Wenn es um Bananen geht, sind die Schweizerinnen und Schweizer sehr wählerisch: Sie konsumieren 37% der Fair-Trade-Bananen weltweit. Wie kein anderes Volk legen sie Wert darauf, dass die Bananen fair produziert sind. Wenn es sein muss, zahlen sie dafür sogar einen Aufpreis. Sicherlich tragen die zwei Grossverteiler dazu bei, die sich als Verkäufer von Fair-Trade-Produkten profilieren wollen.

Die Schweizer Vorlieben hat auch der weltgrösste Bananenproduzenten zu spüren gekriegt. Der Marktanteil von Chiquita hier zu Lande ist in den letzten Jahren auf 47% gesunken. «Migros schaut uns genau auf die Finger», sagt Michel Loeb, der Europa-Chef von Chiquita, der «HandelsZeitung». Das Bewusstsein der Schweizer Konsumenten bezüglich ökologisch und sozial verantwortbaren Produkten sei überdurchschnittlich.

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Coop hat die Nase vorne

Der Schweizer Detailhändler, der 70% seiner Bananen von Chiquita bezieht, und der US-Bananenmulti starteten zusammen im letzten September ein Naturschutzprojekt im Regenwald von Costa Rica. «Damit wollen wir signalisieren, dass wir als verantwortungsbewusstes Unternehmen handeln», sagt Loeb.

Hiermit verpflichten sich laut Migros erstmals ein internationales Unternehmen und ein Detailhändler für ein Naturschutzprojekt in Zentralamerika.

Mit der Initiative wollte Migros bei den Konsumenten als nachhaltiger Bananenverkäufer punkten. Doch Konkurrentin Coop war schneller. Seit Anfang Jahr ist Coop die Fair-Trade-Bananen-Verkäuferin der Nation schlechthin, weil sie ganz auf die Fair-Trade Bananen von Max Havelaar umstellte und die Bananen des US-Food-Multi Dole aus den Regalen kickte.

Dazu kommt, dass Coop für die Fair-Trade-Bananen nicht mehr verlangt als zuvor für konventionelle Bananen. Für die Migros indes bleibt das Preisargument zentral: 1 kg Chiquita Bananen ist mindestens 10 Rp. günstiger als die Max-Havelaar-Bananen, die bei der Migros 30% zum Bananenumsatz beisteuern. Die Havelaar-Bio-Bananen kosten mit 3.70 Fr./Kilo derzeit ganze 60 Rp. mehr als die Chiquita-Früchte.

Den Chef von Chiquita Europa kümmert der Konkurrenzkampf der Schweizer Detailhändler wenig. «Das Projekt ist nicht als Reaktion auf den Erfolg der Fair-Trade-Bananen zu sehen», erklärt er.

Migros verteidigt Chiquita

Auf seiner Visite in Zürich geht es Loeb darum zu zeigen, dass die ehemalige United Fruit Company, wie der 2,6-Mrd-Dollar-Konzern bis 1990 hiess, sich gebessert hat. Die Zeit der Ausbeutung von Plantagebauern, fragwürdiger politischer Einflussnahme in den ehemaligen Bananenrepubliken sowie ökologischer Sünden namentlich mit Pestiziden ist gemäss dem Belgier passé. Und tatsächlich kann er eine lange Liste von Vereinbarungen mit Nichtregierungsorganisationen wie Rainforest Alliance und Gewerkschaften sowie ökologische und soziale Zertifikate vorweisen. «Wir sind nicht perfekt, aber wir haben uns nachweislich zu einer verantwortlichen Firma entwickelt», so Loeb. Jetzt gehe es darum, die Fortschritte zu kommunizieren.

Lässt sich die Migros für das Green-washing des noch immer nicht ganz properen Image von Chiquita einspannen? Ist dem orangen Riesen die dunkle Vergangenheit des 1899 gegründeten Konzerns egal, der noch 2002 mit Vorwürfen über Kinderarbeit konfrontiert worden war?

Die Migros-Sprecher Urs Peter Naef verteidigt Chiquita: «Eine grosse internationale Firma wie Chiquita, die in so genannten Entwicklungsländern produziert und ihre Verantwortung in sozialer und ökologischer Hinsicht wahrnimmt, bietet Tausenden von landlosen Familien eine Existenzgrundlage.» Die 25 000 von Chiquita beschäftigten Arbeiter gehörten zu den bestbezahlten landwirtschaftlichen Arbeitern in den Produktionsländern. Ihre Arbeitsbedingungen entsprächen lokalen Gesetzen und sie profitierten von gratis Logis und medizinischer Betreuung.

Testmodell mit Schweizern

In Costa Rica setze sich die Migros gemäss ihrem sozialen und ökologischen Leitbild nun für das Naturschutzgebiet von 100 Hektaren auf der Farm eines Bananenlieferanten ein, sagt Fausta Borsani von der Migros. Die Unternehmen teilten die Kosten für die Aufforstung, ein Schulungszentrum, den Schutz von Flora und Fauna sowie die Informationsarbeit. Zahlen wollten sie nicht nennen. Aber: «Es handelt sich um ein bedeutendes langfristiges Commitment von beiden Seiten», erklärt Loeb.

Und wieso sollen die Konsumenten in der Migros eine Chiquita-Banane und nicht eine von Max Havelaar kaufen? Loeb: «Die Kunden haben die Wahl, ich bin für den Wettbewerb.» Und natürlich hoffe er, dass es Chiquita punkto ökologischem und sozialem Image bald einmal mit Max Havelaar aufnehmen kann nicht zuletzt dank Migros. Und vielleicht lasse sich das Testmodell mit Migros bald in anderen Ländern duplizieren.

Die Migros ihrerseits will Coop und deren Havelaar-Strategie nicht kopieren. Denn sie glaubt ihre Verantwortung mit dem Coup zusammen mit Chiquita besser wahrnehmen zu können. Nur ein kleiner Prozentsatz von Produzenten weltweit könne vom Programm Max Havelaar profitieren rund 900 für die Schweiz und rund 1800 weltweit, begründet Borsani. «Chiquita beschäftigt weltweit 25000 Leute, deshalb ist es für uns wichtig, dass auch Chiquita eingebunden wird, sozial und umweltgerecht zu handeln.»