Einst waren sie Joint-Venture-Partner, nun folgt eine schmutzige Scheidung. Im Streit zwischen der Privatbank EFG und ihrem Noch-IT-Partner Avaloq um eine Entschädigungszahlung sind die Fronten total verhärtet, sodass der Fall möglicherweise von einem Gericht entschieden werden muss.
Avaloq beharrt auf ihrer Forderung einer Zahlung von 90 Millionen Franken, EFG will davon nichts wissen. Grund für die Forderung von Avaloq ist, dass die EFG nach der Übernahme der Bank BSI den Outsourcing-Vertrag der Tessiner Bank mit Avaloq vorzeitig gekündigt hat. Um Kosten zu sparen, will EFG die Backoffice-Prozesse der BSI Ende des Jahres auf die eigene IT-Plattform übertragen. «Je früher man aussteigt, desto teurer wird es», sagt ein Avaloq-Insider zur Begründung der Entschädigungsforderung.
Klar definiertes Vorgehen
«Es ist bei Avaloq üblich, in den Outsourcing-Verträgen auch ein potenzielles Ende der Zusammenarbeit zu regeln», heisst es offiziell von Avaloq-Seite. «Gerade wenn unsere Kunden in Übernahme-Situationen kommen, ist es nützlich, ein klar definiertes Vorgehen für einen solchen Fall zu haben.» So klar scheint die Vertragslage allerdings nicht zu sein. Denn die neue BSI-Mutter EFG hält die Forderung für unbegründet. Sie sehe daher «keinen Grund, für diese Forderung eine Rückstellung zu bilden», schreibt die EFG in ihrem Geschäftsbericht.
Die Privatbank, die von Joachim Strähle geleitet wird, hält sich allerdings eine Hintertür offen. «EFG hat Anspruch auf Schadenersatz vom Verkäufer der BSI Group für Verluste, die aus diesem Sachverhalt entstehen könnten», heisst es im Geschäftsbericht weiter. Im Klartext: Sollte die EFG am Ende doch zahlen müssen, will sich Strähle das Geld vom BSI-Verkäufer, der brasilianischen Bank BTG Pactual, zurückholen.
Wichtigste Avaloq-Kunde in der Schweiz
Avaloq und BSI waren einst Joint-Venture-Partner bei B-Source. Die IT-Firma wickelt noch bis Ende 2017 die Bankprozesse der BSI ab. Zeitnah zur Ankündigung der Übernahme der BSI durch die EFG kaufte Avaloq im Februar 2016 der BSI deren 49-Prozent-Anteil an B-Source ab. Mit einem Umsatz von rund 80 Millionen Franken ist die BSI der wichtigste Avaloq-Kunde in der Schweiz. Deren CEO Francisco Fernandez will das Umsatzloch mit neuen Verträgen füllen, unter anderem mit Einnahmen aus jenem mit der Raiffeisen Gruppe.
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