Die sieben RailCity-Bahnhöfe fahren im laufenden Jahr weiter auf einem Erfolgszug. Während der Schweizer Detailhandel in den ersten Monaten wertmässig und real deutlich an Umsatz einbüsste, blieben die Bahnhöfe von der Konsumflaute verschont: Sie legten im 1. Quartal gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um 4,5% zu, wie RailCity-Chef Hans Zimmermann der «HandelsZeitung» sagte. Die Mehrfrequenzen der Bahn 2000 hätten sich bisher neutral auf das Einkaufsverhalten ausgewirkt. Der Pendlerstrom hat sich zwar vergrössert, doch die verkürzten Umsteigezeiten halten manchen auch vom Shoppen ab.

Für das ganze Jahr 2005 rechnet Zimmermann ebenfalls mit einem über dem Branchendurchschnitt liegenden Wachstum. Der Detailhandelsumsatz der sieben RailCity-Bahnhöfe nähert sich im Eil-zugstempo der Milliardengrenze. 2004 erhöhte er sich um 13,2% auf 806,1 Mio Fr. Flächenbereinigt entspricht dies einem Plus von 7%. Damit haben die SBB, die Besitzerin der RailCity-Immobilien, PickPay mit 825,1 Mio Fr. Umsatz als Detailhändler fast überholt.

*Traumumsätze an Traumlagen*

Mit 58,4% überdurchschnittlich war das Umsatzwachstum in der RailCity Basel, wo der Um- und Ausbau erstmals richtig einschenkte (siehe Grafik). Doch das Einkaufsparadies Bahnhof floriert auch ohne Flächenerweiterung, wie RailCity Luzern mit einem Wachstum von 11,6% beweist: Nachdem etliche zehnjährige Mietverträge abgelaufen waren, haben neue Mieter den Zuschlag erhalten, wie Zimmermann sagt. Die begehrten Mieträume erhielten jeweils jene, die das beste Konzept präsentierten. Inzwischen sei die Dauer der Mietverträge verkürzt worden.

Die Kundenbedürfnisse änderten sich heute viel schneller, begründet Zimmermann. Die SBB kassieren nach wie vor eine Umsatzmiete zwischen 4% und 14%. Vom Flächenumsatz in den Bahnhöfen können viele nur träumen. Die Migros im Bahnhof Bern erziele 40000 Fr. pro m2 und wachse jährlich im zweistelligen Bereich, erklärt Andrea Müller-Hildebrand, die Sprecherin von Migros-Aare.

Das freut die SBB: Die Läden und Geschäfte steuern mit 22% den grössten Anteil zum Mietertrag von SBB Immobilien von total 408,9 Mio Fr. bei. An nächster Stelle stehen die Kioske (13%). Das Geschäft mit den Frequenzen haben auch die Werber und Promotoren entdeckt. Sie tragen 9% zum Mietertrag bei. Die Erträge aus Werbung und Promotion in den RailCitys lagen letztes Jahr 26% über dem Vorjahr. Die RailCitys gelten als Wachstumsmotor von SBB Immobilien, die mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 184,6 (152,1) Mio Fr. und 793 Angestellten zu einer zunehmend gewichtigen Sparte des Konzerns geworden sind. Der Wert des Immobilien-Portefeuilles beträgt 3,1 Mrd Fr.

Die Kassen klingeln aber nicht nur in den SBB-Immobilien an den Hochfrequenzlagen. Auch die Avec-Shops, an denen SBB, Migros und Kiosk AG beteiligt sind, legten 2004 zu. Die 27 Shops erzielten einen Umsatz von 102 (76) Mio Fr., flächenbereinigt wuchsen sie um 10,6%. Das Konzept mit integriertem Billettverkauf geniesst offensichtlich eine hohe Kundenakzeptanz. Laut Zimmermann sind derzeit weitere fünf Shop-Projekte in der Pipeline.

*Ausbau der Öffnungszeiten*

Interessante Neuigkeiten hat er auch zu den 26 in Franchise betriebenen Aperto-Geschäften, die 2004 um 3% zulegten. Nachdem die Aperto-Shops in Bern, Lausanne und Luzern, die erstmals bis Mitternacht offen waren, markante Umsatzzunahmen verzeichneten, erwartet auch andere Städte ein solches Angebo.

«Ziel ist es, für alle RailCitys einen Convenience-Store anzubieten, der bis 24 Uhr offen hat», führt Zimmermann aus. Dass just heuer ein Referendum die Sonntagsöffnungszeiten in den Bahnhöfen rückgängig machen will, bereite ihm Sorgen: «Die heutigen Ladenöffnungszeiten in den Gross-bahnhöfen entsprechen einem echten Kundenbedürfnis, zudem sind belebte Bahnhöfe sichere Bahnhöfe.»

Dass das Einkaufen am Bahnhof lediglich zu einer Verlagerung der Umsätze führt, ist nicht belegt. Immerhin bestätigt dazu der Geschäftsführer der Zürcher CityVereinigung, einem Zusammenschluss von 1300 Geschäften der Stadt, dass sich bisher noch kein Laden ausserhalb des Bahnhofs darüber beklagt habe, dass Bahnhof-Shops Umsätze abzögen.

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