Ende Mai spitzte sich die Lage auf dem Hof des Garagisten Riccardo Santoro im aargauischen Dintikon zu. 17 Sattelschlepper fuhren vor und luden alles auf, was Räder hatte. Darunter Limousinen der Superklasse: Bentley, Ferrari, Maserati, Mercedes, Aston Martin, Bugatti, Lamborghini. Allesamt Luxuskarossen, einige davon im Wert von mehr als einer Million Franken. Die rabiate Räumungsaktion war von der Fidis Finance organisiert worden, der Autofinanzierungsbank der Fiat-Gruppe. Garagist Santoro ist mit seiner Frau Anna, die seine Buchhaltung besorgt hatte, abgetaucht. Einfach weg, unauffindar. «Viele Autos sind verschwunden», sagt Fidis-Chef Kurt Meier, «wir schreiben alle Kunden an und fahnden nach Fahrzeugen.» Fidis reiche eine Strafanzeige gegen Santoro ein, sagt er.

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Es trifft prominente Kunden, die nun befürchten, beträchtliche Kautionszahlungen leisten zu müssen. 1200 VIP-Kunden hatte Santoro in seiner Datenbank erfasst, ein Who is who der Schweiz: hochrangige Banker, Bonus-Millionäre, Spitzensportler. Namen wie jener des Lobbyisten Thomas Borer oder des Fussballtrainers Ciriaco Sforza vom Zürcher Grasshopper Club.

Santoro hatte mit seiner SAR Premium Cars eine sehr kreative Leasingfinanzierung mit revolutionär günstigen Raten aufgebaut. Das sprach sich herum: Viele pilgerten nach Dintikon, und Santoro lieferte, was sie begehrten. «Ich bin der Ricci», begrüsste er sie, er duzte alle. Für Neumodelle wie den Porsche Panamera gab es bei ihm keine Wartelisten. Der Clou: Der Kunde sollte sein Auto nach sechs bis zwölf Monaten wechseln. «SAR übernimmt das Risiko für den Restwert während der Vertragslaufzeit», versicherte Santoro – kreatives Autoleasing ohne schmerzhafte Schlussrechnung.

Laut internen Dokumenten, die der BILANZ vorliegen, hatte er 2010 mit 794 Autos allein bei der Fidis ein Vertragsvolumen von 91,3 Millionen Franken. Gesamthaft soll er über 4000 Leasingverträge vermittelt haben. Für 2011 peilte er einen Umsatz von 250 Millionen an.

Etliche Kunden müssen nun zusehen, wie ihre geliebte Leasing-Limousine in der Privatgarage konfisziert wird. Einige wurden aufgefordert, Autos abzugeben, die sie nie gefahren haben.