Letztes Jahr schloss die Textilfirma Switcher ihre Türen. Der Konkurs des Waadtländer Unternehmens bedeutete das Aus für eine der populärsten Kleidermarken der Schweiz: Jeder kannte die ökologischen und zu fairen Bedingungen produzierten T-Shirts oder Hosen mit dem lustigen Wal-Logo. Jetzt, nur gut ein Jahr später, sind bereits wieder Switcher-Kleider erhältlich: Das Berner Unternehmen Werk 5 lanciert die Marke neu.
Das KMU war früher einer der grössten Wiederverkäufer von Switcher – und will das Verschwinden der Marke nicht hinnehmen. «Der Schweizer Markt hat unter dem Ende von Switcher gelitten. Wir haben eine Chance gesehen und wollen sie nutzen», sagt Werk 5-Manager Marc Joss zu handelszeitung.ch. Switcher sei eine der letzten Schweizer Premiummarken in der Flut von ausländischen Produkten gewesen. «Mir ihr konnten wir uns abheben», so Joss. Werk 5 verkauft Arbeitskleider und Werbetextilien direkt an Unternehmen. Dieses Geschäft mit Firmenkunden war auch die Spezialität von Switcher.
Ein Konkurs mit vielen Nebengeräuschen
Ein so breites Angebot wie Switcher plant Werk 5 indes nicht. Die Kollektion umfasst vorerst sechs Artikeln, mit total 20'000 Stück auf Lager. Zum Vergleich: Switcher hatte über 5 Millionen T-Shirts, Hosen oder Sweatpants gelagert. «Wir kochen auf kleiner Flamme», sagt Joss.
Die Zurückhaltung des Unternehmens kommt nicht von ungefähr. Denn Switcher war mit Getöse untergegangen. Durch den Konkurs kamen viele Personen zu Schaden, Switcher hatte millionenhohe Schulden. Und Firmengründer Robin Cornelius lieferte sich einen Rechtsstreit mit den indischen Besitzern von Switcher, an die er die Mehrheit an seinem Unternehmen einige Jahre zuvor verkauft hatte.
Exklusiver Vertrag für die Schweiz
Werk 5 schliesst nicht aus, dass es wegen diesem turbulenten Ende der Marke noch Probleme bekommt. Rechtlich sieht sich das KMU aber abgesichert. Die Berner haben eine Vereinbarung mit dem Singapurer Unternehmen, welches die Marke besitzt, und darf Switcher exklusiv in der Schweiz verwenden. Und mit den indischen Ex-Besitzern von Switcher hat Werk 5 nichts zu tun: Zwar stammen die Kleider teilweise auch aus Indien, aber von einem neuen Lieferanten.
Was Switcher-Gründer Robin Cornelius von Werk 5s Vorstoss hält, weiss Manager Marc Joss nicht. «Wir haben keinen direkten Kontakt.» Joss war 15 Jahre bis zum Konkurs für Switcher tätig, zuletzt als Marketingleiter. «Ich habe damals die Türen geschlossen.»
Die Investoren kriegten kalte Füsse
Marc Joss hatte letzten Sommer versucht, die Marke zu retten. Sogar Investoren konnte er für die Auffanggesellschaft gewinnen – doch die Geldgeber kriegten wegen der rechtlichen Querelen kalte Füsse. «Sie wollten eine wasserdichte Lösung», sagt Joss. Nun wagt Werk 5 den Neustart, es sei ein «kalkuliertes Risiko», so Joss.
Das Unternehmen plant nicht langfristig. Vielleicht wird Werk 5 nur vorübergehend zur neuen Schweizer Adresse für Switcher. Denn die Singapurer Markeninhaberin möchte gerne jemand finden, der Switcher wieder im grossen Stil lanciert. Falls das Vorhaben gelingt, würde sich Werk 5 nicht quer stellen. Joss kann sich vorstellen, dass ein allfälliger Investor von der Vorarbeit von Werk 5 profitieren würde – und beispielsweise am Lager interessiert wäre. «Wir wären gerne Teil einer solcher Lösung», sagt Joss.