Bei einem harten Brexit rechnet die Regierung in London einem Medienbericht zufolge mit Engpässen bei Lebensmitteln, Benzin und Medikamenten. Sollte Grossbritannien kein Austrittsabkommen mit der EU abschliessen, drohe zudem eine Blockade an den Häfen.Auch sei eine harte Grenze zu Irland möglich, schreibt die Zeitung «Sunday Times» unter Berufung auf Regierungsdokumente.
Verzögerungen bis drei Monate
Die Behörde Cabinet Office prognostiziere in diesen Unterlagen die wahrscheinlichsten Nachbeben eines ungeordneten EU-Austritts Grossbritanniens. Demnach müssten Lastwagen wegen der Zollkontrollen mit Verzögerungen von bis zu zweieinhalb Tagen rechnen. An den Häfen dürften die Störungen bis zu drei Monate dauern, bis sich der Zustand etwas verbessere. Ausserdem könnte es zu landesweiten Protesten kommen.
Der britische No-Deal-Beauftragte Michael Gove bezeichnete die Papiere zu den Szenarien eines EU-Austritts ohne Abkommen als veraltet. Sie würden den schlimmsten Fall widerspiegeln; inzwischen gehe man nur noch von kleineren Hindernissen aus.
Widerstand im Unterhaus
Premierminister Boris Johnson hat angekündigt, den Brexit spätestens am 31. Oktober vollziehen zu wollen - mit oder ohne einem Abkommen mit der EU. Ende Juli hatte Johnson erklärt, die Vorbereitungen für einen Austritt ohne Vertrag in allen Bereichen zu beschleunigen - von den Häfen über Banken bis zu den Spitälern.
Mit seinem harten Kurs dürfte Johnson jedoch auf Widerstand im Unterhaus stossen, das sich Mitte März explizit gegen einen ungeregelten Brexit ausgesprochen hatte. Allerdings fand auch der von Johnsons Vorgängerin Theresa May mit der EU ausgehandelte Austrittsvertrag im Parlament keine Mehrheit.
(sda, bar)