Der Entscheid der vier kleineren Kantonalbanken (GL, AI, OW und NW), aus der AGI-Kooperation auszuscheiden und stattdessen auf die Bankensoftware des Lenzburger Unternehmens Finnova zu setzen, ist ein herber Dämpfer für die Swisscom IT Systems. Die Swisscom-Tochter erbringt für die Abtrünnigen und vier weitere Kantonalbanken (SG, TG, LU, FR) die IT-Leistungen. Nicht nur will ihr nicht gelingen, im Bankeninformatikmarkt neue Kunden zu gewinnen, sie verliert nun auch die bestehenden. «Wir bedauern den Austritt der vier Banken», lässt Michel Döringer von Swisscom IT Services per E-Mail ausrichten.

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Keine Offerte eingereicht

Zwar besteht immer noch die Möglichkeit, dass Swisscom IT Services zumindest fürs Hosting der neuen Bankenplattform berücksichtigt wird. Doch dazu müsste das Unternehmen erst einmal eine Offerte einreichen. Im Unterschied zu IBM und Accenture habe sie das bisher aber noch nicht getan, wie ein Insider sagt.

Wahrscheinlicher ist hingegen, dass die vier abtrünnigen Kantonalbanken zusammen mit den bestehenden Finnova-Kantonalbanken von Schaffhausen, Schwyz und Uri gemeinsam mit einem anderen Partner ein Verarbeitungscenter eröffnen werden. Dies macht durchaus Sinn, weil die bestehenden Finnova-Banken ihre Finanzapplikationen noch immer in ihren eigenen Serverräumen betreuen oder kooperieren wie im Fall der Kantonalbanken von Schwyz und Uri. Eine enge Zusammenarbeit zwischen dereinst sieben kleineren Kantonalbanken wäre zweifelsohne effizient und führte zu tieferen Transaktionskosten.

Das Gegenteil wird der Fall sein für die vier in der AGI-Kooperation verbliebenen Banken. Für sie schlägt der Austritt der vier kleineren Institute mit einer Erhöhung der IT-Gesamtkosten um 10% zu Buche. Für die Swisscom soll es laut Swisscom-Sprecher Sepp Huber zu keiner Umsatzeinbusse kommen, weil die Swisscom IT Services primär mit der Kooperation einen Unterhaltsvertrag unterhält und nicht mit den einzelnen Kooperationsbanken. Im Jahr 2003 steuerten die AGI-Banken 165 Mio Fr zum Gesamtumsatz von 755 Mio Fr von Swisscom IT Services bei.

Kosten senken - bloss wie?

Es ist klar, dass die vier verbliebenen Kantonalbanken eine Erhöhung der Kosten nicht hinnehmen werden. Es seien bereits heute Kostensenkungsmassnahmen geplant, wie Daniel von Arx, der Sprecher der AGI-Kooperation, erklärt. Ausserdem bestätigt von Arx, dass die verbliebenen AGI-Banken sich nach Alternativen im Markt umschauen. Dazu dürften die Bankenlösungen der Zuger und Zürcher Kantonalbank zählen sowie die Lösungen von Finnova und Avaloq. Der definitive Plattform-Entscheid dürfte noch in diesem Jahr gefällt werden.

Für Finnova kommt der Entscheid der kleineren Kantonalbanken gerade richtig. Sie steckte in den letzten Jahren über 100 Mio Fr. in die Entwicklung einer komplett neuen Kernbanken-Plattform. Durch den gleichzeitigen Verlust der drei Privatbanken-Kunden Darier Hentsch, Rahn & Bodmer und La Roche an das Konkurrenzunternehmen Avaloq kam Finnova unter Druck. Jetzt herrscht wieder mehr Optimismus. Denn viele Banken stehen erst am Anfang des Ablösungsprozesses ihrer alten Kernbankenlösungen, die teilweise noch aus den 70er Jahren stammen. So ist zu vernehmen, dass mit der Graubündner, der Walliser und Genfer mindestens drei weitere Kantonalbanken sich aktiv auf dem Markt umschauen.