Die Auffahrtswoche entpuppte sich für den Schweizer Bekleidungsmarkt zur Niederfahrtswoche. Zuerst gab die Modekette Spengler bekannt, dass sie auf Ende Januar 2005 den Versandhandel aufgeben und das Filialnetz straffen will. Rund 200 Stellen werden am Hauptsitz in Münchenstein abgebaut. In der gleichen Woche entschloss sich die Globus-Gruppe, dass sie ihre Oviesse-Läden schliesst. 395 Arbeitsplätze sind davon betroffen. Nun prüft der Kleiderkonzern Vögele, ob er die Oviesse-Läden übernehmen soll.

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Ein kurzes Aufatmen ging durch die Branche, denn zwei Mitbewerber sind weggefallen. Die Bereinigung ist damit allerdings nicht abgeschlossen. Denn die Umsätze im Bekleidungsmarkt liegen laut dem Hergiswiler Marktforschungsinstitut IHA-GfK auch dieses Jahr mit 3 bis 4% im Minus. Und bereits wird gerätselt: Welches ist die nächste Modekette, die aufgeben oder abbauen muss? Als nächstes Opfer wird PKZ genannt, weil dessen Umsatzeinbusse letztes Jahr mit 9,3% Minus über dem Branchendurchschnitt von 7,7% minus lag. Auch Schild wird als Opfer gehandelt, weil das Unternehmen Verlust schreibt.

Dagegen spricht aber, dass PKZ immer noch einen Cashflow von über 10% ausweist, wie PKZ-Chef Olivier Burger betont, und Schild würde nicht derart in sein Flaggschiff bei der Zürcher Bahnhofstrasse investieren, wenn sie bald aufgeben würden. Allerdings will Schild Mitte Jahr seine Filiale in Olten schliessen, und zwei weitere Filialen sollen später liquidiert werden. CEO Meinrad Fleischmann erklärt aber: «Trotz rauem Konsumklima konnten wir unsere Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr leicht verbessern.»

Fein-Kaller ohne Damenmode

Bereits stark reduziert hat die Modekette Fein-Kaller ihr Filialnetz im letzten Jahr. Sie hat ihre vier Damenmodefilialen in Zug, Luzern, Baden und Basel geschlossen. In Zug und in Baden hat sie gleich auch noch die angegliederten Herrenmodegeschäfte aufgegeben. «Die vier Etagen in Zug waren zu gross, um es allein als Herrengeschäft weiterzuführen», erklärt Thomas Fein, Firmeninhaber und Delegierter des Verwaltungsrates von Fein-Kaller. Er hatte vor zwölf Jahren auf die Damenmode gesetzt, aber «es hat uns zu wenig Rendite gebracht, darum konzentrieren wir uns wieder ganz auf das Kerngeschäft der Herrenmode.» Fein-Kaller beschäftigt 100 Personen und betreibt sechs Herren-Filialen in Zürich, Luzern, Basel, Bern, Locarno und Lugano.

Fein-Kaller wird in der Branche als strauchelnder Kandidat gehandelt. Umsatzzahlen gibt das Unternehmen nicht bekannt. CEO Fein gesteht aber, dass die Umsatzeinbusse letztes Jahr im zweistelligen Prozentbereich lag. «Dieses Jahr können wir aber den Umsatz halten.» Er ist bezüglich seines Unternehmens zuversichtlich. Schliesslich sei sein Unternehmen mit der Liegenschaft an der Zürcher Bahnhofstrasse gut gepolstert.

Noch nie wurde der Bekleidungsmarkt so heftig geschüttelt. In den letzten beiden Jahren verzeichnete er laut dem Marktforschungsinstitut IHA-GfK eine Umsatzeinbusse von 10%. Der Textilmarkt ist in der Schweiz ein knallharter Verdrängungsmarkt, in dem internationale Ketten wie H&M immer mehr Marktanteile erobern und neue erfolgreiche Ketten wie Zara in den schrumpfenden Markt drängen. Die schwedische Modekette H&M hat 2003 zwei neue Filialen eröffnet und 2% an Umsatz zugelegt.

Kleider in Hülle und Fülle

Wolfgang Giehler, Leiter Bekleidungsmarkt beim Marktforschungsinstitut IHA-GfK, weist neben den zurückhaltenden Konsumenten auch den Textildetaillisten Schuld an den Umsatzeinbrüchen in der Branche zu. «Die Sommersaison hat erst angefangen, und bereits werden die Kundinnen und Kunden mit Rabatten angelockt.» Das erziehe die Konsumenten zu Schnäppchenjägern. Noch keine Beruhigung an der Textilfront sieht Armin Haymoz, Geschäfstführender Präsident des Schweizer Textildetaillisten-Verbandes Swiss Fashion Stores: «Die Überkapazitäten sind immer noch so hoch, dass sie in der Schweiz damit 10 Mio Personen einkleiden könnten.» Haymoz glaubt, dass einzelne Modeketten ihr in den letzten Jahren stark ausgebautes Filialnetz wieder zurückfahren müssen.