Der Vorsitzendes des Verwaltungsrates der UBS, Axel Weber, hält mangelnde Regulierung und Transparenz von Family Offices mit verantwortlich für den Verlust, den die Schweizer Bank aufgrund des Zusammenbruchs von Archegos eingefahren hat. Falls der Regulierer hier nicht nachbessere, werde die UBS es selbst tun.
Die grösste Schweizer Bank vermeldete letzten Monat überraschend eine Belastung von 861 Millionen Dollar im Zusammenhang mit dem Family Office von Bill Hwang. Weber nannte Archegos eine sehr ungewöhnliche Situation und sagte im Interviews mit Bloomberg TV am Mittwoch, dass es ihm «zutiefst leid tut, dass es passiert ist».
Es mangelt an Transparenz und Regulierung
Weber sagte, die «üblichen Verdächtigen» seien bei Archegos zusammengekommen: hohe Konzentration und hohe Hebelwirkung. Obwohl Banken in einigen Teilen der Märkte über viele Informationen verfügen, mangele es in anderen wie Family Offices sowohl an Transparenz als auch an Regulierung.
Wenn die Aufsichtsbehörden keine höhere Transparenz durchsetzen würden, werde die UBS das für ihre Kunden selbst in die Hand nehmen. «Wenn wir Aktivitäten finanzieren, wollen wir bestimmte Angaben und wenn Kunden nicht bereit sind, uns dies zu geben, gibt es möglicherweise Banken, die sich im gleichen Umfang mit ihnen einlassen, aber wir werden es nicht tun», sagte Weber. Dennoch gehe es nicht darum, Risiken zu vermeiden, sondern sie zu steuern.
Kein Fall für die Finma wie die Credit Suisse
«Wir glauben, dass verschiedene Fehler zusammen aufgetreten sind, im Gegensatz zu einem einzelnen Knackpunkt, auf den wir mit dem Finger zeigen könnten», sagte Weber und fügte hinzu, dass ebenso keine einzelne Person innerhalb der UBS gäbe, die allein für den Vorfall verantwortlich sei. Die Bank konzentriere sich nun auf die Verbesserung der Prozesse, die Schwachstellen aufweisen.
Der Verlust hat eine interne Untersuchung ausgelöst, aber die Bank unterliegt bislang keinen besonderen Massnahmen der Aufsichtsbehörden. Die Credit Suisse hingegen wird von der Schweizer Aufsichtsbehörde Finma überprüft, nachdem sie 5,5 Milliarden Dollar an Verlusten im Zusammenhang mit Archegos angekündigt hatte.
Weiter im Homeoffice
Der Grossteil der UBS-Mitarbeiter weltweit arbeitet immer noch von zu Hause. Laut Weber sind rund 20 Prozent der Belegschaft während der gesamten Covid-19-Pandemie im Büro geblieben - Mitarbeiter in kritischen Funktionen. Wenn die Pandemie abflaut, wolle die UBS ihren Mitarbeitern auf Einzelfallbasis mehr Flexibilität beim Thema anbieten, sagte Weber.
«Wir sehen sehr wenig Notwendigkeit, die Ersten zu sein, die zurück im Büro sind», sagte er. In der neuen Normalität werden wieder mehr Mitarbeiter im Büro sein, aber es werde keine schnellen, starren Regel geben. Weber sagte, er erwarte, dass kritische Funktionen und Prozesse im Zusammenhang mit Handel und Kontrollen wahrscheinlich im Büro bleiben werden und fügte hinzu, dass Bereiche mit hohem Risiko persönlich überwacht werden müssen.
Die grössten Änderungen werden Mitarbeiter im Innendienst betreffen, deren Arbeit auch anderswo geleistet werden kann. Weber sagte, er erwarte Aussendienstler wie Kundenberater zurück im Büro, sagte aber auch, dass die Interaktionen mit Kunden im Wealth Management dauerhaft digitaler würden.
(bloomberg/gku)