfrontationskurs zu den Vertragshändlern und den freien Garagen in der Schweiz gehen will. ATU erhofft sich ein hohes Marktpotenzial und mit seinem Werkstatt- plus Zubehörverkaufskonzept auch den Nerv Schweizer Autofahrer zu treffen. Galionsfigur von ATU übrigens ist Formel-1-Star Michael Schumacher. Da die ATU-Eröffnungen in der Regel bombastisch ausfallen, dürfte Wahlschweizer Schumi bei der Premiere in Zürich mit Sicherheit kurz vorbeifahren.

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