Anfang Januar schnappte sich die holländische Rabobank die Basler Privatbank Sarasin. Unter den Sarasin-Exponenten dominierte Euphorie: «Die seit Jahren herrschende Unsicherheit über die Eigentümerschaft unserer Bank wird so beseitigt», sagt VR-Präsident Georg Krayer, der damit die Kaufoption anspricht, welche die Rabobank seit 2002 an Sarasin hielt. Fast ging dabei unter, dass sich mit diesem Schnitt die Gründerfamilie verabschiedete. Kaum einer nahm Notiz davon – abgesehen von den wachsamen Augen des Basler «Daig», der alteingesessenen vermögenden Familien, die Sarasin als Hausbank betrachten und auf den Verkauf verschnupft reagierten. Wie kann es geschehen, dass sich die gesamte Familie vom eigenen Unternehmen verabschiedet?
445 Millionen Franken, heisst die Antwort. So viel lösten die zwölf Teilhaber, deren Aktienbesitz an der Bank in der Eichbaum Holding zusammengefasst war, die bis anhin die Stimmenmehrheit (52 Prozent) am Finanzinstitut besass – mit einem Aktienanteil von nur 18 Prozent notabene. Immerhin bezahlt die Rabobank damit rund vier Prozent der von Sarasin verwalteten Vermögen.
Der Grossteil des Erlöses fliesst in die Taschen der vier Teilhaber aus der weit verzweigten Familie, darunter Eric Sarasin und Andreas Sarasin, die letzten im Unternehmen noch operativ tätigen Familienmitglieder. Oder auch in jene des Basler Rechtsanwalts Philip Baumann, der mit der Tochter von Beat Sarasin verheiratet ist. Dieser war lange mit seinem Bruder Alfred Sarasin Partner der Bank. Es sind die Familienmitglieder der vierten Generation, die nun das Tafelsilber ins Ausland verkaufen. Die restlichen acht Eichbaum-Aktionäre sind glückliche Sarasin-Mitarbeiter, die mit dem Verkauf vergoldet werden.
Damit vollzieht sich für die Bank Sarasin das gleiche Schicksal wie bei einem ihrer Zürcher Pendants, der Bank Julius Bär, vor anderthalb Jahren. Auch dort verkauften die damals 40 Altaktionäre ihre Anteile, nachdem das Finanzinstitut 115 Jahre im Familienbesitz gestanden hatte. Einzelne Familienmitglieder der vierten Generation hatten sich miteinander überworfen.
Anders bei Sarasin. Von einem Zwist in der Bank will Philip Baumann nichts wissen. Er argumentiert mit der langfristigen Entwicklung der Bank, die «am besten mit einem starken Partner gewährleistet werden kann».
Schweizer Privatbanken geraten zunehmend zum Auslaufmodell des 21. Jahrhunderts. Ihre Zahl schrumpfte in den letzten fünfzig Jahren von 60 auf 14 (siehe PDF: Die Schweizer Privatbanken). Klingende Namen wie die Bank Hofmann oder die Bank von Ernst haben ihre Selbständigkeit verloren. Und es wird wohl nicht der letzte Ausstieg einer Familie aus dem eigenen Unternehmen gewesen sein. Denn Erben warten und hoffen überall.