Die thailändische Hauptstadt Bangkok früher ein verruchtes Pflaster und lediglich mit dem Image einer schmuddeligen Sex-Tourismusdestination behaftet ist zu einer der modernsten Metropolen Asiens aufgestiegen. Kein Wunder, nahm in den vergangenen Jahren der Geschäftsreiseverkehr markant zu.
Kaum ein Unternehmen, das seine Fühler nach Asien ausstreckt, kann es sich heute leisten, Bangkok nicht in sein Evaluationsverfahren mit einzubeziehen. Einer der Gründe: «Der Markt der Association of South East Asian Nations also der Asean mit einem Potenzial von über 500 Mio Einwohnern ist rund um Thailand angesiedelt und somit sehr leicht erreichbar», erklärt Nandor von der Luehe, Präsident der SchweizThailändischen Handelskammer in Bangkok. Zu den Asean-Staaten gehören in alphabetischer Reihenfolge: Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.
Nur eines passt nicht ganz ins Bild: Einmannfirmen
Von der Luehe selber zog vor vielen Jahren mit seiner Schmuck-Produktionsfirma MJM Metropolitan Jewellery Manufacturing nach Thailand. Er installierte sein Unternehmen, das heute 155 Leute beschäftigt, etwa 40 Autominuten nördlich vom Zentrum Bangkoks. «Wir werden demnächst ein Stadtbüro eröffnen. Dies, um noch näher bei den Kunden zu sein», gibt von der Luehe sein nächstes Projekt bekannt.
Der Präsident der Schweiz Thailändischen Handelskammer mit 125 Mitgliedern sagt, dass es für interessierte Firmen aus der Schweiz unproblematisch sei, sich in Bangkok niederzulassen.
«Nicht erwünscht sind allerdings Einmannfirmen», bekräftigt von der Luehe. Der thailändische Premierminister Chinnawatals Thaksin hat kurz nach seinem Amtsantritt vor fünf Jahren unmissverständlich klar gemacht: «Wir denken gross, wir wollen voranschreiten und Arbeitsplätze schaffen. Einmannfirmen aus dem Ausland sind bei uns unerwünscht.»
Die Mitglieder der Handelskammer stammen vornehmlich aus den Bereichen Produktion (21), Handel (25) sowie Dienstleistungen (79).
Tägliche Flüge ab Zürich als wichtige Lebensader
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Schweiz und Thailand sind sehr lebhaft. Dem tragen beispielsweise auch die beiden nationalen Fluggesellschaften Rechnung: Thai Airways International wie auch die Swiss fliegen je täglich zwischen Zürich und Bangkok in beide Richtungen. Während Swiss vor Jahresfrist ihr neustes Produkt, den Airbus A340-300, auf dieses Routing schickte, zogen Thai Airways in diesem Sommer nach. Die Gesellschaft wird bis zum Jahresende über fünf topmoderne A340-600 verfügen. «Unsere grösste Herausforderung wird sein, täglich nicht weniger als 60 Businessclass- sowie acht Firstclass-Sitze zu belegen», blickt Chumpot Mintarkin, der GM von Thai Airways in Zürich, gespannt den kommenden Monaten entgegen.
Da der Hin- (Abflug Mittag) wie auch der Rückflug (Abflug Mitternacht) jeweils die Nachtzone durchqueren, sind gerade Geschäftsleute darauf angewiesen, erholt und möglichst ausgeruht in Thailand oder in der Schweiz anzukommen. Die neuen Business- sowie Erstklasssitze lassen sich im A340 zu einer Liege verstellen, sodass dem Schlaf auf über 10000 m Höhe nichts entgegensteht. Geschäftsreisende und Touristen, die in nähere oder entferntere asiatische Länder fliegen, profitieren bei Thai Airways sobald die Swiss als Star-Allianz-Mitglied voll integriert sein wird auch bei ihr von zügigen und schnellen Anschlussverbindungen.
