Zwar hat sich Werner Helfensteins Basler Baugruppe Batigroup in den letzten 12 Monaten durchaus achtbar aus der Affäre gezogen, doch übermässig Freude machen weder das Resultat ? immerhin im schwarzen Bereich ? noch der segensreiche Auftragsbestand von etwa 1,1 Mrd Fr. für 2003.
Der Batigroup-CEO: «Wir stellen uns darauf ein, dass wir weiterhin mit knappesten Margen zu budgetieren haben.» Umgesetzt auf die nächsten Jahre bedeutet dies: In guten Zeiten verdient eine Ebit-Marge von 3% des Umsatzes bereits das Prädikat «Sehr gut»; in mittleren Jahren dürfte sich die Umsatzrendite hingegen bei knapp 2% oder gar darunter einpendeln. Helfenstein wagt keinen Blick auf andere Branchen: «Sonst müssen wir uns fragen, wieso wir überhaupt zur Arbeit gehen ...»
An der Lage wird sich nichts ändern. Wie schon früher nicht. Denn kurz- wie mittelfristig werden die Kernprobleme der schweizerischen Bauwirtschaft ? einmal mehr und nicht zum erstenmal ? kaum aus der Welt geräumt. Es sei denn, die Baumeister, allen voran die gewerblich orientierten Klein- und Mittelunternehmen, machen eine 180-Grad-Kehrtwende und lernen endlich rechnen.
Neu ist diese Forderung nicht. Aufträge werden zu Dumpingpreisen hereingeholt. Neuerdings auch im Untertagbau, der sich in den letzten Jahren gegen Preisdrückerei eher noch resistent gezeigt hatte. Aber auch hier gilt neuerdings: Überkapazitäten führen zu tiefen Offerten ? vor allem dann, wenn es Auslastungslücken zu überbrücken gilt.
*Abbau der Kapazitäten bleibt Wunschtraum*
Helfenstein doppelt nach: «Es ist eine bittere Erkenntnis. Der zwingend notwendige Abbau der Kapazitäten wird verhindert.» Somit wird sich die Lage des Bauhauptgewerbes, und damit verbunden auch der Zulieferer, nicht verbessern. 2002 dürfte, auf Stufe Rohbau, in der Schweiz im Vorjahresvergleich für rund 3% weniger gebaut worden sein. Und auch der Auftragseingang für 2003 verspricht Wolken am Himmel: Werden die grossen Neat-Lose am Gotthard und am Lötschberg ausgeklammert, so verharrt der Bau auf Vorjahresstufe, wenn nicht leicht darunter.
*Auf keinen Fall
staatliche Hilfe*
Gegen ein Aufrechterhalten der heutigen Strukturen spricht sich auch der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) aus. Werner Messmer, seit Jahresbeginn SBV-Zentralpräsident, weiss, dass viele mittelständische Bauunternehmen ums Überleben kämpfen, herrührend aus einem gegenüber früher erheblich verschärften Preis- und Wettbewerbsdruck und rückläufigen Investitionen in den privaten Wohnungsbau. Den Ruf nach mehr Staatsintervention, wie von linken Kreisen und Gewerkschaften lanciert, hält Messmer aber für verfänglich: «Ich halte nichts von weiteren Investitionsprogrammen, die auf Pump finanziert werden mit zusätzlichem Geld, das unser Staat nicht hat.» Staatliche Hilfsprogramme nützten in der Regel den Falschen, den so oder so wettbewerbsschwachen Unternehmen. Messmer: «Der unausweichliche, noch längst nicht abgeschlossene Strukturwandel wird damit nur unnötig verlängert.» Ein Aufschwung sei so oder so nicht in Sicht. Historisch tiefe Hypothekarzinssätze und tiefe Handwerkerpreise vermögen den Bau nicht anzukurbeln, die allgemeine wirtschaftliche Verunsicherung erweist sich als Bremsklotz.
Ein Dorn im Auge sind dem SBV auch die landwirtschaftlichen Baugenossenschaften, die sich den Gesamtarbeitsverträgen trotz Allgemeinverbindlichkeits-erklärung entziehen und damit die Bauwirtschaft unverblümt konkurrenzieren. Natürlich mit noch tieferen Preisen ... SBV-Direktor Daniel Lehmann: «Für baugewerblich tätige Landwirte müssten zumindest die gleichen Rahmenbedingungen wie für die Bauunternehmer gelten.»
Überkapazitäten prägen auf längere Zeit hinaus das Bild der Branche.
Von Markus Köchli
am 26.03.2003 - 17:26 Uhr
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