Das Tal der Tränen», sagt Leonhard Fopp, oberster Repräsentant der Gilde der Management-Consultants, «ist für die Unternehmensberater durchschritten.» Seinen Optimismus sieht der Präsident der Association of Management Consultants Switzerland (Asco) in einer Umfrage bestätigt, die der Branchenverband bei der Zürcher Hochschule Winterthur (ZHW) in Auftrag gab und bei 75 CEOs und 25 gewichtigen Beratungsunternehmen durchführen liess.
Ähnlich sieht das auch Andreas Bürge, Partner bei Roland Berger: «Die Mehrzahl der Unternehmen hat die operativen Kosten im Griff», meint er. «Jetzt geht es darum, die Grundlagen für kontrolliertes Wachstum zu schaffen.» Das mit gutem Grund: «Unternehmen, die längerfristig nicht mehr wachsen, werden nicht überleben», sagt Bürge.
Für die Berater heisst dies, dass das Business nach Jahren des Darbens wieder anzieht. Trotzdem müssen sich die Berater in ihrem Verhältnis zu den Auftraggebern auf eine neue Zeit einstellen: Die Projekte, die vergeben werden, sind vom Umfang her eher kleiner, die Berater werden gezielter und mit einem engeren Fokus eingesetzt als noch zu Zeiten der letzten Hochkonjunktur. Die Umfrage unter Schweizer CEOs hat zudem ergeben, dass ein überdurchschnittlicher Nachholbedarf besteht bei strategischem und konzeptionellem Know-how – allerdings werden Berater dort nur dann eingesetzt, wenn sie nachweisbar Erfolg haben.
Die Branche der Berater tut gut daran, sich in ihrem Dienstleistungsangebot an den gewandelten Bedürfnissen der Auftraggeber zu orientieren. Die Megatrends in heimischen Unternehmen, so zeigt die Umfrage, gehen klar in Richtung kürzerer Lebenszyklen der Produkte, verstärkten Auslagerns aller Aktivitäten, die nicht zum Kerngeschäft gehören, sowie eines verstärkten Zwangs zu Marktführerschaft und Innovation. Andere, früher stark gepflegte Domänen des Beratens wie Costcutting und Coaching treten in den Hintergrund.
Die Kundschaft erwartet von den Beratern individuelle Dienstleistungsangebote. Standardlösungen seien nicht mehr im gleichen Ausmass gefragt wie auch schon, kommentiert René Rüttimann, der die Asco-Studie verantwortet. Wo dies aus eigener Kraft nicht gewährleistet werden kann, müssten die Beratungsunternehmen Partnerschaften prüfen.
Aus den CEO-Befragungen geht weiter hervor, dass in den Augen der Chefs die Fähigkeit zur Innovation zum kritischen Erfolgsfaktor der Unternehmen avanciert ist.
In dieser Hinsicht besteht auch bei den Beratern Nachholbedarf, ein für dieses Kundenbedürfnis sensibilisierter Berater hat einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. «Verbesserung der Wertschöpfung einer Organisation», heisst es in der Studie, sei das Potenzial des erfolgreichen Beraters. Das habe entscheidend mit dessen Innovationsfähigkeit zu tun. RL