Bangkok oder die Stadt der Engel, wie Thailands Hauptstadt übersetzt heisst ist ein Reiseziel, das nicht nur den Touristen allerhand an Sehenswürdigkeiten, Einkaufsmöglichkeiten oder an Unterhaltung bietet. «Jedes Jahr verbringen mehrere Mio Touristen einige Tage in Bangkok», bestätigt Hans-Peter Erismann, der Schweizer Botschafter mit Sitz in ebendiesem Bangkok. Die Stadt habe im touristischen Bereich sehr viel zu bieten, beispielsweise hervorragende Hotels mit grosszügigen Wellness/Spa-Bereichen, bezaubernde Tempelanlagen, grosse Märkte mit einer Riesenauswahl oder ein kulinarisches Angebot, welches nicht nur der weltweit einen ausgezeichneten Ruf geniessenden Thai-Küche zugeordnet werden könne. Zu Gast ist kulinarisch die ganze Welt. Zu einem geschäftlichen wie auch touristischen Aufenthalt gehört auf jeden Fall das Versuchen einheimischer Leckerbissen. Ein Tipp: Beginnen soll man mit Speisen, welche lediglich mit einem Chili auf der «Scharfheitsskala» der Speisekarte abgebildet sind. Nach und nach kann langsam gesteigert werden. Reis, der noch nicht mit einer scharfen Sauce in Berührung kam, sowie rohes Gemüse helfen mit, die Schärfe der Gewürze merklich abzuschwächen. Wer bei drei Chilli ankommt und nicht von triefender Nase, tränenden Augen und einem unglaublichen Verlangen nach kühlendem Wasser übermannt wird, darf sich als kulinarisch robust und widerstandsfähig betiteln.
Tiefes Preisniveau macht Ferien wie Business attraktiv
Übernachtungsraten in Erstklass- und Luxushotels machen im Grossraum Bangkok vielfach einen Bruchteil von dem aus, was in Europa oder in Amerika hingeblättert werden muss. Zudem erreicht die Service- und Hilfsbereitschaft der Angestellten ein Niveau, das seinesgleichen sucht. Man wirft den sich stets verneigenden Thai zwar öfters vor, sich unterwürfig zu geben. Es erweckt in der Tat den Anschein, die Thailänder seien darauf «dressiert» worden, den Ausländern grössten Respekt entgegenzubringen. Wer jedoch hinter den Kulissen genau beobachtet, stellt fest, dass die Thai auch untereinander so verkehren.
Bangkok wird seine Bedeutung als Geschäftsreisedestination weiter ausbauen da besteht kein Zweifel. Ob dies allerdings mit dem Tempo eines Tigers geschehen wird, hängt nicht allein von Thailand ab. Der Gang der Weltwirtschaft wird bedeutend sein, ebenso, ob weitere Umweltkatastrophen den asiatischen Raum heimsuchen.
Tipp 1: Fantastisch
45 Sekunden mit dem Lift dauert René Balmers Arbeitsweg, dann ist der Executive-Chef von «The Dome» oben in seinem Küchenreich im State Tower Bangkok. Vom 63. bis zum 67. Stockwerk oder 247 m über Boden wacht der Luzerner über 230 Mitarbeiter, die im «Sirocco», beim Italiener «Mezzaluna», im «The state room» oder im «Distil» Gäste verwöhnen. Einmalig ist das «Sirocco» mit Freiluft-Restaurant und -Bar mit fantastischem Blick auf das nächtliche Bangkok. Schwindelfrei allerdings sollte man sein und ohne Reservierung läuft gar nichts. Im November hat Balmer (ex Bellevue-Palace Bern und Quellenhof Bad Ragaz) prominente Köche zu Gast: David Thompson, Heinz Winkler, Antoine Westermann und Anton Mosimann.
Tipp 2: Einmalig
Ein Abstecher in den Regenwald mitten in der Millionenstadt? Der gebürtige Holländer André Breuer zeigt Bangkoks andere Seite (mit Marsch durch die Slums), dies entweder auf seinen Bike- oder seinen Wander-Touren. Die Programme seiner Recreational Biking Ltd. sind ein Geheimtipp. Kontakte zur heimischen Bevölkerung und Authentizität lassen sich selten so hautnah erleben wie auf dem ungewöhnlichen Halbtagesmarsch «Colors of Bangkok» durch das 14 km2 grosse Naturschutzreservat der Uni Bangkok mittendrin in der Millionenstadt. Übersetzen auf dem Chao Phraya River gehört ebenso dazu wie eine Rikscha-Fahrt. Ein schlechtes Gewissen braucht man nicht zu haben: Breuer gibt Slum-Bewohnern mit seinem Angebot Arbeit.
