Die im Autoleasing tätigen Firmen wurden über viele Jahre mit stolzen Wachstumsraten geradezu verwöhnt. Im letzten Jahr aber gab es eine tiefe Delle: Die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge ging von 166 500 auf 154 000 zurück. Für die allgemeine Branchenflaute gibt es mindestens zwei triftige Gründe. «Das Leasinggeschäft steht in direktem Zusammenhang mit der Situation auf dem Fahrzeugmarkt. Wenn es da ein Minus von 8% gibt wie im letzten Jahr, spüren wir das natürlich», sagt Philipp Odermatt, Firmensprecher der Alphabet, der Leasing-Tochter von BMW. Nebst der Konjunkturflaute dürfte auch das seit dem 1. Januar 2003 geltende neue Konsumkreditgesetz aufs Geschäft gedrückt haben. Es verpflichtet die Leasinggesellschaften, die Bonität der Kunden strenger zu prüfen.

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Bei einem Minus von 7% kommt eine reife Frucht, wie sie sich der Branche mit der Leasinggesellschaft Erb Finanz- und Leasing AG (EFL) präsentierte, gerade recht. Über ein Dutzend Interessenten rangelten um den Zuschlag. Das Rennen machte nicht etwa LeasePlan, eine Tochter der holländischen Grossbank ABN AMRO, mit 13000 Fahrzeugen Branchenführer im Segment des Flottenleasings für Firmen. Zum Zuge kam der Meistbietende, die Basler Auto-Interleasing AG. Geschäftsführer Beat Imwinkelried will nicht verraten, wie viel er beim Deal bezahlt hat. «Es handelt sich um einen stattlichen zweistelligen Millionenbetrag», lässt er immerhin durchblicken.

Flottenleasing: Kleiner, aber lukrativer Kuchen

Sicher ist: Die Auto-Interleasing hat mit der EFL ihren Flottenpark um 3000 auf 10000 Geschäftsautos vergrössert. Sie konsolidiert so ihre Stellung als Nummer zwei in diesem besonders hart umkämpften Geschäftsfeld. Hier geht es nicht einfach nur um die Finanzierung der Autos, sondern um zusätzliche Dienstleistungen inklusive Wartungsverträge. Die Branche spricht auch von einem «Full-Service-Leasing», bei dem die Wertschöpfung deutlich höher ist als beim reinen Finanz-Leasing von Privatautos.

Rund 40000 Geschäftsautos dürften in der Schweiz geleast sein, schätzt Alfred Torgler, Geschäftsführer von LeasePlan. Um diesen Kuchen balgen sich mit deutlichem Abstand zu den beiden erwähnten Grossen weitere Firmen wie Alphabet (BMW), Amag (VW), CS Fleetmanagement, GE Capital Fleet Services und die Emil-Frey-Tochter MultiLease. Mit welchen Marktanteilen, muss Spekulation bleiben, weil in der verschwiegenen Branche saubere Marktdaten fehlen.

Imwinkelried hofft, dass sich die beträchtliche Investition für die Auto-Interleasing schon bald auszahlen wird. Er verweist auf die besonderen Vorteile des Flottenleasings: Meist längerfristige Kundenbeziehungen und ein grosser jährlicher Erneuerungsbedarf bei den Fahrzeugen. Bei den Geschäftsautos laufen nämlich die Verträge im Schnitt auf zwei, bei den Privatautos hingegen auf vier Jahre.

Privatautos: Alle mischen mit

Die Auto-Interleasing stärkt aber mit dem Kauf der EFL nicht nur ihre Position im Flottenmanagement. Sie baut sich darüber hinaus ein zweites Standbein im herkömmlichen Finanz-Leasing von Privatautos auf. Dieses Feld haben die Basler bisher nur als Nischengeschäft betrieben.

Mit der EFL, die unter neuem Namen weiterhin von Winterthur aus operieren soll, besitzt die Auto-Interleasing jetzt immerhin 7000 Verträge für Privatautos. Allerdings ist man damit noch eine kleine Nummer im gigantischen Marktsegment mit insgesamt einer halben Mio Verträgen. Klare Nummer eins hier ist die GE Capital. Deren Marktanteil wird von der Konkurrenz auf 25%, also rund 125000 Fahrzeuge. geschätzt. DaimlerChrysler, MultiLease und Credit Suisse Leasing dürften je 10% Marktanteil beanspruchen. Die restlichen 45% der Verträge verteilen sich auf zwei Dutzend mittlere und kleinere Leasing-Gesellschaften.

Sympathiebonus für einen Kleinen

Mit von der Partie sind natürlich alle grossen Auto-Importeure, von BMW bis zu Fiat und Volvo. Schliesslich winken bei dieser profitablen Dienstleistung hohe Zinserträge. Dennoch zeichnet sich in jüngster Zeit bei den Importeuren ein Trend ab, das Leasing-Geschäft an die eigentlichen Spezialisten zu delegieren. Die Amag zum Beispiel kooperiert seit knapp einem Jahr eng mit der GE Capital.

Die Auto-Interleasing hingegen ist das einzige banken-, versicherungs- und markenunabhängige Leasingunternehmen der Schweiz. Trotz oder gerade wegen dieser Position operiert sie höchst erfolgreich. Laut Imwinkelried verzeichnete man im Geschäftsjahr 2002 ein Wachstum von 10% und im letzten Jahr ein Rekordergebnis. Dass die Auto-Interleasing als Familienunternehmen sich gegen grosse Autokonzerne und Banken behaupten kann, erklärt Imwinkelried unter anderem auch mit einem Sympathiebonus bei den KMU. «Wir sind keine Bank und kommen selber aus dem Autogewerbe. Wir haben Leute mit Benzin im Blut.»

Imwinkelried macht kein Geheimnis daraus, dass beim harten Feilschen um die EFL, wo auch ausländische Anbieter ihre Fühler in die Schweiz ausgestreckt hatten, ihm die Kantonalbanken den Rücken gestärkt haben.

Autoleasing: Die Hälfte wird geleast

Autoleasing ist trotz der aktuellen Flaute eine riesige Erfolgsgeschichte. Vor zehn Jahren lag die Leasingrate bei den Neuwagen unter 20%, inzwischen werden 56% der Neuwagen geleast. Bei Occasionen beträgt die Leasingrate nur 4%. Die 154 000 im letzten Jahr abgeschlossenen Leasing-Verträge lösten ein Finanzierungsvolumen von 5,7 Mrd Fr. aus. Laut Schätzungen des Schweizerischen Leasingverbandes steckten per Ende 2003 rund 9 bis 10 Mrd Fr. an Kapital in geleasten Autos. Von den 3,75 Mio PW, die in der Schweiz herumfahren, sind über eine halbe Mio Fahrzeuge geleast.