Wie sind Sie bei MSCI vom Coronavirus betroffen?
Bemerkbar ist das vor allem in unseren Geschäftsstellen in Asien, also in Beijing, Shanghai, Hongkong, Singapur, Seoul und Tokio. Dort arbeiten jetzt viele von zu Hause.
Wie beeinflusst der Virus Ihr Geschäft mit den Kunden?
Wir haben viele Analysen für unsere Kunden gemacht, etwa darüber wie stark die Märkte vom Virus beeinflusst werden könnten. Wir haben Stresstests gemacht mit Portfolios. Es gibt noch keine klare Konklusion.
Ja, aber was haben die Stresstests ergeben, mit wie hohen Verlusten müssen Anleger mit Aktien rechnen?
Wir haben im Modell mögliche Verluste von 14 Prozent vom aktuellen Level der US-Aktien berechnet.
Was haben die Analysten von MSCI sonst noch bemerkenswertes festgestellt?
Die Anleger flüchten in Qualität, etwa in US-Staatsanleihen. Zudem sind die Handelsvolumen bei Optionen und Futures sind stark gestiegen.
Welche Futures am meisten?
Jener auf den Index von MSCI auf Aktien ausserhalb von den USA und Kanada. Aber am offensichtlichsten ist die Zunahme der Handelsvolumen bei Futures auf unsere Indizes von Schwellenländeraktien.
Baer Pettit ist seit dem Jahr 2017 Präsident von MSCI. Er ist Doppelbürger, sowohl USA und auch Grossbritannien. Neben Englisch spricht er Französisch, Deutsch, etwas holländisch und auch ein «Grüezi Mitänand» geht ihm leicht von der Lippe.
Er hat Geschichte studiert und Aussenpolitik. Er ist seit zwei Jahrzehnten für MSCI tätig, unter anderem war er einige Jahre für die Firma in Kalifornien, wo er es wundervoll fand. Heute lebt und arbeitet er in London.
Typischerweise werden Futures in Krisensituationen gekauft, um sich gegen Kursverluste abzusichern. Marktindizes, wie jene von MSCI sind allem für Indexfonds und Exchange Traded Funds (ETF) wichtig.
Ja, fast eine Billion Franken ist inzwischen in ETF investiert, die sich an Indizes anlehnen.
Das macht die Indizes sehr mächtig. Was ist derzeit die bedeutendste Veränderung innerhalb der Indizes-Industrie?
Eine sehr bedeutende ist sicher der Aufschwung der Indizes, die die Faktoren Umwelt, Soziales und Governance miteinbeziehen. Dabei sind jene Indizes am überaus dominantesten, die sich dem Klimawandel widmen.
Viele von diesen Indizes sind amerikanisch getrieben, schliessen etwa Firmen aus, die mit Abtreibung oder Pornographie in Verbindung sind.
Das sind nicht die Indizes, in die das meiste Geld fliesst. Am überaus dominantesten sind die Indizes, die sich dem Klimawandel widmen.
Aus welcher Weltregion kommt das Geld hauptsächlich, dass in diese Indizes fliesst?
Überwiegend aus Europa. Die Ersten, die das Thema aufgenommen haben, waren Skandinavier, Holland und auch die Schweiz. Die Schweizer Rückversicherung Swiss Re ist ein grosser Vorreiter auf dem Gebiet.
Neben dem Umweltthema sollen auch nicht börsenkotierte Anlagen, sogenannte Private Assets vermehrt indiziert werden von MSCI. Da geht es etwa um Private Equity und Infrastrukturinvestitionen von grossen Pensionskassen.
Wir versuchen diese Anlagen für unser Kunden besser im Kontext von ihrem Gesamtportfolio erfassbar zu machen.
Das ist unter anderem wichtig, weil die Private Assets in der Verwaltung oft die mit Abstand teuersten sind.
Oft machen Private Assets im Portfolio einer Pensionskasse nur 10 Prozent aus. Aber gleichzeitig sind sie für 90 Prozent der Kosten verantwortlich.
Die Firma MSCI ist an der Börse kotiert und rund 25 Milliarden Franken wert. Sie beschäftigt rund 3300 Mitarbeiter weltweit. Die Ursprünge der Firma liegen in der Schweiz: Bei der Capital Group in Genf wurden in den 60er Jahren 60er-Jahren an Indizes erstellt, um den Erfolg ihrer Anlagen besser messen zu können.
Später übernahm das Geschäft US Investmentbank Morgan Stanley. Diese brachte MSCI im Jahr 2007 an die Börse. Der bekannteste Index der Firma ist der Weltaktienindex MSCI World. Die Firma bietet nicht nur Indizes an, sondern auch viele Analysen und Zusatzdienstleitungen rund um Börsen und Märkte. Kürzlich
Kürzlich hat MSCI die Schweizer Firma Carbon Delta gekauft. Diese Versucht die Umweltrisiken von Investments in einer Zahl, dem Climate-Value-at-Risk zu veranschaulichen. Ende Februar vermeldete Publica, die grösste Pensionskasse der Schweiz, dass sie mit MSCI einen klimaeffizienten Aktienindex entwickle. Publica verwaltet rund 40 Milliarden Franken.