Tipp 3: Romantisch
Zwar ist der Chao Phraya River tagsüber ähnlich stark belegt wie eine mittlere Schweizer Autobahn, des Nachts aber zeigt sich Bangkoks Hauptverkehrsader von einer anderen Seite: Auf ihr verkehren Dinner-Kreuzfahrtschiffe. Aber aufgepasst: Hände weg von den modernen Flussfahrtschiffen, die es auf die asiatischen Gruppentouristen abgesehen haben. Ganz anders und fernab vom Massentourismus präsentiert sich das Angebot von Manohra Song. Auf einer ehemaligen Reisbarke wird eine Hand voll Gäste exklusiv mit einem Original-Thai-Galamenü verwöhnt. Zum kulinarischen Höhenflug gesellt sich das Dahinschaukeln auf dem Chao Phraya. Romantische Gefühle sind garantiert auch wenn der Galaabend nicht ganz billig ist.
Tipp 4: Meisterlich
Pitak könnte auch für spicy stehen: Pitak Srichan ist Leiter der Kochschule im herrlich gelegenen Four Seasons Resort in Chiang Mai. Und damit der beste Lehrer, den man sich für den Einführungs-Kochkurs in Thai-Food überhaupt nur wünschen kann. Das Programm (Start 7 Uhr mit Abenteuerbesuch des lokalen Marktes, Kochschule, Mittagessen und Ende gegen 15 Uhr mit Gemüse-Deko-Schnitzkurs) überzeugt, die Schule ist zudem hervorragend ausgestattet. Pitak ist ein geschickter Lehrer, die Rezepte sind auch für weniger geübte «Küchentiger» nachvollziehbar. Offen hält die Schule von Montag bis und mit Samstag. 150 Dollar pro Person sind nicht wenig für diesen Ein-Tages-Ferien-Höhepunkt, letztlich aber gut investiertes Geld.
In Bangkok im Ausgang
Motto: «Probieren geht über studieren»
Unterhaltung, Essen, Musik, Shopping und Nachtmärkte gehören zu Bangkoks Abendprogramm. Eines sollte man aber beachten: Nur wenige Taxi- oder Tuk-Tuk-Fahrer sprechen und verstehen englisch. Bevor das Hotel verlassen wird, empfiehlt es sich, von der Reception eine Geschäftskarte mitzunehmen, auf welcher sämtliche Hotelinformationen auch auf thailändisch gedruckt sind. So wird jeder Fahrer seinen Gast wieder zum Hotel zurückbringen können.
Keinesfalls entgehen lassen darf man sich die kulinarischen Köstlichkeiten der lokalen Thai-Küche. Das Restaurant Baan Khanitha erhält fast jährlich die Auszeichnung als bestes Thai-Restaurant in Bangkok. Gute und schmackhaft zubereitete Speisen der lokalen Küche finden sich zudem an fast jeder Strassenecke. Mit der Devise «Probieren geht über studieren» fährt man in Bangkok meist gut. Wer es kulinarisch speziell mag, dem empfiehlt sich der Besuch des Bed Supper Clubs an der Sukhumvit Soi 26. Gegessen wird im Bett, die Atmosphäre ist trendig, und bedient wird man von adrett und pyjamaähnlich gekleideten Angestellten.
Für den Late Night Drink wimmelt es ebenfalls an Alternativen. Die Syn Bar im Swissôtel Nai Lert Park oder die Hu'u Bar im Ascot-Hotel wie auch das Mystique, die Q Bar, das 87 Plus oder Bangkoks Inn-Bar Diplomat beide im Hotel Conrad sind nur wenige der attraktiven Adressen, wo man übrigens auch als (Geschäfts-) Frau problemlos alleine hingehen kann. (ha)