Perlen liegt an einem Fluss im Kanton Luzern, an der Reuss. Perlen liegt auch in der Nähe einer Transitgasleitung. Und der Zugang zum Hochspannungsnetz ist ebenfalls nicht weit weg. Die Bedingungen für ein Gaskombikraftwerk könnten also nicht besser sein: Wasser zum Kühlen, eine Gasleitung, um den Rohstoff zum Kraftwerk zu bringen, und eine Stromleitung, um das Endprodukt wegzubefördern.

In Perlen hat überdies die gleichnamige Papierfabrik ihren Sitz. Dort könnte man die Abwärme gut gebrauchen, die ein Gaskombikraftwerk freigibt. «Der Standort für ein solches Kraftwerk wäre aus unserer Sicht sinnvoll», sagt Perlen-Papier-Chef Frank Ruepp. Hellhörig ist Ruepp bereits Anfang Juni 2006 geworden: Damals gaben die Bernischen Kraftwerke (BWK) bekannt, dass sie ein Gaskombikraftwerk in Utzensdorf BE planen - in einer Industriepartnerschaft mit der dort ansässigen Papierfabrik. Die Leistung soll rund 400 MW betragen. Zum Vergleich: Das Kernkraftwerk Mühleberg im Kanton Bern hat eine Leistung von 355 MW. Das Gaskombikraftwerk komme dem Bedürfnis der Papierfabrik nach einer langfristig gesicherten Strom- und Wärmeversorgung für ihre energieintensive Papierherstellung nach, hiess es damals in der Mitteilung der BKW.

«Was auf Utzensdorf zutrifft, trifft auch auf uns zu», hält Ruepp fest. Gleichzeitig aber gibt er zu bedenken, dass die Abwärme aus dem möglichen Gaskombikraftwerk weniger kosten muss als die Abwärme, welche die Papierfabrik heute selber generiert. «Erst dann sind wir wirklich interessiert», betont Ruepp. Doch noch ist alles Theorie: Perlen hat bisher keine direkten Gespräche geführt - weder mit der Axpo noch mit der Axpo-Tochter CKW.

Auch bei der Axpo will man sich partout nicht zu den drei Standorten äussern, die es in die engste Auswahl geschafft haben. «Perlen ist ein theoretisch potenzieller Standort», orakelt Axpo-Chef Heinz Karrer nur und fügt hinzu: «Wir wollen sicher sein, dass die nötigen Voraussetzungen gegeben sind, bevor wir die Öffentlichkeit informieren.» Als weiterer möglicher Standort gilt die Region Aargau/Solothurn, wo bereits Axpo-Kernkraftwerke stehen. Dass Perlen und Umgebung als Standort für den Bau eines Gaskombikraftwerks nicht abwegig ist, zeigt auch dies: Die Axpo-Tochter CKW besitzt in der Nachbargemeinde Inwil unbebautes Land. Dort sollte ursprünglich Mitte der 1970er Jahre ein Atomkraftwerk gebaut werden.

Für welchen Standort sich die Axpo auch immer entscheiden wird: Der Stromkonzern ist unter Zugzwang. Erst kürzlich hat er betont, dass ab 2015 eine Stromlücke drohe und dass zu deren Überbrückung Gaskraftwerke unumgänglich sein würden.

Die Axpo-Konkurrenten BKW haben in der Standortfrage bereits kommuniziert, und auch die Westschweizer EOS hat mit Chavalon im Unterwallis einen Standort in der Hinterhand. Die Groupe E, ebenfalls eine Westschweizer Stromproduzentin, treibt in Cornaux NE ein Gaskraftwerk-Projekt voran.

Partner-Inhalte