Es ist ein Frühling, wie er den Chefs der grossen Bankenhäuser noch lange in Erinnerung bleiben wird. Einen derart starken Widerstand gegen die Vergütungspläne hat die Branche noch nie erlebt. Von Zürich über London bis New York standen die Aktionäre auf.
An der Generalversammlung der Credit Suisse stimmten 31 Prozent gegen den Vergütungsbericht, bei der britischen Barclays waren es 27 Prozent, bei der amerikanischen Citigroup gar eine Mehrheit von 55 Prozent.
Die Saläre sind seit den Boomjahren zwar gesunken, in Anbetracht der Leistung aber immer noch üppig. Dies gilt auch für die Schweizer Bankenchefs, auch wenn deren Löhne im Vergleich zu den ausländischen Kollegen deutlich tiefer liegen. CS-Chef Brady Dougan erhielt 5,8 Millionen Franken, für ein Jahr, in dem der Aktienkurs der Bank um 40 Prozent sank. UBS-Chef Sergio Ermotti liess sich für 2011 6,4 Millionen auszahlen – doppelt so viel wie Vorgänger Oswald Grübel. Und dies für nur drei Monate als CEO, vorher war er Spartenchef. Wie ein Grossbanker kassierte Boris Collardi von der Bank Julius Bär mit 5,7 Millionen, obwohl sein Institut nur 3600 und nicht wie die UBS 65 000 Mitarbeiter hat. Joachim Strähle, der es als Chef von Sarasin nicht schafft, die Profitabilität zu verbessern, bekam für 2011 3,8 Millionen Franken. Im Ausland ein ähnliches Bild: Bei Barclays lag die Eigenmittelrendite bei mickrigen 5,8 Prozent, CEO Bob Diamond kassierte aber 17,7 Millionen Pfund, bei Citigroup haben die Aktionäre seit 2006 über 90 Prozent verloren, bei der Deutschen Bank hinterlässt Josef Ackermann ein unaufgeräumtes Haus.
Die Banker bewegen sich nur zögernd. Selbst dort, wo eine Mehrheit der Aktionäre gegen die Vergütung war wie bei der Citigroup, wurden die Löhne nicht reduziert – das Votum ist rechtlich nicht bindend. Bei Barclays wurde immerhin beschlossen, die Hälfte der Leistungsprämie von Diamond für 2011 einzubehalten. Bei der CS wurden die Löhne gegenüber dem Vorjahr gesenkt – Dougan bekam für 2010 noch 12,8 Millionen –, an der Grundeinstellung ändert sich aber wenig. Der CS-CEO verwies wenige Tage nach der GV in einem Interview einmal mehr auf die «weltweite Wettbewerbssituation». Erste Topbanker stellen aber in Frage, dass man die Leute hoch entlöhnen müsse, um sie zu halten. James Gorman, CEO von Morgan Stanley – Lohn 10,5 Millionen Dollar –, räumte ein: «Nur weil jemand anderer in etwas gut ist, heisst das nicht, dass auch du darin gut bist.»