Das erklärte Ziel von Bundesrat und vom Schweizer Finanzplatz lautet: Nur noch versteuerte Vermögen aus dem Ausland annehmen. Pierin Vincenz, Chef von Raiffeisen, der drittengrössten Schweizer Bank, geht nun einen Schritt weiter. «In zwei Jahren ist alles ausländische Geld in der Schweiz versteuert», sagt er im Interview mit der «Handelszeitung». Und: «In absehbarer Zeit werden wir auch von Schweizern nur noch Weissgeld verwalten.» Bis dahin würden wahrscheinlich aber mehr als zwei Jahre verstreichen, so Vincenz.
Die Anstrengungen in diese neue Richtung haben bei Raiffeisen schon begonnen. «Wir instruieren unsere Mitarbeitenden, nur noch sauber deklariertes Geld anzunehmen», sagt der Bankchef. Den automatischen Informationsaustausch in der Schweiz braucht es laut Vincenz nicht in einer Welt, «in der sämtliche Gelder versteuert sind». Die Banken hätten die Lektion gelernt, dass sie in vier Jahren an den Pranger gestellt werden können für heutige Praktiken.
Amnestie dürfte schwer durchsetzbar sein
Für das Schwarzgeld aus der Vergangenheit sieht es schwieriger aus. Eine Amnestie dürfte politisch in der Schweiz schwer durchsetzbar sein, so Vincenz. «Ich denke, dass Selbstanzeigen akzeptiert würden. Damit haben wir hierzulande schon gute Erfahrungen. Oder die Kunden beginnen, ihr Schwarzgeld auszugeben.»
Laut Vincenz schliessen sich Weissgeldstrategie und Bankgeheimnis nicht aus. Wenn alles Geld versteuert sei, könne das Bankgeheimnis nicht mehr als Versteck für unversteuertes Geld dienen. «Ich bin vielmehr der Meinung, dass der Schutz der Privatsphäre genauso gegeben sein soll wie bei beim Anwaltsgeheimnis, beim Arztgeheimnis oder beim Beichtgeheimnis», so Vincenz. Wenn eine Behörde Zugriff auf Bankdaten haben wolle, dann soll sie den Rechtsweg beschreiten. «Es soll doch auch in Zukunft niemanden etwas angehen, wofür ich mein Geld ausgebe. Das soll meine Privatangelegenheit bleiben.»
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