Kaum eine Woche vergeht, ohne dass ein Stellenwechsel eines Bankanalysten oder von Sales-Leuten bekannt wird. Der Anstieg der Börse ab März 2003 hat das Geschäft mit dem Verkauf von Aktien attraktiver gemacht. Und es wird offenbar wieder mit Banknoten gewedelt: «Vontobel tritt ziemlich aggressiv auf und offeriert interessante Packages», sagt ein Direktbetroffener.
In der Tat hat die Privatbank kürzlich von Kepler Equities ein ganzes Sales-Team abgeworben. Dabei hatte Vontobel noch vor zwei Jahren 50 Leute im Investment Banking abgebaut. Leiter der Sparte ist seit letztem November Eugen Brenner. Vontobel-Sprecherin Elisabeth Meyerhans: «Wir bauen das Brokerage nicht gewaltig aus. Aber es stimmt: Der Investment-Banking-Markt ist in Bewegung.» Beobachter vermuten, dass viele Banken angesichts florierender Börse am Ende des letzten Jahres die Budgets für das Research erhöht haben. Die Jobrotation trat aber erst in den vergangenen Wochen so richtig ein, weil viele Angestellte noch auf die Auszahlung der Bonifikationen im März gewartet hatten.
Die Jagd nach Analysten bekam Vontobel auch in den eigenen Reihen zu spüren. Seit Ende 2003 hat die Bank gleich vier Aktienspezialisten verloren: Karin Bendler, Maria Ivek, Beatrice Reich und Bruno Winiger. Laut Meyerhans werden alle Positionen neu besetzt. Bei Konkurrentin Julius Bär sind zwei neue Analystenstellen ausgeschrieben. Die Jobs sind allerdings «nicht erst vor kurzem geschaffen worden», sagt Mediensprecher Jürg Stähelin. Der Aufbau des Group Investment Research sei seit einem Jahr im Gang. So lange ist es auch her, seit Julius Bär mit einigem Getöse den Verkauf des paneuropäischen Brokerage bekannt gab.
Vier Analysten-Abgänge innert kürzester Zeit verzeichnet auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB): Bernd Pomrehn, Pascal Prüss, Eric Güller und Patrick Burgermeister. Sie gehen zu Grossbanken und in die Industrie, zwei der Gewinner im Rennen um die Analysten. Während Prüss die Vermögensverwalter Braun, von Wyss & Müller verstärkt, geht Güller zur Credit Suisse Private Banking. Den Weg zur CS fanden auch Maria Ivek und der Ex-Sarasin-Mann Thomas Kalbermatten. Pomrehn zieht es zu Sarasin, Burgermeister wird künftig bei Novartis seine Batzen verdienen. Ebenfalls dem Lockruf der Industrie erlag André Meier, ehemals Swissfirst.
Ein eifriges Kommen und Gehen gibt es auch bei der Bank Sarasin, die zwei Analystenstellen ausgeschrieben hat. Das Equity Research übernahm vor ein paar Wochen Gerd Ramsperger vom langjährigen Chefökonomen Daniel Scheibler, dessen Verabschiedung, wie man hört, nicht ohne Nebengeräusche über die Bühne ging. Bei der Bank Sal. Oppenheim jr. wird neu Peter Casanova (Ex-Deutsche Bank) die Versicherungswerte abdecken.
Nicht immer spielt das Geld die ausschlaggebende Rolle beim Stellenwechsel: Der in Bewegung gekommene Arbeitsmarkt erlaubt es, von langjährigen ungeliebten Jobs wegzukommen. Auch Analysten sind eben nur ganz normale Arbeitnehmer.
Seit Jahren hat es bei den Aktienspezialisten nicht mehr so viele Jobwechsel gegeben. Die Konkurrenz lockt mit Angeboten.
Lesezeit: 2 Minuten
Von Daniel Hügli
am 10.08.2004 - 20:38 Uhr
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