Den Brief mit der Anrede «An alle Führungskräfte AWD Schweiz» hat BILANZ gleich mehrfach zugestellt erhalten. Darin versucht das Management, den in unserer Mai-Nummer erschienenen Artikel über die Machenschaften des Finanzproduktevermittlers zu entkräften (BILANZ 5/2004: «Drücker unter Druck»). Unter anderem heisst es da: «Daher gibt es keinen Grund, dem Bericht, der auf einer Fülle verzerrter Darstellungen ehemaliger Mitarbeiter von AWD Schweiz beruht, Beachtung zu schenken.»

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Diesen Rat hat der AWD selbst jedoch nicht befolgt und auf drei Seiten Beispiele angeblich falscher Darstellungen aufgeführt. Interessant ist zum Beispiel der «Hinweis zum Aktienkauf durch Mitarbeiter»: Zu keinem Zeitpunkt, steht im Brief, habe AWD Schweiz «für einen fremd finanzierten Aktienkauf aktiv geworben, sondern im Gegenteil auf eine Vermittlung von Fremdfinanzierungen für den Aktienkauf verzichtet».

BILANZ hat nie behauptet, der AWD habe Aktienkäufe ihrer Mitarbeiter fremd finanziert. Es wurde lediglich das Beispiel eines ehemaligen Beraters aufgezeigt, der sich wegen Spekulationen mit AWD-Aktien verschuldete. Allerdings wurde BILANZ nun ein Brief zugespielt, den der Finanzproduktevermittler im Juli 1999 im Vorfeld des Börsengangs an die Mitarbeiter versandt hat. Da ist auch zu lesen: «Bitte beachten Sie, dass im Falle einer Finanzierung des Aktienerwerbs über ein Darlehen der Commerzbank AG die im beigefügten Bestellschein näher bezeichneten (…) Vereinbarungen gelten.» Im Klartext: Der AWD hat entgegen eigenen Beteuerungen Möglichkeiten zur Fremdfinanzierung geboten.

Fast schon rührend eine E-Mail von der AWD-Geschäftsleitung an die Mitarbeiter, wo von vielen positiven Reaktionen die Rede ist. «Sämtliche Reaktionen sind an die Chefredaktion der BILANZ unterwegs», heisst es da. Nun hat BILANZ tatsächlich viele Zuschriften und Telefonate erhalten. Mehr als 30 Leser haben sich zum Artikel geäussert, manche schilderten ihr eigenes Schicksal beim AWD. Nur fünf Zuschriften liessen sich kritisch über den Artikel aus.

Dagegen hat der Spass für die vier im Artikel aufgetretenen Ex-Berater längst aufgehört. Sie seien seitens des AWD und einiger Mitarbeiter erneut unter Druck geraten. Dabei seien Gerüchte gestreut worden, etwa dass Jörg Schnetzler bei seinen Abschlüssen vor allem schlechte Qualität geliefert habe, dass also viele Kunden von ihren Verträgen zurückgetreten seien. Doch gerade Schnetzler diente der Firma jahrelang als Aushängeschild und kann für seine Arbeit sogar AWD-Auszeichnungen vorweisen. Persönlichkeitsverletzend wird es beim Gerücht, wonach Schnetzler nicht mehr zurechnungsfähig sei.

Nicht wenig gestaunt hat auch Adrian Klaus. Bei einem Meeting in der AWD-Filiale in Schwamendingen meinte ein Teammanager vor rund 50 Personen triumphierend, Klaus bereue heute alles – er habe den BILANZ-Artikel am Ende gar zurückziehen wollen und entschuldige sich beim AWD. Adrian Klaus: «Von Entschuldigung geschweige denn Reue kann keine Rede sein.»